Mit der steigenden Nutzung fossiler Ressourcen nehmen vor allem die damit einhergehenden Umweltprobleme stark zu. Biokraftstoffe können einen Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten, wenn sie nachhaltig produziert werden. Nachdem Biokraftstoffe im Straßenverkehr heute schon zum Alltag gehören, denkt auch der Luftfahrtsektor zunehmend über Lösungen nach, wie Umweltbelastungen reduziert werden können. Biokerosin ist hierfür ein zentrales Instrument. Allerdings ist es in Anbetracht des sehr hohen Bedarfs an Rohstoffen für die Produktion alternativer Luftfahrtkraftstoffe eine große Herausforderung, die benötigten Mengen auf nachhaltige Weise zu produzieren. Der Einsatz von Biokerosin ist Bestandteil der Lufthansa Strategie zur Senkung der CO2-Emissionen. Anhand einer Vier-Säulen-Strategie arbeitet das Unternehmen daran, operative Maßnahmen am Boden und in der Luft zu optimieren, technischen Fortschritt voranzutreiben und Abläufe noch effizienter zu gestalten, um den Treibstoffverbrauch und damit die CO2-Emissionen zu verringern. Nach dem erfolgreichen Praxiseinsatz von biosynthetischem Treibstoff liegt bei Lufthansa nun der Fokus auf Eignung, Verfügbarkeit, Nachhaltigkeit und Zertifizierung der Rohstoffe. „Unseren Praxiseinsatz von bio-synthetischen Flugkraftstoffen werden wir erst dann fortsetzen, wenn nachhaltige und zertifizierte Rohstoffe in den für den Routinebetrieb erforderlichen Mengen sichergestellt werden können“, betont Joachim Buse, Vice President Aviation Biofuel der Deutschen Lufthansa AG. „Die ökologisch unbedenkliche Gewinnung von Rohstoffen für die Biokerosin-Produktion stellt eine Herausforderung dar. Wir brauchen hierfür Konzepte, die sich großflächig umsetzen lassen, aber dennoch nachhaltig sind“, so Prof. Stefan Schaltegger vom Center for Sustainability Management der Leuphana Universität Lüneburg. Bereits Anfang des Jahres 2011 haben die Kooperationspartner in gemeinsam organisierten Feldversuchen in der Ukraine und Rumänien den Anbau der Ölpflanze Camelina (Leindotter) auf Brachflächen sowie im Mischfruchtanbau getestet. Dabei konnte die Ölpflanze sowohl auf Erbsen- als auch auf Sojafeldern integriert werden. Die Erträge von Erbsen und Soja blieben dabei konstant. Das Camelina-Öl wird somit umweltfreundlich „mitproduziert“, ohne dass zusätzliche Flächen dafür benötigt werden. Im Rahmen der weiteren Zusammenarbeit sollen darüber hinaus in Deutschland und anderen europäischen Staaten Ölpflanzen als Zwischenfrucht auf temporär ungenutzten Flächen angebaut oder als Untersaat in bestehende Felder eingestreut werden. Durch eine intelligentere Nutzung bestehender Agrarflächen werden somit systematisch Potenziale für eine nachhaltige Produktion von Biokerosin-Rohstoffen erschlossen. Das Kooperations-Projekt mit dem Namen „Plattform für nachhaltige Biokerosinproduktion“ ist Teil des Lüneburger Innovations-Inkubators. Dieser soll Spitzenforschung in Produkte und Dienstleistungen umsetzen und erreicht mit den Mitteln der Europäischen Union sowie des Landes Niedersachsen ein Fördervolumen von nahezu 100 Millionen Euro. Die Kooperation zielt darauf ab, eine wissenschaftlich führende Forschungsplattform in Deutschland zu etablieren. Die Umsetzung aller im Rahmen des Forschungsprojektes erarbeiteten Konzepte erfolgt durch die Inocas, einem Spin-Off der Leuphana, das in Lüneburg angesiedelt ist. Quelle: energie-experten.org