Biotech-Branche mit Rekordumsatz und Mitarbeiterplus
18.04.2013
Die deutsche Biotechnologie hat 2012 ihren Wachstumskurs fortgesetzt. So konnten die dedizierten Biotechnologie-Unternehmen einen Rekordumsatz von 2,9 Mrd. Euro (+11%) erwirtschaften sowie mit rund 17.430 (+7%) Mitarbeitern eine deutlich gestiegene Zahl an Arbeitsplätzen vorweisen. Zudem ist die Zahl der hauptsächlich mit Biotechnologie beschäftigten Firmen von 552 auf 565 gestiegen. Darunter sind 20 Neugründungen – so viele Startups hat es seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gegeben. Bergab ging es hingegen mit den Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Mit 934 Mio. Euro liegen sie nun deutlich unter der Milliardengrenze (2011: 975 Mio. Euro). Das geht aus den ersten Ergebnissen der Biotechnologie-Firmenumfrage hervor, die biotechnologie.de jetzt vorgestellt hat. Seit 2006 führt die Informationsplattform im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) einen Report zur Lage der deutschen Biotechnologie nach den Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durch. Von den 693 Unternehmen waren 563 zu einer Antwort bereit. Die Rücklaufquote lag damit bei 77%.
Arbeitsplätze im Plus
Neben den dedizierten Unternehmen werden auch solche Unternehmen befragt, für die Biotechnologie nur ein Teil ihres Geschäfts darstellt. Insgesamt 128 solcher „sonstiger biotechnologisch aktiver“ Unternehmen wurden im Jahr 2012 gezählt (2011: 126). In den biotechnologisch ausgerichteten Bereichen dieser Unternehmen waren 17.760 Mitarbeiter tätig (2011: 17.570). Die Studie kommt damit auf insgesamt 35.190 Arbeitsplätze (2011: 33.870) für die kommerzielle Biotechnologie in Deutschland – ein Plus von 4% gegenüber dem Vorjahr. Die meisten der dedizierten Unternehmen sind dabei nach wie vor im Bereich Gesundheit aktiv (48%). Für die Medikamentenentwickler (ab Phase I) unter ihnen (66) war das Jahr 2012 dabei von einem Auf und Ab gekennzeichnet. So konnten einige große Erfolge bzw. stattliche Lizenzdeals vermelden (z.B. Aicuris), andere mussten im Jahr 2012 herbe Rückschläge hinnehmen (z.B. Wilex).
Gute Rendite für Finanzierer
Einen Schub hingegen haben biotechnologische Verfahren hinsichtlich ihrer Anwendung in der Industrie erfahren, vor allem in der Chemiebranche. Rund die Hälfte der 61 Firmen in der industriellen Biotechnologie sind darüber hinaus bei der Herstellung von Kosmetika (15), Nahrungsmittel (26) oder Futtermittel (8) aktiv. (Mehrfachnennungen waren möglich). Ein zwiespältiges Bild zeichnet die Umfrage im Bereich der Finanzierung. Die öffentliche Förderung liegt mit 47 Mio. Euro weiter auf konstantem Niveau (2011: 45 Mio. Euro). Zudem verdoppelte sich das Volumen des eingeworbenen Kapitals auf rund 300 Mio. Euro (2011: 142). Davon profitierten jedoch nur wenige Unternehmen, die hohe Summen erhielten. Den Biotech-Investoren allerdings gelang es 2012, mehr als 1 Mrd. Euro durch den Verkauf von Unternehmen zu erlösen – so viel wie noch nie. „Die spektakulären Übernahmen von Corimmun, Micromet und Cellzome haben den Finanzierern 2012 eine gute Rendite beschert. Vor diesem Hintergrund ist zu hoffen, dass Biotech-Firmen nachhaltig auf dem Radar von Investoren bleiben. Angesichts der hohen Zahl an Neugründungen ist der Nachschub jedenfalls gesichert“, kommentierte Dr. Boris Mannhardt, Leiter der Studie bei biotechnologie.de. Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Unternehmensverbandes BIO Deutschland, ergänzt: „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Biotech-Produkte made in Germany sind international gefragt. Über den Gesundheitssektor hinaus hat sich die Biotechnologie als Innovationsmotor beim Wandel hin zur biobasierten Wirtschaft etabliert.”
Hintergrund zur Firmenumfrage
Seit 2006 erhebt biotechnologie.de jährlich im Auftrag des BMBF die Daten der deutschen Biotech-Branche – auf der Basis der statistischen Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die komplette Studie wird am 14. Mai zu den „Deutschen Biotechnologie-Tagen 2013“ in Stuttgart veröffentlicht. Eine Übersicht zu den zentralen Fakten finden Sie nebenstehen. Quelle: biotechnologe.de/sw