Biokraftstoffe: EU-Kommissare uneins beim Thema Nachhaltigkeit
03.05.2012
Umweltverbände hatten im Vorfeld des Arbeitstreffens an die EU-Kommission appelliert, die Wirkung der indirekten Landnutzungsänderungen bei der Herstellung von Biokraftstoffen durch ILUC-Faktoren in die Kraftstoffqualitätsrichtlinie und die Erneuerbare-Energien-Richtlinie aufzunehmen. In einem offenen Brief verwiesen rund 100 europäische Verbände auf die Gefahren der „extrem klimaschädlichen Agrotreibstoffe“. Die deutsche Bioethanolbranche begrüßte das Ergebnis des Arbeitstreffens. Die Debatte über einen Zusammenhang von Klimafolgen durch Landnutzungsänderungen und dem weltweiten Anbau von Energiepflanzen für Biokraftstoffe habe gezeigt, „dass die bisher behaupteten Thesen und theoretischen Modellrechnungen keine Basis für eine Änderung der EU-Nachhaltigkeitsregelung sind“, heißt es in einer Mitteilung des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe). Im Mittelpunkt der Debatte stand nach Angaben des Verbandes, ob auf Basis eines Berichtes des International Food Policy Research Institute (IFPRI) aus dem Jahr 2011 über ILUC-Faktoren den verschiedenen Biokraftstoffen theoretische Treibhausgasemissionen angelastet werden können. „Soweit bekannt, wurde dies mit großer Mehrheit abgelehnt“, heißt es von Seiten des BDBe. Quelle: EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH Bei ihrer gestrigen Sitzung haben die EU-Kommissare eine Einigung über Nachhaltigkeitskriterien für Agrotreibstoffe verpasst. Umweltverbände kritisierten das scharf. Agrotreibstoffe gelten als ein wichtiges klimapolitisches Instrument der EU im Verkehrsbereich, insbesondere durch die indirekte Änderung der Landnutzung (ILUC) hat Agrosprit aus Biomasse aber eine negative Klimabilanz. Die bestehenden Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe greifen Treibhausgasemissionen durch die indirekte Zerstörung von Wäldern, Torfmooren und anderen natürlichen Lebensräumen allerdings in keiner Weise auf. Auch die gestrige Sitzung der EU-Kommission hat hier keine Änderung gebracht. Vor dem Arbeitstreffen der 27 Kommissare hatten rund 100 europäische Umweltverbände in einem offenen Brief an die EU-Kommission appelliert, die Nutzung extrem klimaschädlicher Agrotreibstoffe zu verhindern. Die Verbände forderten, dazu sogenannte ILUC-Faktoren bei der Berechnung des CO2-Rucksacks der Kraftstoffe in die Kraftstoffqualitätsrichtlinie und die Erneuerbare Energien Richtlinie aufzunehmen. Auch Klima-Kommissarin Connie Hedegaard befürwortet die Einführung solcher ILUC-Faktoren, stößt damit aber auf den Widerstand von Energiekommissar Günther Oettinger. Umweltverbände fürchten nun, dass es vor der Sommerpause keine Einigung mehr zu diesem Thema geben wird. “Die EU-Kommission kann sich immer noch nicht dazu überwinden, den Bullen endlich bei den Hörnern zu packen und schlüssige Maßnahmen zu ergreifen”, kritisierte der Greenpeace Referent für Waldpolitik, Sebastien Risso. [dh] Quelle: Deutscher Naturschutzring e.V.