FONA — CO2Plus – Stoffliche Nutzung von CO2 zur Verbreiterung der Rohstoffbasis
Fristen
- Daten des Inkrafttretens
- 25.06.2015
- Ende der Laufzeit
- 30.09.2019
- Einreichungsfrist(en)
09.10.2015, 13 Uhr!
- Förderinstitution
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Beschreibung
Im Rahmen der Fördermaßnahme „CO2Plus — Stoffliche Nutzung von CO2 zur Verbreiterung der Rohstoffbasis“ werden Verbundvorhaben im Bereich der angewandten Forschung und industriellen Forschung und Entwicklung gefördert. Ziel der Förderung ist, die Rohstoffbasis der Chemischen Industrie durch die stoffliche Nutzung von CO2 zu verbreitern und so zu einer nachhaltigen Sicherung alternativer Kohlenstoffquellen beizutragen sowie die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern. Eine systemische Betrachtungsweise und interdisziplinäre Zusammenarbeit wird erwartet.
Mit der Bekanntmachung von Richtlinien zur Fördermaßnahme „Technologien für Nachhaltigkeit und Klimaschutz – Chemische Prozesse und stoffliche Nutzung von CO2“ vom 17. Mai 2009 hat das BMBF die Forschung im Bereich der stofflichen Nutzung von CO2 erstmalig gezielt unterstützt. Damit wurde eine Grundlage zur Verbreiterung der Rohstoffbasis der chemischen Industrie geschaffen. Die Ergebnisse der Fördermaßnahme weisen auf das enorm hohe Potenzial der Projekte im Hinblick auf eine Sicherstellung der Rohstoffbasis der chemischen Industrie, aber auch im Bereich der CO2-Einsparung hin. Zudem hat sich besonders im Bereich der alternativen Kraftstoffproduktion gezeigt, dass CO2-basierte Kohlenwasserstoffe aus erneuerbarer Energie eine nachhaltige Alternative zu erdölbasierten Kraftstoffen darstellen können. Mit der neuen Fördermaßnahme „CO2Plus“ soll gezielt auf diesen Erfolgen aufgebaut werden, indem speziell chemische, aber auch biotechnologische Verfahren zur Herstellung von hochvolumigen Basischemikalien aus CO2 adressiert werden. Darüber hinaus werden Forschungsvorhaben in den beiden zukunftsträchtigen Bereichen der Elektro- und Photokatalyse, sowie der effizienteren CO2-Abtrennung unterstützt, um die technologische Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich der stofflichen CO2-Nutzung weiter auszubauen.
Als flankierende Maßnahmen sollen die Akzeptanzforschung zur stofflichen Nutzung von CO2, eine umfassende ökonomische und CO2-Stoffstromanalyse, die Erstellung einer Roadmap sowie ein Integrations- und Transferprojekt unterstützt werden. Die Fördermaßnahme ist zudem offen für europäische und internationale Zusammenarbeit, sofern ein Mehrwert für Deutschland zu erwarten ist.
Gegenstand der Förderung
Im Rahmen der vorliegenden Bekanntmachung werden Verbundvorhaben im Bereich der angewandten Forschung und industriellen Forschung und Entwicklung gefördert. Das Ziel ist, die Rohstoffbasis der chemischen Industrie durch die stoffliche Nutzung von CO2 zu verbreitern und so zu einer nachhaltigen Sicherung alternativer Kohlenstoffquellen beizutragen sowie die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern. Eine systemische Betrachtungsweise und interdisziplinäre Zusammenarbeit wird erwartet.
Vorausgesetzt wird zudem eine belastbare, wertschöpfungskettenübergreifende Bilanzierung des Lebenszyklus (life cycle assessment, LCA) der neu zu entwickelnden Prozesse bzw. Produkte. Es wird von den Zuwendungsempfängern erwartet, dass im Zuge der Umsetzung der Projekte praxisreife Lösungen avisiert bzw. Wege für eine Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse in Produkte und Dienstleistungen aufgezeigt werden. Dies ist im Verwertungsplan entsprechend darzustellen. Verfahren und neue Produkte sollen auch im sozioökonomischen Kontext gesehen werden, einschließlich z. B. der Beachtung von Akzeptanzfragen, die mit der Einführung der neuen Technologien bzw. Produkte in Verbindung stehen.
Zudem werden transdisziplinäre und branchenübergreifende Projekte entlang der CO2-Wertschöpfungskette gefördert, die zu einer besseren Verwertung von CO2 in anderen Industriezweigen zu einer Mehrwertgenerierung beitragen. Durch die Beteiligung unterschiedlicher Branchen, wie z. B. der Montan‑, Stahl- und Zementindustrie oder des Anlagenbaus kann ein größerer Hebel zur stofflichen Nutzung von CO2 generiert und neuen Geschäftsmodellen der Weg geebnet werden.
Vorhaben, die alleinig auf die Reduktion von Treibhausgasemissionen durch Erhöhung der Energieeffizienz abzielen, werden im Rahmen der vorliegenden Richtlinie nicht gefördert. Zudem können Fein- und Spezialchemikalien mit einer Jahresproduktion von unter 100 Tonnen nur dann angesprochen werden, wenn nachweislich ein spezifischer Bedarf zur langfristigen Sicherung durch alternative Kohlenstoffquellen besteht oder ein starker Synergieeffekt mit weiteren Prozessen der CO2-Nutzung besteht, der zu einem verstärkten Hebel bei der Einsparung von Treibhausgasemissionen führt.
Folgende Forschungs- und Entwicklungsthemen können gefördert werden:
- Polymere:
- Entwicklung von Verfahren zur Produktion bekannter Kunststoffe durch (teilweisen) Ersatz erdölbasierter Startmaterialien durch CO2
- Entwicklung von Verfahren zur Produktion neuer Kunststoffe oder von Kunststoffen mit neuen Eigenschaften durch direkte stoffliche Nutzung von CO2 als Ausgangsmaterial
- Entwicklung von Verfahren zur Herstellung CO2-basierter Ausgangsmaterialien für die Polymersynthese und deren Anwendung
- C1-Basischemikalien und Folgeprodukte:
- Entwicklung neuer, nachhaltiger Verfahren zur Synthese von C1-Basischemikalien durch vollständigen oder teilweisen Ersatz fossiler Rohstoffe durch CO2
- Entwicklung von chemischen Verfahren zur Herstellung hochvolumiger Basischemikalien (sogenannte Bulkchemikalien) ausgehend von CO2 oder CO2-basierten C1-Bausteinen
- Entwicklung biotechnologischer Verfahren zur direkten stofflichen Verwertung von CO2 zur Herstellung von hochvolumigen Basischemikalien
- Entwicklung von neuen, auch Industriebranchen-übergreifenden Prozessen bzw. Prozessstrategien zur Aufnahme des alternativen Rohstoffs CO2 in die bestehende Produktion
- Entwicklung von robusten Katalysatoren zur stofflichen Nutzung von unreinem CO2, z. B. aus Rauchgas oder Biogasanlagen
- Direkte elektrochemische Umwandlung von CO2:
- Entwicklung neuer Verfahren zur direkten elektrochemischen Umsetzung von CO2 in Basischemikalien oder reaktive Zwischenstufen
- Entwicklung neuer effizienter Elektrokatalysatoren ohne Einsatz von kritischen Rohstoffen
- Photokatalytische Umwandlung von CO2:
- Entwicklung aktiver photokatalytischer Systeme zur direkten Umsetzung von CO2 in Basischemikalien oder reaktive Zwischenstufen
- Entwicklung neuer effizienter Photokatalysatoren
- Effiziente Verfahren zur Abtrennung von CO2:
- aus der Atmosphäre
- aus Industrieanlagen, z. B. Stahlwerken, Zementwerken oder Chemieanlagen
- aus Biogasanlagen
- Steigerung der Akzeptanz für die Verwendung von CO2 als Rohstoff: Gerade im Hinblick auf die im Rahmen von CCS (Carbon Capture and Storage) intensiv geführte Akzeptanzdebatte der Technologie, ist eine frühzeitige Erkennung von Akzeptanztrends im Bereich der stofflichen Nutzung von CO2 ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Umsetzung der neuen Technologien. Vor diesem Hintergrund soll ein Projekt zur Steigerung der Akzeptanz neuartiger Verfahren und Produkte unter Nutzung von CO2 als Rohstoff gefördert werden. Dieses Modul kann auch als Teil des Integrations- und Transferprojektes geplant werden.
- Wissenschaftliche Stoffstromanalyse der stofflichen CO2-Nutzung mit Erstellung einer Roadmap: Es ist beabsichtigt, als übergreifendes Thema ein Projekt zur Erarbeitung einer belastbaren Zahlenbasis für die stoffliche Nutzung von CO2 zu fördern. Im Rahmen dieses Projekts sollen die relevanten CO2-Stoffströme in Deutschland und gegebenenfalls Europa erfasst, quantifiziert und klassifiziert werden. Dieses Modul kann als einzelnes Projekt, aber auch als Teil eines begleitenden Integrations- und Transferprojektes durchgeführt werden.
- Integration und Transfer: Außerdem soll ein übergreifendes Integrations- und Transferprojekt gefördert werden, das die Innovationskraft der umsetzungsorientierten Verbundprojekte durch eine gezielte Vernetzung der Verbünde untereinander sowie mit ihrem Umfeld stärken soll. Die Fördermaßnahme soll mit einschlägigen europäischen Querschnittsaktivitäten (z. B. SCOT, CO2Chem, SusChem) verknüpft werden.
- Internationale Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern ist erwünscht, wenn hierdurch ein Mehrwert für die Durchführung des Vorhabens und die Verwertung der Ergebnisse in Deutschland entsteht.
Zuwendungsempfänger
Antragsberechtigt sind Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Einrichtungen der Kommunen und Länder sowie relevante Verbände mit Sitz in Deutschland.
Verfahren
Das Antragsverfahren ist zweistufig angelegt.