Eine konzentrierte Viertelstunde, mehr Zeit bleibt den Gesprächspartnern beim „Partnering“ nicht, um die gegenseitigen Interessen abzuklopfen. Ist die Technologie des anderen interessant für mich? Kann ich seine Expertise nutzen, um mein eigenes Projekt voranzubringen? Produziert mein Gegenüber einen Stoff, den ich für meine eigenen Produkte brauche? All dies in 15 Minuten abzuklären, ist fast unmöglich. Folgerichtig steht am Ende des Gesprächs nur im absoluten Ausnahmefall ein konkreter Geschäftsabschluss. Vielmehr geht es darum, sich gegenseitig kennenzulernen und die Neugier des potenziellen Partners zu wecken. Gelingt das, steht am Ende des Treffens vielleicht eine Einladung, die eigenen Ideen und Produkte doch noch einmal ausführlicher in der Firmenzentrale zu präsentieren.
Bis zu 15 Treffen an einem Tag
Das der HTGF mit seiner Konferenz einen Nerv trifft, belegen die Zahlen: Am 30. Januar waren rund 300 Gäste der Einladung des HTGF ins Forschungszentrum Caesar in Bonn gefolgt, davon rund 100 Unternehmer aus den Portfolio-Unternehmen. Damit hatte ungefähr die Hälfte aller Firmen, an denen der HTGF beteiligt ist, einen Vertreter vor Ort. Sie trafen auf rund 200 Manager aus der Industrie, von spezialisierten Mittelständlern bis zu Großkonzernen wie Deutsche Post oder Boehringer Ingelheim. Innerhalb eines Tages seien insgesamt 440 Meetings arrangiert worden – besonders begehrte Gesprächspartner hätten so an einem einzigen Tag rund 15 Treffen abgearbeitet, zog HTGF-Geschäftsführer Michael Brandkamp am Ende der Veranstaltung Bilanz. Daneben gab es noch sieben themenspezifische Präsentationstracks unter anderem zu Themen wie Cleantech und Smart Energy, IT-Sicherheit und Infrastruktur oder Maschinenbau und Elektrotechnik. Bei der Chemielounge, sowie den Veranstaltungen für Unternehmen aus der Medizintechnik sowie Biotechnologie und Diagnostik, nutzten auch Neugründer aus der Biotechnologie die Chance, sich und ihre Geschäftsidee zu präsentieren. Die Firma Oaklabs aus Hennigsdorf hat einen neuen bioinformatischen Ansatz mit molekulargenetischen Methoden für die Pflanzenzucht kombiniert. Damit sollen sich Pflanzen wesentlich zielgerichteter als bisher züchten lassen. Die Saatguthersteller sparen so nicht nur viel Zeit sondern auch bares Geld. Seit Juli 2011 arbeitet das Team um Jim Kallarackal und Martina Schad gemeinsam mit fünf weiteren Partnern in einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt zusammen, um die Technik zu perfektionieren.
Erfolgsgeschichte Corimmun
Wie wichtig die sogenannte Seedfinanzierung durch den HTGF sein kann, zeigt das Beispiel Corimmun. Der Herzspezialist entwickelte innerhalb von sechs Jahren – auch mit finanzieller Unterstützung durch den HTGF – einen vielversprechenden neuen Arzneimittelkandidaten bis zum Beginn der letzten klinischen Prüfphase. Vor einigen Monaten kaufte dann der Pharmariese Johnson & Johnson die Firma Corimmun für 100 Millionen US-Dollar – ein Rekord in der deutschen Biotech-Szene. Für den HTGF ein großer Erfolg. Eigentlich sei damit gerechnet worden, dass vor allem Internet-Start-ups zu den ersten erfolgreichen Exits des Fonds gehören würden, sagte Marco Winzer, Investment Director Life Science beim HTGF. Dass nun mit Corimmun oder auch anderen Firmen wie Kinaxo und Intermed Discovery, auch viele Firmen aus der Life Science-Branche mit dazugehören, freut ihn natürlich besonders. Im Fall Corimmun war Johnson & Johnson jedoch allein an dem Medikamentenkandidaten COR‑1 interessiert. Alle anderen Projekte wurden daher in eine neue Firma, AdvanceCor, ausgelagert. Die ehemaligen Corimmun-Mitarbeiter führen diese Projekte nun in der neuen Firma weiter. Der HTGF ist auch an AdvanceCor beteiligt. Die Zukunft wird zeigen, ob dem Team um die Gründer Götz Münch, Martin Ungerer und Hans-Peter Holthoff ein weiterer Multimillionen-Exit gelingt. Quelle: biotechnologie.de/bk