TUM@Freising: Klein, aber oho – Faszinierende Leistungen von Bakterien

TUM@Freising-Vortrag mit Prof. Wolfgang Liebl: Mikroorganismen sind meist mikroskopisch kleine Lebewesen, die immense Bedeutung für Mensch und Umwelt haben. Manche haben aus menschlicher Perspektive erstaunliche Eigenschaften und können biotechnologisch interessante Leistungen vollbringen, erklärt Wolfgang Liebl, Professor für Mikrobiologie an der Technischen Universität München (TUM) in Weihenstephan, in einem Vortrag aus der Reihe TUM@Freising am Donnerstag, 20. Juli 2023 um 19 Uhr im Lindenkeller Freising. Forschende der TUM School of Life Sciences berichten im Rahmen dieser Vortragsreihe regelmäßig über ihre Arbeit und laden ihr Publikum zum Dialog ein.
Bakterien und Archaeen, die beiden sogenannten Domänen prokaryontischer Mikroorganismen, beinhalten eine breite Vielfalt verwandtschaftlich wie physiologisch höchst unterschiedlicher Organismen. Manche davon besitzen aus menschlicher Sicht sehr ungewöhnliche Eigenschaften und wachsen beispielsweise bei siedend heißen oder eiskalten Temperaturen oder bevorzugen sehr saure oder basische Wachstumsbedingungen. Manche können biokatalytisch interessante Eiweiße (Enzyme) bilden oder aus Rest- und Abfallströmen der Land- und Forstwirtschaft nützliche Verbindungen produzieren, andere für Mensch und Tier toxische Gase als Wachstumssubstrat verwerten oder für andere Mikroorganismen toxische Verbindungen bilden. Der Vortrag stellt beispielhaft einige solcher Mikroorganismen vor, sowie Strategien, um manche ihrer biotechnologisch relevanten Eigenschaften nutzbar zu machen.
Mikrobielle Biodiversität ist immens, aber großteils noch nicht erforscht
In ihren natürlichen Habitaten kommen Mikroorganismen meist als mehr oder weniger komplexe Gemeinschaften ganz unterschiedlicher Mikroben vor. Durch die Untersuchung molekularer Marker, die aus Umweltproben isoliert werden können, lassen sich die Zusammensetzungen der Mikrobengemeinschaften analysieren. Allerdings ist der Großteil der Mikroorganismen in natürlichen Habitaten bisher nicht als Reinkultur kultiviert, was deren genauere Charakterisierung verhindert und auch die Nutzbarmachung der ungeheuren Vielfalt mikrobieller Stoffwechseleigenschaften erschwert. Zur Erschließung des biotechnologischen Potentials der bisher unkultivierten mikrobiellen Diversität können molekulargenetische Methoden entwickelt und eingesetzt werden. In seinem Vortrag beschreibt Prof. Wolfgang Liebl, Leiter der Professur für Mikrobiologie an der TUM School of Life Sciences, als Beispiel für derartige Methoden die Entwicklung alternativer Klonierungswirte für die Untersuchung von Metagenomen. Damit kann man sich auf die Suche nach Genen für biotechnologisch relevante Biokatalysatoren aus unkultivierten Mikroorganismen direkt aus Umweltproben machen, ohne zuvor die darin enthaltenen Organismen im Labor zu kultivieren.
Nach dem Vortrag sind alle Interessierten eingeladen, ihre Fragen an den Referenten zu stellen. Moderiert wird die Veranstaltung von TUM-Professor Philipp Benz.