Sie ziehen isolierte Leberenzyme heran, um im Reagenzglas Schritt für Schritt die Produktion der Stoffwechselprodukte von Wirkstoff-Kandidaten nachzuverfolgen. Bis neue Medikamente gegen eine Krankheit auf den Markt kommen können, dauert es oft Jahre. Das liegt an der hohen Zahl an Tests an Zell- und Gewebekulturen, Tierversuchen und klinischen Studien, die die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit des Arzneistoffs nachweisen sollen. Um giftige Effekte von Arzneimittel — vor allem auf die Leber als Hauptabbauort von Pharmazeutika im Körper — besser vorhersagen zu können, haben das acib in Graz gemeinsam mit F. Hoffmann-LaRoche und Novartis eine neue Methode entwickelt. Sie nimmt die am Abbau der Medikamente beteiligten Leberenzyme einzeln unter die Lupe. “Anstatt den Abbau von neuen Substanzen in homogenisierten Leberproben zu untersuchen, bauen wir die einzelnen menschlichen Leberenzyme in Escherichia Coli Bakterien, die in Hefe kultiviert werden nach”, schilderte acib-Forscherin Margit Winkler. Die isolierten Enzyme können dann selektiv auf ihr Zusammenspiel mit den Wirkstoffkandidaten ausgetestet werden. “So können wir das exakte Stoffwechselprodukt in einer Quantität herstellen, dass es für weitere Tests verfügbar wird”, berichtete die Grazer Forscherin. “Unser Ziel ist es, jedes einzelne Enzym aus dem menschlichen Abbau-Stoffwechsel zur Verfügung zu haben”, so Winkler. Bisher hat sie vor allem mit den zu den Redoxenzymen gehörenden Oxygenasen gearbeitet. Sie werden bereits in der ersten Stufe der Aufnahme von Medikamenten im Körper aktiv. Diese speziellen Enzyme wurden auf ihre Funktion beim Abbau des Wirkstoffes Moclobemid — eine Substanz, die bei Depressionen verschrieben wird — untersucht. Das acib in Graz St. Peter ist das österreichische K2-Zentrum für industrielle Biotechnologie. In ihm kooperieren sieben Universitäten und 27 Projektpartner, u. a. BASF, DSM, Sandoz, Boehringer Ingelheim RCV, Jungbunzlauer, F. Hoffmann-LaRoche, Novartis, VTU Technology oder Sigma Aldrich. Eigentümer sind die Universitäten Innsbruck und Graz, die TU Graz, die BOKU Wien sowie Joanneum Research. Das Budget bis Ende 2014 macht rund 60 Millionen Euro aus. Informationen zum ACIB finden Sie unter www.acib.at. Quelle: Relevant Media GmbH / APA