Das Projekt „rECOmine — Ressourcenorientierte Umwelttechnologien für das 21. Jahrhundert“ bietet Unternehmen und Einrichtungen auf deutscher und tschechischer Seite des Erzgebirges eine Plattform, um sich miteinander zu vernetzen, Kompetenzen branchenübergreifend zu bündeln und innovative Technologien zur nachhaltigen Sanierung von und Rohstoffgewinnung aus Reststoffen des industriellen Bergbaus zu entwickeln. „Dazu wollen wir die Expertise in der Umwelt- und Ressourcenbranche in der Region mit dem vorhandenen Know-how in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung zusammenbringen“, erklärt HIF-Direktor und Projektkoordinator Dr. Jens Gutzmer (PhD ZA). Die TU Bergakademie Freiberg und die SAXONIA Standortentwicklungs- und verwaltungsgesellschaft sind am Management beteiligt und die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH unterstützt das Projekt. „Reststoffe aus dem Bergbau haben zwei Seiten: Sie gehen zu Lasten der Umwelt, enthalten aber noch fein verteilte, niedrig konzentrierte Rohstoffe. Teilweise werden diese schon wiederaufbereitet. Aber nur in seltenen Fällen ist dies auch mit einer Sanierung verbunden. Hier setzen wir an“, so Jens Gutzmer weiter. Wie im Umgang mit den Altlasten neuartige Konzepte aussehen könnten, bei denen die Gewinnung von Wertstoffen mit der Beseitigung von Schadstoffen verknüpft ist, haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Experten gemeinsam diskutiert. Mehr als 60 Partner aus Industrie, Dienstleistung, Wissenschaft, Forschung, Bildung sowie von Vereinen sind dem Netzwerk bereits angeschlossen. Nach der erfolgreichen Präsentation letzte Woche in Berlin können sich die Beteiligten ab jetzt für die Umsetzung von Projekten um Fördergelder bei der „rECOmine“-Plattform bewerben, die dafür als Vergabesystem fungiert. Erzgebirge als „Reallabor“ Drei weit verbreitete Reststofftypen aus dem Bergbau und der nachfolgenden Erzaufbereitung stehen im Mittelpunkt: Bergbau- und Aufbereitungsrückhalden, Schlacken und Aschen aus der Hüttenindustrie sowie Gruben- und Haldenwässer. Alle drei Varianten kommen durch die historische wie auch die moderne Rohstoffindustrie im Erzgebirge vor. „Das ist ein großer Vorteil für unseren Verbund. Innovative Technologien können dadurch unter Praxisbedingungen getestet werden“, erläutert Prof. Urs Peuker, Prorektor für Strukturentwicklung an der TU Bergakademie Freiberg. So wollen Industriebetriebe und Eigentümer von geeigneten Reststoffen ihre Standorte für Pilotversuche mit realen Halden, Schlacken und Wässern zur Verfügung stellen. „Das bietet nicht nur unseren Wissenschaftlern einmalige Arbeitsmöglichkeiten in neuen, spannenden Forschungsfeldern, sondern fördert gleichzeitig die praxisnahe Ausbildung unserer Studierenden zu zukunftsrelevanten Themen.“ Binnen fünf Jahren wollen die Verbundpartner marktreife Technologien entwickeln, die im Erzgebirge einsetzbar, aber auch international attraktiv sind. Damit eine wirtschaftliche Gewinnung von gering konzentrierten Rohstoffen möglich ist, sind vor allem kleine und dezentrale Anlagen geplant. Viele Anwendungen sind denkbar, von der Aufarbeitung bisher unsanierter Bergbauhalden bis zur Abtrennung von Wertmetallen aus Grubenwässern. Das neue Netzwerk soll zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Struktur des Erzgebirges beitragen sowie zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften im Rohstoffbereich. Weiterhin wollen die Koordinatoren durch Bürgerbeteiligung das öffentliche Bewusstsein für das Thema Rohstoffe stärken und die grenzübergreifende Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Tschechischen Republik verbessern. Weltweit gesehen, ist das Potenzial für den Einsatz heimischer Rohstoff- und Umwelttechnologien geradezu enorm. So existieren nach Recherchen des „rECOmine“-Konsortiums zehntausende aktiver und historischer Bergbau- und Hüttenstandorte weltweit, an denen die entwickelten Konzepte und Technologien angewendet werden könnten. +++ Zum BMBF-Programm „WIR! – Wandel durch Innovationen in der Region“: Das Programm gehört zum Konzept “Innovation und Strukturwandel”, mit dem die Innovationsfähigkeit in strukturschwachen Regionen gesteigert werden soll. Zwanzig Projekte im Osten Deutschlands werden in der neuen „WIR!“-Förderperiode mit insgesamt 150 Millionen Euro finanziert. Ab 2020 soll das Programm für weitere Regionen in ganz Deutschland geöffnet werden. Quelle: Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, Pressemitteilung, 21.03.2019