Aktuelles
Eckpunktepapier: Paket der Pakte — Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems
25.06.2013
Dezidierte wissenschaftspolitische Schwerpunktsetzungen sind die Voraussetzung, um das Wissenschaftssystem für die Zukunft zu stärken:
- Positive finanzielle Rahmenbedingungen für die Wissenschaft
- Verbesserung der Karriereperspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses
- Ausbau der Kooperationen innerhalb des deutschen Wissenschaftssystems wie auch international
- Ausbau und Förderung von Forschungs- und Informationsinfrastrukturen, Weiterentwicklung von Urheberrecht und Open Access
1. Positive finanzielle Rahmenbedingungen für die Wissenschaft
Der Ausbau der Finanzvolumina insbesondere im Bereich der Wissenschaft war in den vergangenen Jahren ein Erfolg und muss weiter geführt werden. Nachdem das Ziel von Lissabon, 3% des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung auszugeben, fast erreicht ist (2011: 2,91%), sollte ein neues Ziel vereinbart werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Das neue Ziel muss sich dabei künftig an den Spitzenwerten der OECD-Ausgaben für Forschung und Entwicklung orientieren und sollte mindestens 3,5 Prozent des BIP betragen. Hingegen haben die Finanzierungsstrukturen in der Wissenschaftslandschaft, insbesondere bei den Hochschulen, mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Vor diesem Hintergrund sollte die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Weiterentwicklung der Finanzierungsstrukturen sowie die Bedingungen der Mittelverwendung in den einzelnen Einrichtungen gelegt werden. In diesem Zusammenhang war die Verabschiedung des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes durch den Bund ein wichtiger Schritt. Nun ist dafür zu sorgen, dass analoge Regelungen in den Ländern Anwendung finden.Weitere Punkte:
- Änderung des Grundgesetzes mit dem Ziel, Kooperationsmöglichkeiten zwischen Bund und Ländern auch bei der institutionellen Förderung von Hochschulen zu schaffen.
- Stärkere Bundesbeteiligung bei der Hochschulfinanzierung muss wissenschaftsgeleitet, zielgerichtet und für die Entwicklung des Gesamtsystems nachhaltig gestaltet werden.
- Starke nationale Förderlandschaft ist die notwendige Voraussetzung für einen starken Beitrag Deutschlands zum europäischen Forschungsraum und für eine erfolgreiche Beteiligung an den europäischen Förderprogrammen.
- Stärkung der Hochschulen und Sicherung ihrer Grundfinanzierung — ungewollte Auswirkungen der zunehmenden Drittmittelabhängigkeit auffangen z. B. durch höhere öffentliche Overhead-Mittel, Hochschulpakt von den Ländern ausreichend gegenfinanzieren, Bologna-Reform, Exzellenzinitiative
- Fortsetzung des Pakts für Forschung und Innovation
2. Verbesserung der Karriereperspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels ist ein weiterer Ausbau der Nachwuchsförderung auf allen Ebenen und Karrierestufen notwendig. Durch die Fortsetzung des Pakts für Forschung und Innovation und der Exzellenzinitiative könnten Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in enger Kooperation auch weiterhin, und über das Jahr 2015 hinaus, einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses leisten.Ziele:
- Wissenschaft als Beruf attraktiv machen
- Mehr Freiraum für Kreativität
- Förderung von Diversität
3. Ausbau der Kooperationen innerhalb des deutschen Wissenschaftssystems wie auch international
Der Ausbau etablierter und die Entwicklung neuer Kooperationsformen zwischen allen Akteuren im Wissenschaftssystem, besonders aber der Hochschulen mit den außeruniversitären Forschungsorganisationen, ist eine wesentliche Voraussetzung für die weitere Leistungssteigerung des Systems. Vor allem die Exzellenzinitiative und der Pakt für Forschung und Innovation haben die Kooperationsbeziehungen zwischen Universitäten und den Forschungseinrichtungen auf ein neues Niveau gehoben. Die positiven Effekte sind auch international anerkannt. Ihre Verstärkung muss Leitlinie des künftigen Förderhandelns bleiben. Die Leistungsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems wird schließlich auch vom Grad seiner Internationalisierung abhängen; denn diese ist zugleich Maßstab und Motor seiner Wettbewerbsfähigkeit. Das stellt die Wissenschaft und ihre Förderer vor eine Vielzahl von Aufgaben, in denen die in diesem Papier beschriebenen Aufgaben zusammenfließen und die sie nur gemeinsam meistern können: Durch die Schaffung international führender Einrichtungen, durch hervorragend qualifizierten Nachwuchs, eine solide Finanzierung in der Breite wie in besonderen Spitzen und attraktive, individuelle Förderangebote können hervorragende Studierende aus aller Welt und international ausgewiesene Spitzenwissenschaftler gewonnen werden.4. Ausbau und Förderung von Forschungs- und Informationsinfrastrukturen, Weiterentwicklung von Urheberrecht und Open Access
Forschungsinfrastrukturen sind ein wichtiger Erfolgsfaktor der Wissenschaft. Ihre Rolle als kooperative und institutionenübergreifende Plattformen der Forschung etwa zur nachhaltigen Beschaffung und Sicherung von Daten, Objekten und Forschungsmaterialien in nahezu allen Fächern kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dies gilt für dezentrale Einheiten, die ihre Leistungen für individuelle Forscher, häufig an den Schnittstellen zwischen Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen erbringen ebenso wie für wissenschaftliche Großgeräte. Forschungsinfrastrukturen fungieren auch als Technologietreiber und Methodenentwickler. Sie bilden strategisch wichtige Kristallisationspunkte und stärken Deutschland international als Innovationsstandort. Die Allianz unterstützt die Entwicklung eines nationalen Roadmap-Prozesses zur Förderung der Forschungsinfrastrukturen, der in die internationale Entwicklung eingebettet wird. Der Bedarf an mittelgroßen Forschungsinfrastrukturen wächst. Hierfür gibt es bislang kein geeignetes Finanzierungsinstrument. Die derzeit geltenden, zuwendungs- und steuerrechtlichen Regelungen müssen so verändert werden, dass die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur durch universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen einfacher möglich ist. Darüber hinaus sollte eine nachhaltige, integrierte und digitale Informationsinfrastruktur geschaffen werden, die es allen Forschenden in Deutschland ermöglicht, von überall und jederzeit auf das gesamte, relevante publizierte Wissen sowie die entsprechenden Forschungsdaten und Werkzeuge zugreifen zu können. Die Allianz ruft die Politik auf, entsprechende Entwicklungen durch finanzielle Anreize und geeignete Koordinierungsinstrumente nachdrücklich zu unterstützen und offene rechtliche Fragestellungen, insbesondere beim Betrieb von Virtuellen Forschungsumgebungen sowie im Bereich der Speicherung und Nachnutzung von Forschungsdaten, zu klären. Im Sinne einer „offenen Wissenschaft“ fordern die Wissenschaftsorganisationen die Novellierung des Urheberrechts: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihre Werke ungehindert öffentlich zu machen und damit an der wissenschaftlichen Kommunikation ohne Einschränkungen teilzunehmen. Außerdem unterstützen sie die Einführung eines ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auch für elektronische Medien, um auf diese Weise den Umstieg der Verlage auf e‑only zu beschleunigen. Weitere Informationen: www.hrk.de/allianzNachricht ist stark gekürzt! Das original Eckpunktepapier ist nebenstehend als Download verfügbar. Quelle: idw / Hochschulrektorenkonferenz (HRK)