Wissenschaftlerinnen von DBFZ und UFZ mit Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft geehrt
24.05.2019
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) wurde von den Preisträgerinnen ein Verfahren zur Produktion der Fettsäuren Capron- und Caprylsäure aus regionaler Biomasse entwickelt. Bei den Zielprodukten handelt es sich um Spezialchemikalien mit einem breiten Anwendungsspektrum, die z. B. im Schmiermittel‑, Reinigungsmittel- oder Kosmetiksektor eingesetzt werden können. Das entwickelte Verfahren basiert auf einem anaeroben Fermentationsprozess, in dem komplexe Substrate ohne kostenintensive Vorbehandlung eingesetzt werden können. Diesem Prozess folgt eine Abtrennungs- und Aufreinigungskaskade, welche die Gewinnung der mittelkettigen Fettsäuren aus der Fermentationsbrühe zum Ziel hat. Anschließend können die Produkte, je nach Anwendungsfeld, zu unterschiedlichen chemischen Verbindungen (Estern) weiterverarbeitet werden. In seiner Laudatio hob Dr. Hans-Christian Schaefer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) insbesondere den innovativen Charakter der Entwicklung hervor: „Die Branche braucht solche visionären Ideen, die auf Basis solider Forschungsarbeit zu echten Innovationen weiterentwickelt werden. Mit dem vorgestellten Verfahren kann die Produktpalette von Biogasanlagen erweitert werden, es entstehen neue Geschäftsmodelle, die helfen, die Anlagen auch in Zukunft wirtschaftlich zu betreiben. Schließlich werden auch neue Wege aufgezeigt, wie die chemische Industrie, regionale, nachwachsende Rohstoffe einsetzen kann und weniger fossile Rohstoffe oder aber global gehandelte, potenziell wenig nachhaltig angebaute nachwachsende Rohstoffe benötigt. Damit leisten Sie einen Beitrag zum Klimaschutz und zu einer nachhaltigen Entwicklung“ In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Vorhaben „Bio-basierte Capron- und Caprylsäure – Herstellung, Aufreinigung, Vermarktungsstrategie – CapAcidy“ (FKZ: 031B0389) wird das präsentierte Verfahren derzeit in einer Kooperation von DBFZ, UFZ und der Universität Leipzig weiterentwickelt und die Anwendung der Fettsäuren in Endprodukten durch verschiedene Industriepartner, wie der Fuchs Schmierstoffe GmbH, getestet. „Mit der Integration des Herstellungsverfahrens in bestehende Biogasanlagen kann jetzt eine gekoppelte stofflich-energetische Biomassenutzung möglich gemacht werden. Wer seine Bestandsanlagen entsprechend aufrüstet, sollte zukünftig neben Biogas und Dünger auch Fettsäuren auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Art und Weise aus Rest- und Abfallstoffen gewinnen können. Unser vorgestelltes Konzept bietet Anlagenbetreibern damit die Möglichkeit, flexibel auf die Nachfrage von Kunden und die Marktsituation reagieren zu können“, so die Preisträgerinnen. Hintergrund Biogas-Innovationskongress Der jährliche Biogas-Innovationskongress in Osnabrück ist Treffpunkt der führenden Entwickler und Forschenden der Biogasbranche sowie der Anlagenbetreiber und Investoren. Im Rahmen des Kongresses zeichnet der Deutsche Bauernverband mit einem Preisgeld von 10.000 Euro die zwei interessantesten Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft aus. Die Preisträger im Bereich Wissenschaft werden aus den Einsendungen im Rahmen des Call for Papers ausgewählt. Die Auswahl erfolgt durch eine Jury aus sieben Expertinnen und Experten, welche an nationalen Hochschulen oder Forschungsinstituten wissenschaftlich zum Thema Biogas forschen und die Beiträge nach festgelegten Kriterien wie Innovation, Praxisrelevanz, Ergebnisdarstellung und Bedeutung für den Sektor auswählen. Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von DBFZ und UFZ, 24.05.2019