Biokraftstoffe: Der schwierige Generationenwechsel
24.01.2013
Eingeladen hatte der Bundesverband Bioenergie (BBE) und die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP). Zum zweitägigen Fachkongress im ICC in Berlin, in direkter Nachbarschaft zum Treiben auf der Grünen Woche, waren etwa 500 Teilnehmer gekommen. Für Diskussionsstoff war gesorgt: Besonders die jüngsten Pläne der EU-Kommission machen der Branche ernste Sorgen. Im vergangenen Herbst gab Brüssel bekannt, die Förderpolitik für Biokraftstoffe ändern zu wollen. So sollen im Jahr 2020 Subventionen auf Biokraftstoffe der ersten Generation, dazu zählen etwa Diesel aus Raps und Ethanol aus Zuckerrüben, auslaufen. Zudem soll der Anteil dieser Biokraftstoffe am Spritverbrauch auf den schon erreichten fünf Prozent eingefroren werden.
Biodiesel-Branche fürchtet um Existenz
Die Branchenvertreter beklagten in Berlin zudem drohende Marktverwerfungen durch die geplanten Berechnungs-Faktoren für die indirekte Landnutzungsänderung (ILUC) und die 2012 in Deutschland weggefallene Steuerbegünstigung für Biodiesel und Pflanzenölkraftstoffe. „Die Kehrtwende der EU-Kommission wird das Vertrauen der Wirtschaft in die Investitionen im Bioenergiesektor vollends zerstören“, sagte der BBE-Vorsitzende Helmut Lamp. Der Einstieg in die Energiewende im Transportsektor sei nur mit Biokraftstoffen der ersten Generation zu schaffen, betonte er. Besonderes Augenmerk richtet die Branche im Zuge der bevorstehenden politischen Veränderungen auf Biokraftstoffe der zweiten Generation. In eigenen Programmforen am 22. Januar berichteten Experten über neueste Entwicklungen bei den Biokraftstoffklassen, darunter auch Bioethanol und Algenkraftstoffe. Andre Koltermann von der Firma Clariant [IBB-Netzwerkmitglied] sprach über die ersten Erfahrungen mit der Celluloseethanol-Demonstrationsanlage, die sein Unternehmen seit Sommer 2012 in Straubing betreibt (mehr…). Aus Weizen oder Maisstroh wird hier biotechnologisch Ethanol unter nahezu CO2-neutralen Bedingungen hergestellt.
Investitionszuschuss für kommerzielle Anlagen
Ziel sei es, bei den Produktionskosten konkurrenzfähig zu denen von Bioethanol der ersten Generation zu sein, so Koltermann. Er sprach sich dafür aus, die ILUC-Regelungen in Deutschland schnell zu implementieren. Zudem plädierte der Biotechnologe für einen öffentlichen Investitionszuschuss für Erstanlagen für die kommerzielle Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation. Auch müssten Investoren langfristigere Zeithorizonte für ihre Planungen zur Verfügung stehen, die über das Jahr 2020 deutlich hinausgehen. Die Referenten des Forums waren sich einig darüber, dass beim Thema Flüssigkraftstoffe auch künftig kein Weg an Bioethanol vorbeiführen werde. Quelle: biotechnologie.de/pg