iGEM: Sieben deutsche Teams zum Finale nach Boston
18.10.2013
„Eigentlich war unser Ziel nur, unter die besten 16 zu kommen und nach Boston reisen zu können“, erzählt Lukas Rositzka, der im Bielefelder Team unter anderem für Sponsoring und Finanzen verantwortlich ist. Dass sie gleich den Gesamtsieg einheimsen würden, kam für die zehn Teammitglieder völlig unerwartet. Für ihre 20-minütige Projektvorstellung im Plenum gab es zudem den Sonderpreis für die „Beste Präsentation“. Eine der Top-Auszeichnungen bei iGEM, weil auf die gelungene Außendarstellung von Ergebnissen beim internationalen Wettbewerb zur Synthetischen Biologie besonders Wert gelegt wird. Die Bielefelder hatten mit ihrer Idee einer Biobatterie begeistert: Um mithilfe von der Labormikrobe E.coli in Brennstoffzellen Strom zu gewinnen, hatten die Jungforscher das Bakterium mit stromleitenden Komponenten ausgestattet. „Die Möglichkeit uns vor tausend Leuten – vor allen Juroren und den anderen iGEM-Teams – zu präsentieren, war eine große Ehre,“ sagt Rositzka. „Für Boston hat uns der Sieg natürlich umso mehr angespornt, noch einmal das Bestmögliche rauszuholen.“
Früchte eines harten Sommers
Für die beeindruckende Performance hatten die Studenten auch viel investiert. Mit ihrem Biobrennstoffzellen-Projekt betraten sie nämlich Neuland, an der Universität Bielefeld hatte sich zuvor niemand mit diesem Thema beschäftigt. Der Entwicklungsprozess, den die Gruppe dabei durchgemacht hat, sei immens gewesen. „Dafür hat sich der lange, harte Sommer wirklich gelohnt. Das Jamboree in Lyon hat uns einiges zurückgegeben“, resümiert Rositzka. Nun wollen die Biotüftler die verbleibenden zwei Wochen für das Feintuning nutzen: „Wir werden versuchen die Vorgänge im Labor zu optimieren und uns dann auf unser Wiki konzentrieren und unsere eingesandten Biobricks im Internet noch mal bestmöglich zu charakterisieren.“
Viel symbolisches Edelmetall und Spezialpreise abgeräumt
Insgesamt waren elf deutsche Teams in Lyon an den Start gegangen. Neben den Bielefeldern gab es auch „Gold“ für die Teams aus Braunschweig, Freiburg, Göttingen, Marburg, Heidelberg und das Team der TU München. Das Studententeam aus Freiburg heimste den Sonderpreis für den besten neuen „Biobrick“, also das beste molekulare Bauteil der Saison ein. Die Freiburger gehen diesmal mit einem molekularen Multifunktionswerkzeug an den Start, in Lyon landeten sie in der Gesamtwertung auf dem zweiten Platz hinter Team Bielefeld. Die Mannschaft der TU München führte nach Ansicht der Jury das beste Wiki, also das iGEM-Online-Laborbuch und wurde zudem zweiter in der Kategorie “Undergraduate” (d. h. alle Teammitglieder sind unter 24 Jahre alt).
Überzeugung zählt
Heidelberg ist nach mehrjähriger Pause wieder beim iGEM-Wettbewerb angetreten und konnte in Lyon ebenfalls doppelt punkten. Neben einer Goldmedaille erhielten sie die Sonderauszeichnung für das beste Poster. Das Schwierige sei, die wesentlichen Informationen mit Bildern und wenig Text zu transportieren, erklärt Fanny Georgi, Betreuerin im Team Heidelberg. „Vor allem aber muss man überzeugt und begeistert sein, von dem was man macht“, so die 24-Jährige. In ihrem Projekt nutzen die Heidelberger ebenfalls Laborliebling E.coli. Mit entsprechenden Produktionssystemen ausgerüstet soll das Bakterium sogenannte nicht-ribosomale Peptide herstellen. Die Abschlussfeierlichkeiten fanden auf einem Rhone-Schiff in der Rhone statt, wo auch die „Informal Awards“ beispielsweise für die kreativsten Logos verliehen wurden. „Die Erfahrungen waren überwältigend“, so Georgi. Es sei allerdings auch hart, hauptsächlich enttäuschte Gesichter sehen zu müssen, da nur jedes dritte Team weiterkommen kann.
Krönendes Finale an der US-Ostküste
Mit sieben Teams, die Tickets für Boston buchen können, ist der Jahrgang 2013 aus deutscher Sicht hingegen schon jetzt auf bemerkenswerten Erfolgskurs. Nach Lyon waren insgesamt 60 Teams gekommen, weltweit sind dieses Jahr mehr als 200 Teams bei iGEM am Start. Die enorme Beliebtheit des Studenten-Wettbewerbs hatte 2011 die Durchführung von Regional-Entscheiden als Vorstufe nötig gemacht. 23 Teams aus Europa haben es diesmal ans MIT in Boston, der Keimzelle von iGEM, geschafft. Bevor dort vom 1. bis 4. November die Gewinner von den Vorentscheiden aus Asien, Lateinamerika, Nordamerika und Europa zusammenkommen, ist jetzt aber noch einiges vorzubereiten. Noch bis Ende Oktober haben die Nachwuchs-Bioingenieure die Möglichkeit, weiter an ihren Präsentationen und insbesondere an ihren Wikis zu feilen. Profitieren können sie dabei von den vielen Erfahrungen, der Kritik der Fachjury und den Kollegen-Tipps, die sie aus Lyon mitgebracht haben. Quelle: biotechnologie.de/bs + pg