Spatenstich für die Zukunft der Bioökonomie
Aus Stroh, Laub und Holz sollen in Bayern künftig Prozesse in vorindustriellem Maßstab demonstriert werden, die nachhaltigere Waschmittel, Kunststoffe, Treibstoffe oder Einsatzstoffe für die Lebens- und Futtermittelindustrie hervorbringen. Mit biogenen Ausgangsstoffen kann fossiles Öl und Gas ersetzt und die Wirtschaft nachhaltiger und zirkulär gestalten werden. Das ist das Ziel der Bioökonomie und der industriellen Biotechnologie. Um dieses Ziel zu erreichen und Bayerns Vorreiterrolle in der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft weiter zu stärken, wird im Straubinger Hafen die Mehrzweckdemonstrationsanlage BioCampus MultiPilot (BMP) mit Fördermitteln des Freistaats Bayern errichtet. Am Mittwoch fand in Anwesenheit von Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger der Spatenstich für dieses Leuchtturmprojekt statt. Bauherr der BioCampus MultiPilot ist der Zweckverband Hafen Straubing-Sand. Die Umsetzung und den Betrieb übernimmt die Hafen-Tochter BioCampus Straubing GmbH. Bei einem Projektvolumen von ca. 90 Millionen Euro kann der Bauherr auf eine Investitionsförderung des Freistaats in Höhe von 80 Millionen Euro zurückgreifen. Die Ausführung der Bau- und Ingenieursarbeiten übernehmen Swietelsky AG, Glatt Ingenieurtechnik GmbH, Bioengineering AG und Schrader GmbH.
„Über die BioCampus MultiPilot ist in den letzten Jahren viel gesprochen worden“, so Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr, der derzeit den Vorsitz im Zweckverband Hafen Straubing-Sand führt. „Jetzt sind entscheidende Meilensteine erreicht, Finanzierung und Baugenehmigung sind fixiert, die Aufträge für das Gebäude und die Prozesstechnik sind vergeben.“ Die BioCampus MultiPilot sei ein Leuchtturm der bayerischen Bioökonomie und wesentlicher Baustein einer profilgebenden Idee der Region, die auf nachwachsende Rohstoffe setze, so Pannermayr weiter.
Auch Ministerpräsident Markus Söder, der für den Spatenstich nach Straubing gekommen war, stellte in seiner Rede den Leuchtturmcharakter der BMP hervor: „Heute ist ein großer Tag für die bayerische Bioökonomie, die von den Grundpfeilern unserer Wirtschaft profitiert: Rahmen stärken und Forschung fördern“, so Söder. „Hier in der Biotech-Hochburg Straubing entstehen dank unserer Hightech Agenda die industriellen und mittelständischen Player der Zukunft. Über 100 Millionen Euro gehen in diese Region: Heute war Spatenstich für die 80 Millionen schwere Mehrzweck-Demoanlage für bioökonomische Verfahren und ein Förderbescheid über
22 Millionen für das Technologie- und Gründerzentrum.“
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger betonte: „Straubing ist seit Jahren Dreh- und Angelpunkt für nachwachsende Rohstoffe. Wissenschaft und Wirtschaft verschränken sich hier zu einem zukunftsweisenden Netzwerk. Wir haben frühzeitig in den Standort und damit in den Aufbau eines nachhaltigen Wirtschaftskreislaufs investiert. Das aktuelle Haushaltschaos gibt uns Recht, dass wir uns in Bayern nicht auf andere verlassen haben, sondern selbst vorangegangen sind. Mit der BioCampus MultiPilot und der Erweiterung des Technologie- und Gründerzentrums bauen wir unsere Vorreiterrolle in der Bioökonomie weiter aus“, so Aiwanger.
Die Bedeutung einer innovativen Infrastruktur wie der BMP für den Industriestandort Bayern wurde auch in der anschließenden Expertenrunde deutlich. Dr. Oliver Minge von der Wacker AG und Dr. Louisa Gronenberg vom Biotech Start-up Insempra waren sich mit dem Rektor des TUM Campus Straubing und Dr. Thomas Luck, dem Projektverantwortlichen der BioCampus Straubing GmbH, einig, dass die BMP als Demonstrationsanlage eine europaweite Angebotslücke schließen wird und entscheidend helfen kann, biotechnologische Verfahren und innovative, biogene Produkte schneller zur Marktreife zu bringen.
„Die BMP wird die Industrie dabei unterstützen, die Kommerzialisierung nachhaltigerer, besserer Produkte zu beschleunigen. Dafür haben wir bis hierhin Entschlossenheit und einen langen Atem bewiesen“, resümierte ZVH-Geschäftsleiter Andreas Löffert, der durch die Veranstaltung führte. „Nun hoffen wir, dass sich auch im Bereich der Gesetzgebung und Regulierung einiges bewegt, um die notwendige Transformation zu einer Bioökonomie anzuschieben.“ In seinen abschließenden Worten zeigte sich Landrat und BioCampus-Aufsichtsratsvorsitzender Josef Laumer stolz auf die Innovationskraft der Region: „Unser Dank gilt der Staatsregierung und dem bayerischen Landtag für die Förderung dieser Zukunftstechnologie in unserer Region.“ Auch MdL Josef Zellmeier habe sich als Vorsitzender des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen sehr für die BMP eingesetzt. Nun wollen wir das Vertrauen der Staatsregierung mit einem erfolgreichen Bau und Betrieb der neuen Anlage auf dem BioCampus in unserem Donauhafen rechtfertigen.