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Vom Rosenduft zu Nylon und den Kunststoffen
22.04.2016
Butadien und Isopren: wichtige Zwischenstoffe in der Kunststoffproduktion
Butadien und Isopren sind Zwischenprodukte in der Herstellung von Nylon, hochschmelzenden Kunststoffen (ABS-Polymere) und Gummiprodukten. Bislang wird Butadien aufwendig durch Spaltung von Erdöl erzeugt. Deshalb hat die chemische Industrie großes Interesse an Energie-ökonomischen Alternativen zur Butadien-Synthese. Jährlich werden unter erheblichem Energieverbrauch über 10 Millionen Tonnen Butadien und Isopren aus fossilen Brennstoffen erzeugt, ein Markt von über 15 Milliarden Euro. Die hohen Ölpreise und steigender Bedarf lösten vor einigen Jahren eine intensive Suche nach alternativen Herstellungsmethoden aus. Für die Umstellung auf nachwachsende Rohstoffe als Ausgangsmaterial und für die energiearme Herstellungsweise werden Biokatalysatoren benötigt. Die katalytischen Fähigkeiten der Linalool Dehydratase/Isomerase eignen sich ideal für diese Aufgabe. Aufbauend auf der Entdeckung des Enzyms durch Bremer Forscher im Jahre 2010 liegen inzwischen zahlreiche Patentanträge und Patente zur Nutzung dieses Enzyms bei der Herstellung von Butadien und Isopren vor.Substratbindung am Enzym sichtbar gemacht
Um das Enzym effektiv in der Industrie einsetzen zu können, muss man dessen innere Architektur kennen und wissen, wie und wo die eigentliche Umsetzung stattfindet. Jetzt ist es Sina Weidenweber und Ulrich Ermler vom Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt und Robert Marmulla und Jens Harder vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen gelungen, die molekulare Struktur des Enzyms aufzuklären. Das Enzym ist aus fünf identischen Untereinheiten zusammengesetzt und hat eine einzigartige Bindungsstelle für die Monoterpenalkohole. „Es war in den letzten Jahren sehr erfreulich, die schnelle Nutzung unserer Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in der angewandten Industrieforschung zu sehen. Die Linalool Dehydratase/Isomerase-Struktur und die damit verbundene genaue Kenntnis der Geraniol- und Myrcen-Bindungstellen und des Katalysemechanismus werden es den industriellen Firmen jetzt ermöglichen, dieses eigentlich Monoterpene abbauende Enzym für die biotechnologische Produktion von Butadien und Isopren zu optimieren.“, sagt Jens Harder.Originalveröffentlichung
Weidenweber, Sina; Marmulla, Robert; Ermler, Ulrich; Harder, JensX‑ray structure of linalool dehydratase/isomerase from Castellaniella defragrans reveals enzymatic alkene synthesis.
FEBS Letters 2016, doi 10.1002÷1873−3468.12165 Quelle: idw