Mit dem “Industrial Biotechnology Forum” (IBF) 2016 startete am 14./15. März unsere neue wissenschaftliche Konferenzreihe zur Industriellen Biotechnologie. Zur Auftaktveranstaltung kamen ca. 170 Wissenschaftler aus Akademie und Industrie, sowie Vertreter aus der Politik an der TUM-Fakultät für Maschinenwesen in Garching zusammen. Das IBF ist eine gemeinsame Veranstaltung der IBB Netzwerk GmbH und des TUM-Forschungszentrum für Weiße Biotechnologie. Die Konferenzreihe soll in Zukunft alle zwei Jahre stattfinden.
Die erste IBF-Konferenz fand vom 14.-15. März 2016 in Garching bei München statt; ca. 170 Wissenschaftler aus Akademie und Industrie nahmen an der Veranstaltung teil.
16 internationale Speaker präsentierten aktuelle Trends, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Technologieansätze im Bereich der Industriellen Biotechnologie.
Während der Postersession entstanden lebhafte Diskussionen um die 62 ausgestellten Poster.
Das Verbundprojekt "Advanced Biomass Value" war mit einem Stand auf dem IBF 2016 vertreten.
+++ Alle Fotos zum IBF2016 finden Sie in unserer Bildergalerie +++ Neben dem eigentlichen wissenschaftlichen Vortragsprogramm mit Beiträgen von international bekannten Experten, zeigten sowohl das Präsidium der Technischen Universität München (TUM) als auch das Bayerische Staatsministerium Präsenz zum Start der neuen Konferenzreihe. Messestände von 2mag AG, Eurofins Genomics sowie von GE Healthcare ergänzten die Veranstaltung, und das Verbundprojekt “Advanced Biomass Value” informierte in einer umfangreichen Ausstellung über Algenforschung. Außerdem fanden am ersten Veranstaltungstag Filmaufnahmen vom Wissenschafts- und Technologie-Sender HYPERRAUM.TV statt. In zwei Videos berichten Prof. Dr. Ulrich Schwaneberg, RWTH Aachen, und Prof. Dr. Uwe Sauer, ETH, Zürich detailiert über ihre Forschung.
1. Tag
Nach einer kurzen Einführung durch die Organisatoren Prof. Dr. Zorbas, IBB Netzwerk GmbH, und Prof. Dr.-Ing. Weuster-Botz, Technische Universität München, folgten Eröffnungsreden von TUM-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann sowie von Dr. Ronald Mertz, Abteilungsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Beide begrüßten die Initiative, mit dem IBF ein internationales Diskussionsforum zur Industriellen Biotechnologie am Standort Bayern zu etablieren. Im Anschluss an die Reden starteten die wissenschaftlichen Sessions. Die Moderation übernahm an beiden Veranstaltungstagen das wissenschaftliche Kommittee aus Mitgliedern des TUM-Forschungszentrum für Weiße Biotechnologie. Erster Speaker der Session “Enzyme Engineering” war Dr. Miguel Alcalde, CSIC Madrid. Sein Team nutzt das Prinzip der “Directed Evolution” um geeignete Enzyme zur Spaltung von Lignin herzustellen. Im Anschluss diskutierte Prof. Dr. Ulrich Schwaneberg, RWTH Aachen, Möglichkeiten und Grenzen der “Directed Evolution”; außerdem stellte er eine Plattform vor, mit der effizient neue Enzyme generiert werden können. Dr. Wolfgang Schwarz, TUM Lehrstuhl für Mikrobiologie, berichtete über aktuelle Entwicklungen aus dem Projekt FasCiPlex, das sich mit der enzymatischen Spaltung von Zellulose aus Biomasse beschäftigt. Im letzten Vortrag der Session stellte Dr. Martin Hofrichter, Technische Universität Dresden, eine neue Familie von Biokatalysatoren aus Pilzen vor, die Sauerstoff transferieren können. In die Session “Metabolic Engineering” führte Prof. Dr. Uwe Sauer, ETH Zürich, mit seinem Vortrag “From Tinkering to Metabolic Engineering” in die Modellerierung metabolischer Interaktionen und Signalwege ein. Prof. Dr. Volker F. Wendisch, Universität Bielefeld, berichtete über Optimierung am Bakterium C.glutamicum; bei flexiblem Rohstoffeinsatz sollen damit neue Bioprodukte hergestellt werden. Im folgenden Vortrag stellte Dr. Alberto Marin-Sanguino, Technische Universität München, einen systembiologischen Ansatz vor, mit dem durch die Kombination von Berechnung und Experiment neue Einblicke in Halophil-Organismen gewonnen werden konnten. Zum Abschluss der Session präsentierte Dr. Mislav Oreb, Goethe-Universität Frankfurt, synthetische subzelluläre Komplexe um z.B. Enzyme in Hefebakterien einzusetzen. Nach dem Vortragsprogramm fand am späten Nachmittag bei Bier und Brez’n die Postersession statt. Dabei entstanden lebhafte und engagierte Diskussionen rund um die 62 ausgestellten Poster. Zusätzlich bewertete eine Jury die ausgestellten Poster. Jurymitglieder waren Prof. Dr. Georg Sprenger, Universität Stuttgart, Dr. Martin Krehenbrink, Cysal GmbH, und Dr. Carsten Bornhövd, Wacker Chemie AG. Auf die drei Gewinner warteten vom Springer-Verlag gesponserte Posterpreise. Den Abschluss des ersten Tages bildete das Conference Dinner, das ebenfalls in der TUM-Fakultät für Maschinenwesen stattfand. Für musikalische Untermalung am Piano sorgte Sarah Mettenleiter.
2. Tag
Der zweite Veranstaltungstag startete früh morgens mit der Session “Bioprocess Engineering”. Erster Speaker war Prof. Dr. John Woodley, Technical University of Denmark. Um geeignete Biokatalysatoren zu entwickeln, optimiert sein Team sowohl die Katalysatoren als auch die Prozesse. Im Anschluss stellte Prof. Dr. Wolfgang Wiechert, Forschungszentrum Jülich, seine Technologie zur Einzelzellkultivierung vor, mit der Biotechnologische Prozesse unter konstanten und definierten Bedingungen beobachtet werden können; mehrere Videos zeigten sowohl die Technologie als auch Ergebnisse. Im Anschluss stellte Prof. Dr. Kathrin Castiglione, Technische Universität München, ihre Technologie der “cellular envelopes” vor, mit der spezifische Enzyme produziert und gleichzeitig immobilisiert werden können. Der letzte Vortrag der Session kam aus der Industrie; Dr. Mich Hein, Electrochaea in Planegg, berichtete über die “Power to gas”-Technologie von Electrochaea, die in einer Demonstrationsanlage in Dänemark bereits umgesetzt wird. Nach einer kurzen Kaffeepause begann die letzte Session “Bioseparation Engineering”. Prof.dr.ik. Luuk A.M. van der Wielen, Delf University of Technology führte mit seinem Vortrag in das Thema “downstream processing” ein und diskutierte die Anwendung in Bioraffinerien. Anschließend berichtete Prof. Dr. Jürgen Hubbuch, Karlsruher Institut für Technologie, über Prozessentwicklung im pharmazeutischen Bereich. Dr. Paula Fraga-García, Technische Universität München, nutzte magnetische Nanopartikel als Botenstoffe. Den Abschluss bildete wieder ein Vortrag aus der Industrie; Dr. Wouter van Hecke, VITO in Mol/Belgien, erläuterte Möglichkeiten um Fermentationsprozesse effektiver zu nutzen. Das Vortragsprogramm endete am frühen Nachmittag des zweiten Veranstaltungstags. Im Anschluss wurden die Gewinner der Posterpreise bekanntgegeben; in Anwesenheit des Jurykommittees überreichte Prof. Zorbas Büchergutscheine an die drei Gewinner. Nach Danksagungen und der offiziellen Verabschiedung, konnten sich die Teilnehmer draußen an einem kurzen Imbiss stärken. Den Abschluss der Veranstaltung bildete für angemeldetet Teilnehmer die Konferenztour zum TUM-Technikum für Weiße Biotechnologie in Garching und zum TUM-Algentechnikum in Ottobrunn. Mitarbeiter der TUM erklärten in beiden Anlagen über Ausstattung und Möglichkeiten, sowie über laufende Projekte und Ziele. Wegen der großen Nachfrage wurden zwei Teilnehmergruppen organisiert.