Methan ist ein 25-mal stärkeres Treibhausgas als CO2, und fünf Prozent seines globalen Ausstoßes wird durch Reisfelder verursacht. „Damit die Pflanzen wachsen, werden Felder überflutetet. Das Wasser macht den Boden sauerstoffarm und schafft die richtigen Bedingungen für Mikroorganismen, die Methan produzieren“, erklärt Rainer Meckenstock, Professor für Aquatische Mikrobiologie an der UDE.
Das eine Ende isst, das andere atmet
Wie lässt sich das verhindern? Reisbauern versuchen oft, den Methanausstoß vorübergehend zu verlangsamen, indem sie Sulfat auf den Feldern verteilen. Das dänisch deutsche Team hat hingegen mit Kabelbakterien experimentiert. Erst 2012 in der Bucht vor Aarhus entdeckt, gedeihen sie oft in großen Mengen weltweit auf Meeresböden, in Seen, Bächen und im Grundwasser. Kabelbakterien gelten als Ingenieure des Ökosystems, denn sie bilden aus tausenden von Zellen zentimeterlange Ketten, die elektrischen Strom leiten können. Am unteren Ende ernährt sich die Kette von sauerstoffarmem, schwefelhaltigem Sediment und leitet die gewonnene Energie als Elektronen nach oben zur Sedimentoberfläche. Dort holt sich die Kette den Sauerstoff zum Atmen. Die Forscher haben im Labor Reis in Erde angebaut – mit und ohne Kabelbakterien. „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen: Die Reis-Töpfe mit den Kabelbakterien emittierten 93 Prozent weniger Methan als die Töpfe ohne“, sagt Vincent Valentin Scholz. Der Absolvent der UDE ist derzeit Doktorand am Zentrum für Elektromikrobiologie der Uni Aarhus. Zu erklären ist das so: „Kabelbakterien transportieren Elektronen entlang ihrer Filamente, also den Ketten, und verändern so die geochemischen Bedingungen des wassergesättigten Bodens. Sie recyceln die Schwefelverbindungen des Bodens und halten dort eine große Menge Sulfat zurück. Dies hat zur Folge, dass die Methan-produzierenden Mikroben ihre Aktivität reduzieren”, so Scholz. Die Laborbeobachtungen sind vielversprechend. Allerdings betonen die Autoren, dass nun als nächstes in Feldstudien erforscht werden müsse, ob Kabelbakterien in Reisfeldern gedeihen können. Quelle: UDE, Meldung, 21.04.2020