Boston Calling: Studierendenteams starten zu Wettbewerben in die USA
23.10.2014
Die Erderwärmung im Kuhmagen bekämpfen
Der Mensch gilt als Hauptverursacher für den Ausstoß des Treibhausgases Methan. Die Ursache liege jedoch weniger beim Menschen selbst, als bei den Nutztieren, die er hält, weiß Anna Wronska vom Braunschweiger iGEM-Team. Die Gruppe aus Studiereden der Biologie und Biotechnologie an der TU Braunschweig habe selbstverständlich nichts gegen die gefleckten Wiederkäuer, versichert die junge Biotechnologiestudentin. Den 13 Studierenden haben es besonders die Kuhmägen angetan, denn genau dort entstehe das gefährliche Gas. Für den Studierendenwettbewerb der synthetischen Biologie „iGEM“ (International Genetically Engineered Machine), der jährlich am MIT in Boston ausgetragen wird, haben die Studierenden eine Lösung entwickelt: „Eine ‚Pille‘ für die Kuh, mit der das Methan schon am Entstehungsort abgebaut werden könnte“, erklärt Wronska. Dafür hat das Team über den ganzen Sommer ein E.Coli-Bakterium, wie es im Kuhmagen vorkommt, mit einem Protein ausgestattet, das in der Lage ist Methan umzusetzen. Unterstützung hat das Team dafür von Prof. Stefan Dübel von der Abteilung Biotechnologie der TU Braunschweig und dem Thünen-Institut erhalten. „Was das iGEM-Team in den vergangen zehn Monaten in der Freizeit, nach den Vorlesungen oder an den Wochenenden auf die Beine gestellt hat, ist ein toller Beitrag für den Wettbewerb und schon jetzt eine Auszeichnung für unsere Fakultät“, erklärt Prof. Dübel. Die Fußstapfen für das 2014er iGEM-Team sind mindestens so groß wie die Zuversicht, erneut einen Preis zu gewinnen. Das Vorjahresteam hatte gleich bei der Wettbewerbspremiere den Titel “World Champion” für die beste neue Applikation gewonnen und diesen Preis damit auch erstmals an eine niedersächsische Universität geholt. “Das illustriert, dass die Qualität der Bio-Studiengänge in Braunschweig durchaus auf Augenhöhe mit den besten amerikanischen Eliteuniversitäten ist, die dort ebenfalls angetreten waren”, kommentiert Dübel das Vorjahresergebnis.
Nanoscooter: Transportsystem für Nano-Fabriken
Ihre Wettbewerbspremiere haben acht weitere Chemie- und Biotechnologiestudierende vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Braunschweig noch vor sich. Mit einem Transportsystem im Milliardstel-Meter-Bereich, dem Nanoscooter, gehen sie ebenfalls in Boston, allerdings bei der Biomolecular Design Competition (BIOMOD) der Harvard University, an den Start. Die Aufgabe der internationalen Studierendenteams ist es, mit innovativen Ansätzen Biomoleküle im Nanometerbereich zu kontrollieren und auf neue Art und Weise zusammen zusetzen, um schließlich neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Mithilfe der so genannten DNA-Origami-Falttechnik hat das BIOMOD-Team dafür aus dem Erbgut von Viren eine Vielzahl passgenauer Strukturen gefaltet, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Verbunden mit Platinpartikeln, die durch eine chemische Reaktion den Scooter antreiben, wird eine Lichtquelle, ein fluoreszierendes Mikropartikel, transportiert. Was sich spielerisch anhört, war vor wenigen Jahren noch undenkbar: „Die DNA-Origami-Falttechnik wurde erst im Jahr 2006 entwickelt und eröffnet uns viele Möglichkeiten für die Nanotechnologie. Das Studierende damit erste Strukturen bauen und ihre eigenen Projekte an den Start bringen, ist eine einzigartige Erfahrung“, erläutert Prof. Philip Tinnefeld, der mit seiner Arbeitsgruppe NanoBioScience das Team unterstützt. Und auch die möglichen Anwendungsgebiete zeigten, welchen Chancen in diesem studentischen Projekt steckten, so Tinnefeld weiter. „Ein Einsatz als Transportsystem für Nano-Fabriken, in denen Mikrochips hergestellt werden könnten, aber auch als Transportmittel für medizinische Wirkstoffe ist denkbar“, so Philip Tinnefeld. Wie bei ihren Mitstudierenden vom iGEM-Team gehören zu einer erfolgreichen Teilnahme nicht nur viele Stunden Arbeit im Labor und eine wissenschaftliche Dokumentation der Versuche, sondern auch eine gelungene Präsentation der Ergebnisse auf dem Wettbewerb. Dafür haben die beiden Teams auch untereinander ein paar „Insidertipps“ ausgetauscht, bevor es nun in der letzten Oktoberwoche zu den Wettbewerben nach Boston geht. Quelle: idw