Längst gilt als erwiesen: Wer sich mediterran ernährt und körperlich und geistig aktiv ist, wird weniger wahrscheinlich an der Alterskrankheit Demenz leiden. Vor allem Oliven scheinen dabei eine Rolle zu spielen. Doch welche Inhaltsstoffe der kleinen ovalen Frucht sind es genau, die so hilfreich wirken? Dies will ein hessischer Verbund von Forschern der Frankfurter Goethe-Universität, der Technischen Universität (TU) Darmstadt und dem Darmstädter Unternehmen N‑Zyme BioTec GmbH herausfinden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt „NeurOliv“ hat ein Projektvolumen von 1,3 Millionen Euro und wird im Rahmen der High-Tech Initiative KMU-innovativ: BioChance vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert. Die Kooperation vereint mehrere Ansätze, wobei die Initiative von N‑Zyme BioTec GmbH ausging. Ziel ist es, mit Hilfe der Olivenstoffe neue funktionelle Lebensmittel für die alternde Gesellschaft entwickeln zu können, die vor der Alzheimerkrankheit schützen. „Wir wollen prüfen, ob Olivenpolyphenole auch einen Beitrag zur Heilung der Krankheit leisten können. Daher sehen wir unsere Produkte auch im Bereich der Arzneimittel angesiedelt“, sagt Dr. Joachim Tretzel, Geschäftsführer von N‑Zyme BioTec GmbH. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollen durch die High-Tech Initiative der Bundesregierung gefördert werden. Das Team um Prof. Heribert Warzecha am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt befasst sich mit der Entwicklung neuer biotechnologischer Verfahren, um die spezifischen Pflanzenstoffe zu gewinnen. Mit den entsprechenden genetischen Informationen sollen Bakterienkulturen helfen, Inhaltsstoffe in reiner und definierter Form darzustellen. „Durch unsere neuen Techniken lassen sich das aufwendige Extrahieren von Stoffen aus Olivenblättern erleichtern und die geringen Ausbeuten deutlich verbessern“, erklärt Warzecha. „Damit sind wir bei der Produktion auch unabhängig von der saisonalen Oliven-Ernte in den Anbaugebieten“, freut sich Dr. Stefan Marx, ebenfalls Geschäftsführer von N‑Zyme BioTec. Die Arbeitsgruppe „nutritional-neuroscience“ des Lebensmittelchemikers Dr. Gunter Eckert, Privatdozent an der Goethe-Universität Frankfurt, wird die Wirksamkeit dieser biotechnologisch hergestellten Olivenstoffe testen. Dabei werden zunächst die Olivenstoffe in Zellkulturmodellen getestet, die möglicherweise vor der Alzheimer Krankheit schützen. „Wir sehen uns vor allem Veränderung in den Kraftwerken der Nervenzellen (Mitochondrien) an, die sich bei der Alzheimer-Krankheit schon früh verändern“, so Eckert. Die aktivsten Verbindungen sollen dann in einem Mausmodell der Krankheit zeigen, dass sie die Gehirnfunktion verbessern können. „Wir überprüfen die These, dass bestimmte Polyphenole aus Oliven Krankheitsprozesse im Gehirn verlangsamen, die mitochondriale Dysfunktion verbessern und somit Evidenzen für einen Schutz vor Alzheimer liefern“, fasst Fachpharmakologe Eckert sein Forschungsziel zusammen.
Über die Goethe-Universität Frankfurt am Main
Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern, fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto “Wissenschaft für die Gesellschaft” in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial‑, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften. Quelle: idw/Goethe-Universität Frankfurt am Main