Wie lassen sich nachwachsende Rohstoffe als Ersatz fossiler Rohstoffe nutzen, ohne dabei in Konkurrenz um wertvolle Anbauflächen für die Nahrungsmittelproduktion zu treten? Diese Schlüsselfrage greifen die Forscher der Fraunhofer-Projektgruppe IWKS in Alzenau auf. Die Idee: Biomaterialien, die ohnehin schon da sind, aber nicht mehr gebraucht werden – also Abfall – als Rohstoffe nutzen. Die Projektgruppe IWKS befasst sich im Geschäftsfeld »Biowerkstoffe« mit der Weiterverarbeitung von solchen pflanzlichen Reststoffen. Sie stammen als Abfallprodukte aus der Lebensmittel- oder der pharmazeutischen Industrie und bilden die Grundlage für neue Produkte und Anwendungen. Beispielsweise können sie als Ausgangsmaterial für Barriereschichten genutzt werden, wie sie u. a. als Ummantelung zum Schutz gegen eine unkontrollierte Nährstoffauswaschung bei Düngergranulaten eingesetzt werden. Auch die Verpackung von Lebensmitteln kann durch den Einsatz von reststoffbasierten Barriereschichten optimiert werden. Sauerstoff- und Wasserdampfdurchlässigkeit lassen sich durch das organische Material minimieren. Das trägt zur Verlängerung der Haltbarkeit bei. Des Weiteren werden die pflanzlichen Rohstoffe genutzt, um naturfaserverstärkte Kunststoffe herzustellen. Als Haftvermittler eingesetzt können sie die mechanischen Eigenschaften des Kunststoffes verbessern. Pflanzliche Reststoffe, die im Überfluss vorhanden sind, lassen sich so sinnvoll verwerten und tragen zur Schonung von lebensnotwendigen Ressourcen bei. Mittels innovativer Verfahren kann aus bisherigen Abfallprodukten eine zukunftsweisende Wertschöpfung gesichert werden. Industriell umgesetzt bietet dies einen enormen Wettbewerbsvorteil, denn neben der Senkung von Rohstoffkosten wird auch ein großer Schritt in Richtung einer nachhaltigen Produktion gemacht.
Zertifizierung mit »s:Lim – say: Less is More«
Ökologische Unternehmensführung und effizienter Ressourcengebrauch können eine enorme Einsparung von Rohstoffen und Energie erzielen. Wertvolle Ressourcen sollen kosteneffizient wieder verfügbar und nutzbar gemacht werden. Die Fraunhofer-Projektgruppe IWKS zertifiziert Produkte sowie Dienstleistungsangebote im Hinblick auf abfallarmes Produktions- und Konsumverhalten nach dem Motto »s:Lim – say: Less is more!«. Ziel ist es, Einsparung von Energie und knappen Ressourcen wie Phosphor zu erreichen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz werden alle Produktionsschritte hinsichtlich Ökonomie und Ökologie analysiert und optimiert. Innovative Technologien und Methoden, um Abfälle zu vermeiden oder zu recyceln, werden entwickelt, Wiederverwertungsmöglichkeiten für (Produktions-)Abfälle oder Abfallinhaltsstoffe aufgezeigt und darüber hinaus Lösungen zur Verringerung von Emissionen angeboten. Der Einsatz von kostenintensiven und umweltschädlichen Rohstoffen kann minimiert werden, indem zusammen mit Industrieunternehmen Substitute entwickelt und Prozesse optimiert werden.
Nachhaltige Phosphornutzung
Das Element Phosphor ist so essenziell für alles Leben wie Sonne und Wasser. Rund 90 Prozent des abgebauten Phosphats finden als Düngemittel Verwendung und stellen somit unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln sicher. Aufgrund des enormen Bevölkerungswachstums werden in absehbarer Zeit zwei Milliarden Menschen mehr auf Phosphor angewiesen sein. Ganz gleich, welche Vorkommen sich noch erschließen lassen und wie lange die Vorräte reichen: Phosphor ist eine endliche Ressource, deren Förderung immer energie- und kostenintensiver wird. Die zukünftig erschließbaren Lagerstätten sind zudem stärker mit Schwermetallen wie Cadmium belastet. Mit der Ausbringung der Dünger landen diese auf den Ackerflächen. Hinzu kommt, dass rund 75 Prozent der Phosphorreserven in geopolitisch instabilen Gebieten liegen, sodass Handelseinschränkungen rasch zu Versorgungsengpässen führen können. Ausreichend Gründe also für eine nachhaltige Phosphornutzung. Quelle: Fraunhofer ISC