Pöyry-Analyse prognostiziert Umsätze von rund 40 Milliarden Euro pro Jahr für die Bioökonomie
19.02.2016
Um dem Klimawandel erfolgreich zu begegnen, muss im Energiebereich auf Kohlenstoff in Form von fossilen Brennstoffen verzichtet werden. Für regenerative und nachhaltige Materiallösungen ist Kohlenstoff dagegen unersetzlich. Daher ist die Zeit reif für eine „Recarbonisation Revolution”. Das ist das zentrale Ergebnis einer Untersuchung des Consulting- und Engineering-Unternehmens Pöyry. Im neuesten „Pöyry Point of View” zeigen die Analysten auf, dass Rohstoffe auf Kohlenstoff-Basis wie Lignin, Zucker, Nanozellulose und Kohlenstoffe wie Graphen enorme Chancen für CO2-neutrale Materialien und Geschäftsmöglichkeiten in Milliardenhöhe eröffnen. „In der Vergangenheit sind Begriffe wie Entkarbonisierung und kohlenstoffarme Wirtschaft so in Mode gekommen, dass wir darüber eins vergessen haben: Kohlenstoff ist die Grundlage des Lebens. Eine ‚Rekarbonisierung‘ von Materialien hat deshalb enormen Wert für die nachhaltige Entwicklung und den Kampf gegen den Klimawandel”, sagt Iris Steinweller, Principal bei Pöyry Management Consulting. Aktuell werde beispielsweise Lignin, ein wesentlicher Bestandteil von Holz, in Zellstofffabriken lediglich verbrannt und thermisch genutzt. Vorher aus dem Holz herausgelöst, könnte es dagegen unter anderem als Basis für Kraftstoffe, Harze, Chemikalien und Bio-Kunststoffe genutzt werden. Dies würde zudem die Zellstoffproduktion erhöhen. Auch Zucker, Nanozellulose und Graphen seien Bausteine für verschiedenste Chemikalien und Materialien in einer biobasierten Wirtschaft. Dabei sei der in diesen Materialien enthaltende Kohlenstoff mindestens CO2-neutral. Durch biobasierte Materialien ließe sich außerdem das CO2 aus der Atmosphäre langfristig binden und so das durch fossile Verbrennung ausgestoßene CO2 reduzieren. Berechnungen von Pöyry zeigen beispielsweise: Würde man alle Plastiktüten weltweit durch biobasierte Materialien ersetzen, könnten Emissionen in einer Höhe eingespart werden, die drei Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes entsprechen. Die „Recarbonisation Revolution” berge zudem ein enormes Geschäftspotenzial, ergänzt Kay Radtke, Head of Chemicals & Biorefining bei Pöyry: „Wenn wir nur je ein Prozent fossiler Brennstoffe, fossiler Kunststoffe und fossiler Kunststoffverpackungen durch Biomasse bzw. bio-basierte Kunststoffe und Verpackungen ersetzen, könnte die Bioökonomie damit Umsätze in Höhe von rund 40 Milliarden Euro pro Jahr generieren.” Biokomponenten wie Zellstoff, Nanozellulose, Lignin, Graphen und Biochemikalien würden künftig zusammen mit Werkstoffen wie Kunststoff, Papier, Glas, Metall und Zement zu Bio-Verbundwerkstoffen mit unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten kombiniert. Beispiele dafür sind Bio-Kunststoffe, Füllstoffe, Beschichtungen, leitfähiges Papier, wasserdichte Taschen und Batterien. Viele Unternehmen trieben die Rekarbonisierungs-Wertschöpfungskette bereits erfolgreich an, da sie zunehmend Verantwortung für die Herkunft und Verarbeitung ihrer Rohstoffe übernehmen müssten. So plane IKEA, bis zum Jahr 2020100 Prozent recyceltes Plastik in seinen Produkten zu benutzen. Außerdem habe sich Tetrapak dazu verpflichtet, Verpackungen aus 100 Prozent nachwachsenden Rohstoffen zu entwickeln. Pöyry liefert seit Jahrzehnten Consulting- und Engineering-Dienstleistungen für Unternehmen in Deutschland und weltweit. Besondere Kompetenzen liegen dabei in der Zellstoff- und Papierindustrie, Chemie, Prozessindustrie sowie dem Anlagen- und Maschinenbau. Aktuell arbeitet bei Pöyry ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Chemicals, Papier und Zellstoff sowie Management Consulting an dem Thema Rekarbonisierung. Weitere Informationen finden Sie im Pöyry Point of View „The Recarbonisation Trilogy” unter: http://www.poyry.com/sites/default/files/media/related_material/0029_recarbonisation_trilogy_web.pdf. Quelle: Pöyry Deutschland GmbH