Ökobilanz-Analysen
Ist Industrielle Biotechnologie immer besser?
Die OECD hat in 21 Fallstudien aufgezeigt, dass durch die Anwendung der Industriellen Biotechnologie in der Chemischen Industrie eine Reduktion der Betriebskosten und der Umweltbelastungen erzielt werden kann. Die betrachteten Verfahren und Produkte haben also eine positive Ökobilanz.
Doch nicht immer sind die derzeit möglichen biotechnologischen Methoden und Produkte unter Umweltgesichtspunkten vorteilhaft. Analysen der BASF AG von 2003 und 2004 für die Herstellung von Astaxanthin und Indigo haben gezeigt, dass in diesen Fällen die etablierten, chemisch-technischen Produktionsmethoden die bessere Ökoeffizienz aufweisen.
Daraus wird klar, dass nicht jedes biobasierte, biotechnologisch hergestellte Produkt auch eine positive Ökobilanz hat. Diese Bilanz kann mittels speziell entwickelter Methoden, sogenannter Ökoeffizienz-Analysen erstellt werden. Sie dienen als „[…] Instrument[e] zur ganzheitlichen, vergleichenden Beurteilung von Produkten und Prozessen. Die Ökoeffizienz-Analyse überprüft den Lebensweg eines Produktes/Prozesses von der Wiege bis zur Bahre, also von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und Verwendung des Produkts bis zur Entsorgung. […] Die Ökoeffizienz-Analyse hilft, Nachhaltigkeit messbar zu machen: Bei der Methode handelt es sich um ein umfassendes, modernes, strategisches Werkzeug für Entscheidungsträger und Kunden. Sie betrachtet sowohl Umwelteffekte als auch ökonomische Faktoren und gewährleistet so eine Balance zwischen Ökologie und Ökonomie.“ [1]
Nicht nur CO2-Emissionen im Herstellungsverlauf und biologische Abbaubarkeit eines Produktes sind ausschlaggebende Aspekte, vielmehr müssen auch weitere umweltrelevante Parameter in Betracht gezogen werden:
Wirkungskategorie | (Umwelt-)Relevante Parameter |
Ressourcenbeanspruchung, kumulierter Energieaufwand | Fossil, nuklear, regenerativ und Wasserkraft |
Treibhauseffekt | CO2, CH4, N2O, CF4 |
Versauerung | NOx, SO2, H2S, HCl, HF, NH3 |
Eutrophierung (terrestrisch) | NOx, NH3 |
Eutrophierung (aquatisch) | Pges, CSB, Nges, NH4+, NO3- |
Zerstörung der Ozonschicht | Benzol, CH4, NMVOC, VOC, Formaldehyd |
Humantoxizität | Benzo(a)pyren, Blei, Cadmium, SO2, Staub |
Ökotoxizität | NH3, FH, SO2, SH2, NOx, NH4+, AOX, Chlorid, Kohlenwasserstoffe |
Abkürzungen: CSB = Chemischer Sauerstoffbedarf, Maß für die Menge an Sauerstoff, die zur Oxidation aller im Wasser enthaltenen organischen Stoffe benötigt wird; NMVOC = non-methane volatile compounds, englische Abkürzung für flüchtige Kohlenwasserstoffe ohne Methan; VOC = volatile compounds, englische Abkürzung für flüchtige organische Verbindungen; AOX = adsorbierbare organisch gebundene Halogene, wird vornehmlich zur Beurteilung von Wasser und Klärschlamm eingesetzt. [2]
Quellennachweis:
[1] BASF — The Chemical Company: Was ist Ökoeffizienz-Analyse?
[2] Hoppenheidt et al., 2004: Entlastungseffekte für die Umwelt durch Substitution konventioneller chemisch-technischer Prozesse und Produkte durch biotechnische Verfahren — vergleichende Analyse. Bayerisches Institut für Angewandte Umweltforschung und ‑technik — BIfA GmbH (Hrsg.), Augsburg 2004, S. 8.
