Bioaktive Inhaltsstoffe – auf den Geschmack gekommen
20.09.2013
Ein schneller Griff ins Supermarktregal für Gesundheit und Schönheit „to go“? Soweit ist es noch nicht, aber sogenannte funktionelle Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und Pflanzenextrakte werden in Lebensmitteln, Kosmetik und Arzneimitteln zunehmend eingesetzt. Dabei trifft das breite Anwendungspotenzial pflanzlicher Inhaltsstoffe auf die Nachfrage der Konsumenten nach Produkten mit einem Mehrwert. Dies können Diätprodukte, Anti-Aging-Kosmetika oder Arzneimittel gegen Magenbeschwerden sein. Wie neuartige bioaktive Substanzen identifiziert und ihre Wirkungsweisen entschlüsselt werden, zeigen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft beim interdisziplinären Kooperationsforum „Funktionelle Inhaltsstoffe – Food, Kosmetik, Pharma“ am 22. Oktober 2013 (mit Exkursionen am 21. Oktober 2013) an der Universität Bayreuth anhand neuer Technologien zur Herstellung, Analytik und Produktion. Aufgezeigt werden darüber hinaus Beispiele für neue Anwendungen und rechtliche Rahmenbedingungen.
Kooperationsforum
Themen des Kooperationsforums sind u. a. der Bedarf an Mikronährstoffen und sekundäre Pflanzenmetaboliten aus ernährungsphysiologischer Sicht, die Produktion bioaktiver Inhaltsstoffe mit Hilfe von Hefen und Bakterien sowie die Identifizierung bioaktiver Stoffe für den Einsatz als Phytopharmaka. Vorgestellt werden Anwendungen wie Wirkstoffe aus Milchsäurebakterien zur Förderung der natürlichen Hautflora, Cyclodextrine zur Maskierung von Bitterstoffen oder modifizierte Cellulose für Diätprodukte. Neue Analyseverfahren und Technologien zur Identifizierung, Charakterisierung und Produktion werden präsentiert, ebenso rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz von Inhaltsstoffen, deren Kennzeichnung und Auslobung sowie Open Innovation-Strategien. Das Forum wird konzipiert und organisiert von der Bayern Innovativ GmbH im Rahmen des Netzwerks Life Science in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth, dem Cluster Ernährung, der Genussregion Oberfranken e. V. und FoodDach.
Themenschwerpunkte
Ob Omega-3-Fettsäuren, Anthocyane oder Catechine aus Grüntee – Pflanzen synthetisieren eine Vielzahl von Stoffwechselprodukten, die sich als bioaktive Substanzen nutzen lassen. So werden seit längerem schon Phytosterole als funktionelle Inhaltsstoffe in Margarine oder Probiotika in Milchprodukten eingesetzt. Prof. Dr. Gerhard Rechkemmer, Präsident des Max Rubner-Instituts beleuchtet in seinem Vortrag die ernährungsphysiologische Wirkung bioaktiver Inhaltsstoffe und deren potenzielle Verwendung. Pflanzliche Inhaltsstoffe finden ebenfalls häufig Anwendung in Kosmetikprodukten. Ein neuer Extrakt aus Magnolien, entwickelt von der Beiersdorf AG, soll die Widerstandsfähigkeit der Hautzellen gegen oxidativen Stress erhöhen. Das Unternehmen erforscht die Grundlagen der menschlichen Haut und deren Alterungsprozesse. Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse werden dann neue Kosmetikprodukte entwickelt. So soll der Magnolienextrakt in Anti-Aging-Produkten eingesetzt werden. Im Rahmen der Open Innovation-Strategie setzt Beiersdorf auf Kooperation mit externen Partnern. Ein wichtiger Schritt bei der Produktion im Lebensmittel‑, Arzneimittel- oder Kosmetikbereich ist die Überprüfung der Qualität und die Analyse der einzelnen Inhaltsstoffe. Die ALNuMed GmbH (Application Laboratory for Nutrition and Medical Products), eine Ausgründung der Universität Bayreuth, setzt dazu moderne spektroskopische Verfahren wie die NMR-Technologie ein. Damit kann in kurzer Zeit und mit Hilfe einer einzigen Messung die Zusammensetzung einer komplexen Probe aus verschiedenen Inhaltsstoffen quantitativ erfasst werden. So lassen sich beispielsweise pflanzliche Rohstoffe, aber auch fertige Produkte auf ihre Zusammensetzung überprüfen, wirksame Inhaltsstoffe oder Kontaminationen identifizieren und die Herkunft nachweisen. Ein Beispiel ist die präzise und schnelle Sorten- und Herkunftsanalyse von Honig.
Weitere Informationen
Es haben sich bereits Teilnehmer folgender Unternehmen und Institute angemeldet, u. a. Biocrates, Bruker Biospin, Dieckmann, Dr. Willmar Schwabe, EDI/Myriad RBM, Evonik, Lonza, Krones, Martin Bauer, Protina, Raps sowie Universitäten und Institute aus Bayreuth, München, Potsdam und Wageningen. In der begleitenden Fachausstellung präsentieren sich 25 Firmen, Institute und Netzwerkorganisationen, u.a. ALNuMed, Biocrates, BioVariance, Bruker Biospin, Denk Ingredients, Finzelberg, IGV Institut für Getreideverarbeitung, IUL Instruments, Krones AG, Nanosight Ltd. (Amesbury, UK) mit ihren Technologien, Produkten und Dienstleistungen. Am Montag, 21. Oktober 2013, findet von 13:15 — 18:15 Uhr eine Exkursion zum Backzutaten- und Braumalzhersteller IREKS GmbH in Kulmbach und zur Universität Bayreuth statt. Bei IREKS besteht die Möglichkeit, Einblick in die Fabrikation der Backzutaten, das Logistikzentrum und die Schulungsbäckerei zu erlangen. An der Universität wird das Nordbayerische Zentrum für hochauflösende NMR (NZN) im Forschungszentrum für Bio-Makromoleküle besichtigt, wo das weltweit leistungsstärkste 1 GHz-NMR-Spektrometer installiert wird, sowie die ALNuMed GmbH. Darüber hinaus stellt der Lehrstuhl für Physikalische Chemie II kraftmikroskopische Methoden vor, um Materialien für die Verkapselung von Inhaltsstoffen zu charakterisieren. Am Lehrstuhl für Biochemie wird die Wirkung von Resveratrol auf Enzyme untersucht, die an der DNA-Regulation beteiligt und mit Alterungsvorgängen assoziiert sind. Der Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie sowie das Forschungszentrum für Nahrungsmittelqualität präsentieren ihre Arbeit zur Verwendung verschiedener Ölsaaten für die Ernährung. Das Get-together danach in der Brauerei Maisel, Bayreuth, bietet Gelegenheit zu ersten Gesprächen. Das Forum bietet somit eine ideale Plattform zum Erfahrungs- und Wissensaustausch und zur Erschließung neuer Kooperationen und Anwendungsfelder. Die Programmübersicht und alle weiteren Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter www.bayern-innovativ.de/ingredients2013 Quelle: idw/Bayern Innovativ