Aktuelles
Innozym – Effiziente Herstellung industrierelevanter Enzyme
05.09.2012
Verfahrensentwicklung und ‑optimierung
Für die Produktion industriell relevanter Hydrolasen und Oxidoreduktasen werden pro- und eukaryotische Expressionssysteme evaluiert und neue Expressionsstämme und Vektoren entwickelt. Für Varianten, die im Labormaßstab zu einer hohen Ausbeute führen, verfolgen wir die Verfahrensentwicklung und ‑optimierung bis in den Pilotmaßstab. Für Untersuchungen zur Maßstabsvergrößerung steht dem Fraunhofer IGB mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP im nächsten Jahr eine integrierte Multifunktionsanlage am Chemiestandort Leuna zur Verfügung, deren Konzeption und Bau ebenfalls Bestandteil des Projekts ist.Neue Expressionssysteme
Gegenwärtig arbeiten wir am Fraunhofer IGB mit wildtypischen und proteasedefizienten Stämmen von Kluyveromyces lactis und Pichia pastoris als eukaryotische Expressionsstämme. Kluyveromyces lactis kann mit verschiedenen Zuckern wie Laktose aus Molkereststoffen kultiviert und induziert werden. Mit Pichia pastoris wird eine methylotrophe Hefe verwendet. Methanol ist preisgünstiger als viele konventionelle Nährmedien und Induktoren und der starke Promotor der Alkoholoxidase I erlaubt eine Produktausbeute an rekombinantem Enzym von bis zu 30 Prozent des Zellproteins. Die verwendeten Stämme eignen sich durch ihre effektiven Sekretionswege insbesondere zur Produktion von Enzymen, die ins Medium abgegeben werden. Sowohl die Produktionskontrolle als auch die Produktaufarbeitung der Enzyme sind hierdurch wesentlich vereinfacht. Am Fraunhofer IGB entwickeln wir gegenwärtig Produktionsstämme zur Herstellung rekombinanter Hydrolasen wie Phospholipase C und Proteasen sowie Oxidoreduktasen. Im Verlauf des Projekts sollen zusätzlich Produktionsstämme zur Herstellung von Cellulasen, Xylanasen und Lipasen entwickelt werden, die in weiteren Projekten des Fraunhofer IGB und des Fraunhofer CBP Verwendung finden.Beispiel Phospholipase C
Phospholipase C (PLC) katalysiert die Hydrolyse von Phospholipiden unter Bildung von Diacylglycerolen und wasserlöslichem Phosphorylethanolamin. PLC wird bereits großtechnisch zur Raffinierung von Pflanzenölen eingesetzt, um eine schnellere und nahezu vollkommene Phasentrennung zu erreichen. Wir verwenden Expressionskassetten mit verschiedenen Varianten synthetischer Strukturgene auf Basis der plc-Sequenz von Bacillus cereus. Die Strukturgene haben wir zudem in Hinblick auf eine optimale Transkription und Translation an die verwendeten Wirtsorganismen angepasst. Die Expressionskassetten werden in die genomische DNA der Expressionsstämme integriert. Für das Expressionssystem Klyveromyces lactis konnten bereits modifizierte Stämme identifiziert werden, die das entsprechende plc-Konstrukt in mehrfacher Kopienzahl im Genom tragen. Die Enzymaktivität der rekombinanten PLC-Varianten gegen das Substrat p‑Nitrophenylphosphorylcholin haben wir mithilfe eines Mikrotiterplatten-basierten Aktivitätstests untersucht. Dabei konnten wir zeigen, dass die optimierten Stämme PLC in aktiver Form ins Kulturmedium sekretieren. Die quantitative Bewertung ist Gegenstand derzeitiger Untersuchungen.Ligninolytische Enzyme aus Pilzen
Im Verbundprojekt »Innozym« beschäftigt sich das Fraunhofer IGB mit der Identifizierung, Charakterisierung und Bereitstellung extrazellulärer, ligninolytischer Enzyme aus bestimmten Ständerpilzen, den sogenannten Weißfäulepilzen. Geeignete Stämme und Kokulturen wurden bereits identifiziert. Die Expression ligninspaltender Enzyme wie Laccasen und Peroxidasen konnte durch unterschiedliche Medienzusammensetzung und Induktoren optimiert werden. Sekretierte Enzyme werden mittels 2‑D-Gelelektrophorese und massenspektrometrischer Detektion charakterisiert, chromatographisch gereinigt und dann biochemisch untersucht und bewertet. Die Enzyme werden in Submers- bzw. Emerskultursystemen produziert und zellfrei zum enzymatischen Ligninaufschluss, beispielsweise im Rahmen des Verbundvorhabens »Lignocellulose-Bioraffinerie II«, eingesetzt.Ausblick
Im Anschluss an die molekularbiologische Stammoptimierung ist geplant, Hochzelldichteverfahren unter Verwendung unterschiedlicher Kohlenstoffquellen in Fed-Batch-Prozessen zu optimieren. Zudem wollen wir die Induktionsstrategien mit dem Ziel einer maximalen Raum-Zeit-Ausbeute am Fraunhofer IGB in Stuttgart und bis zum Pilotmaßstab am Fraunhofer CBP in Leuna evaluieren. Parallel sollen Aufarbeitungsverfahren (Downstream Processing) entwickelt werden, bei denen neben Separationsstechniken zur Biomasse-Abtrennung auch Kristallisations- und Chromatographieverfahren für die Produktreinigung und ‑konzentrierung im Fokus stehen.Förderung
Wir danken dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Förderung des Projekts »Entwicklung innovativer Prozesse zur effizienten Herstellung von Enzymen (Innozym)«, Förderkennzeichen AZ 0315510.Das Verbundprojekt läuft noch bis 30. Juni 2013 mit folgenden Partnern:
- c‑LEcta, Leipzig
- Linde KCA, Dresden (IBB-Netzwerkmitglied)
- InfraLeuna, Leuna (IBB-Netzwerkmitglied)
- Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik (IGVT), Universität Stuttgart (IBB-Netzwerkmitglied)