Die Energiefrage kennt keine ausschließliche Lösung
Die langfristige Abkehr von fossilen Energieträgern ist unumgänglich. Ein einzelner Ersatz zeichnet sich bisher jedoch nicht ab. Mit der innovativen sunliquid® Technologie mit der Zellulose-Ethanol aus landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellt wird, bietet Clariant eine emissionsarme und kohlenstoffneutrale Antwort.
Die Energiewende in Deutschland ist beschlossene Sache. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen in Deutschland um mindestens 65 % und bis 2040 sogar um 88 % sinken. Das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 wird ebenfalls im Gesetz verankert. Gleichzeitig blickt auch der klassische Verbrennungsmotor auf eine wenig verheißungsvolle Zukunft. Geht es nach der EU-Kommission wird das Ende der Neuzulassung von Diesel- und Benzinautos bereits auf das Jahr 2035 datiert. Auch in Deutschland setzt man in den letzten Jahren verstärkt auf die Verbreitung der E‑Mobilität als klimafreundliche Alternative. Viele Experten zeigen sich jedoch schon heute skeptisch, ob die ehrgeizigen Ziele mit den bisher propagierten Alternativen zu erreichen sind. Wind- und Sonnenenergie sowie der in Deutschland eher zurückhaltend betrachtete Wasserstoff als Energieträger zeigen bisher noch deutliche Schwächen in der flächendeckend effizienten Nutzung als Ersatz für fossile Brennstoffe. Gefragt sind deshalb vor allen Dingen neue Technologien und zusätzliche Alternativen zu Öl, Kohle und Co.
Mit sunliquid®, einem innovativen Verfahren zur Gewinnung von Zellulose-Ethanol aus landwirtschaftlichen Reststoffen, entwickelt die Clariant, ein global tätiges, führendes Unternehmen der Spezialchemie, eine Technologie, die sich als vielfältig umweltfreundliche Alternative und Ergänzung zu fossilen Brennstoffen präsentiert. In einer Demonstrationsanlage im bayerischen Straubing wird, mit Hilfe von speziell entwickelten Enzymen, durch Zerkleinern und biologisches Aufschließen von Pflanzenfasern, der so genannten Zellulose, Bio-Ethanol gewonnen. Im Gegensatz zu Biokraftstoffen der 1. Generation kommen bei diesem Verfahren nicht die zuckerhaltigen, essbaren Früchte von Nahrungspflanzen zum Einsatz, sondern ausschließlich landwirtschaftliche Rückstände wie Getreidestroh, Maisstroh oder Zuckerrohrbagasse. Denn vor dem Hintergrund der globalen Ernährungssituation erscheint vielen Betrachtern der gezielte Anbau und die Verwendung von Lebensmitteln zur Treibstoffgewinnung als moralisch und umwelttechnisch kontroverse Entscheidung.
Der so produzierte Biokraftstoff, der bereits in der heute bestehenden Fahrzeuginfrastruktur angewendet werden kann, ist nicht nur fortschrittlich, sondern auch äußerst nachhaltig und klimaneutral. Für die Herstellung werden keine fossilen Energieträger benötigt, da die gesamte Energie aus der Verbrennung von Lignin, einem Nebenprodukt, das nach der Extraktion der Zellulose aus der Lignozellulose zurückbleibt, gewonnen wird. Die Vinasse kann zusätzlich als hochwertiges organisches Düngemittel wieder zurück auf die Felder gebracht werden, was ein konkretes Beispiel für eine Kreislaufwirtschaft darstellt. sunliquid® Zellulose-Ethanol erreicht somit Treibhausgaseinsparungen von bis zu 95 % im Vergleich zu fossilen Brennstoffen.
Die von Clariant ausgebaute sunliquid® Technologie erweist sich besonders für Länder und Regionen mit einem hohen Anteil landwirtschaftlicher Produktion als attraktive Möglichkeit, nachhaltige und wettbewerbsfähige Energieträger zu gewinnen. Im Rahmen des EU-Projekts SUNLIQUID baut Clariant eine kommerzielle Großanlage zur Produktion von Zellulose-Ethanol aus Pflanzenreststoffen in Podari, Rumänien. Hier sollen langfristig jährlich aus 250.000 Tonnen Stroh bis zu 50.000 Tonnen Bio-Ethanol mit einem Reinheitsgrad von 99,8 % gewonnen werden.
Trotzdem wollen die Verantwortlichen das Verfahren bewusst nicht als alleinige Antwort auf die Herausforderung der Energiegewinnung der Zukunft verstanden wissen. „Es wird vor allem in naher und mittelfristiger Zukunft keine ausschließliche Lösung der Energiefrage mit Blick auf Klimaschutz, CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit geben, sondern einen Mix an unterschiedlichen Technologien“, erklärt Dr. Günter von Au, Präsident des Verwaltungsrats der Clariant. „Die Treibstoffe, die wir aus pflanzlichen Reststoffen gewinnen, versprechen nicht nur in der Gesamtbilanz einen klimafreundlichen Einsatz in Verbrennungsmotoren, sondern auch im Flugverkehr. Ich sehe hier keine Konkurrenz zur Elektromobilität.“
Das Ziel des Projekts SUNLIQUID und seines Konsortiums ist es zu zeigen, dass die Herstellung von Zellulose-Ethanol im kommerziellen Maßstab auf Grundlage des von der Clariant entwickelten sunliquid®-Verfahrens technisch ausgereift und wirtschaftlich rentabel ist. Dabei errichtet Clariant eine neue kommerzielle Produktionsanlage für die Herstellung von Zellulose-Ethanol aus landwirtschaftlichen Reststoffen in Podari (Rumänien). Zellulose-Ethanol ist ein fortschrittlicher, nachhaltiger und klimafreundlicher Biokraftstoff. Er wird aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie Getreidestroh produziert, welches von lokalen Landwirten bezogen wird. Die Anlage wird neue grüne Arbeitsplätze, Geschäftsmöglichkeiten sowie Wirtschaftswachstum in diesem ländlichen Raum schaffen. Das Projekt ist ein entscheidender Schritt zur Einführung der innovativen sunliquid®-Technologie auf dem europäischen Markt.