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Wie die chemische Industrie die Klimaziele erreichen kann
06.04.2020

CO2 abscheiden oder Biomasse nutzen
- Ein Ansatz sieht vor, weiterhin fossile Rohstoffe zu nutzen, CO2-Emissionen jedoch konsequent abzuscheiden und im Untergrund zu speichern (Carbon Capture and Storage, CCS). Dies hätte den grossen Vorteil, dass die heutigen industriellen Herstellungsprozesse nicht verändert werden müssten. Allerdings braucht es dazu geologisch geeignete Speicherstätten, zum Beispiel tiefe Sedimentschichten, die Salzwasser enthalten. Nicht überall auf der Welt sind solche vorhanden.
- In einem anderen Ansatz würde die Industrie künftig Kohlenstoff aus CO2 nutzen, das zuvor aus der Luft oder aus Industrieabgasen abgeschieden wurde (Carbon Capture and Utilisation, CCU). Der für die chemischen Produkte benötigte Wasserstoff würde mit Elektrizität aus Wasser gewonnen. Die Produktionsprozesse würden damit stark verändert, grosse Teile der Industrieinfrastruktur müssten neu gebaut werden. Ausserdem benötigt dieser Ansatz extrem viel Strom – sechs-bis zehnmal mehr als die CCS-Variante. «Der Ansatz ist nur in Ländern mit einem CO2-neutralen Strommix zu empfehlen», sagt ETH-Professor Mazzotti. «Wir zeigen klar auf: Würde man dafür zu einem grossen Teil Strom aus Kohle-oder Gaskraftwerken nutzen, wäre dieser Ansatz für das Klima sogar deutlich schlechter als die heutige, auf fossilen Rohstoffen beruhende Produktionsweise.»
- Schliesslich wäre es auch möglich, Biomasse (Ölpflanzen, Zuckerpflanzen, Holz) als Rohstoff für die chemische Industrie zu nutzen. Dieser Ansatz braucht weniger Strom als die anderen, allerdings extrem viel Land, um die Pflanzen anzubauen: Im Vergleich zu den anderen Ansätzen wird 40- bis 240-mal mehr Land benötigt.