Auf der Konferenz zur Politikstrategie Bioökonomie hob Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hervor: “Die Bioökonomie geht uns alle an. Für die nächsten Jahre gilt es, den bereits begonnenen Wandel in Richtung nachhaltige Wirtschaftsweise zu beschleunigen und in der Breite zu verankern.” “Die erfolgreiche Fortführung der Energiewende, die Sicherung der Rohstoffversorgung unserer Wirtschaft, der Klima- und Naturschutz und nicht zuletzt die Verantwortung, eine wachsende Bevölkerung mit ausreichender und gesunder Nahrung zu versorgen — die Bewältigung dieser Schlüsselaufgaben ist ohne die biobasierte Wirtschaft nicht denkbar”, ergänzte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.
Bioökonomie fördert Arbeitsplätze und Umweltschutz
Bereits heute ist die Bioökonomie fester Bestandteil der deutschen Wirtschaft. So bezieht die Chemische Industrie rund 18 Prozent ihrer Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen. Insgesamt macht Bioenergie fast zwei Drittel der erneuerbaren Energieversorgung in Deutschland aus.
Potenziale und Wachstumschancen
Die Bioökonomie ist ein Wachstumsmarkt, auf dem sich Deutschland schon jetzt im Spitzenfeld bewegt. Wachstumspotenziale gibt es aber nach wie vor und zwar vorrangig in der Industriellen Biotechnologie, bei nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche und energetische Nutzung sowie in den klassischen Sektoren Lebensmittel- und Futterproduktion. Nachwachsende Rohstoffe wie Mais, Raps, Rhizinussamen und Kokosöl werden zur Herstellung von zahlreichen Produkten verwendet: Kunststoffen, Fasern, Waschmitteln, Kosmetika, Farben, Klebstoffen, Baustoffen, Hydraulikölen und Schmiermitteln bis hin zu Arzneimitteln. Beispiele für die Anwendung biotechnologischer Verfahren sind auf diesem Wege hergestellte Fein- und Spezialchemikalien sowie Antibiotika für die pharmazeutische Industrie. Ferner werden biotechnologisch produzierte Enzyme und Mikroorganismen zum Beispiel für Wasch- und Reinigungsmittel verwendet.
Bio-Rohstoffe statt Öl
Nachwachsende Rohstoffe sind zunehmend auch eine Alternative zum Öl. Spitzentechnologie ermöglicht es, vielfältige Produkte ohne Erdöl herzustellen, die sogar noch bessere Produkteigenschaften besitzen. Immer mehr Unternehmen setzen auf einen Rohstoffmix aus nachwachsenden Ressourcen und haben bereits zahlreiche neue Produkte entwickelt. So gibt es mittlerweile Trinkwasserflaschen aus pflanzlichen Rohstoffen, aus Rizinusöl werden Kunststoffe für Dübel hergestellt, ein Automobilhersteller fertigt aus diesem Rohstoff Motorabdeckungen an.
Sicherung der Ernährung hat Vorrang
Die Förderung der biobasierten Wirtschaft ist national und international mit der Sicherung der Ernährung, dem Schutz der Umwelt und des Klimas sowie der Arten- und Pflanzenvielfalt und sozialen Standards in Einklang zu bringen. Unterschiedliche Interessen sind zu vereinen — etwa die Konkurrenz um die Nutzung von Flächen. Die Ernährung und die Produktion von Lebensmitteln muss dabei immer Vorrang haben. Das Konzept der biobasierten Wirtschaft umfasst alle Wirtschaftsbereiche, die nachwachsende Ressourcen und deren Produkte erzeugen, verarbeiten, nutzen und damit handeln. Eingesetzt werden nicht nur Rohstoffe aus der Land‑, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie der Aquakultur oder der mikrobiellen Produktion. Zunehmend spielen auch biogene Rest- und Abfallstoffe eine Rolle.
Autoreifen aus Löwenzahn — Ausstellung “Bioökonomie im Alltag”
Ob Kleider aus Milch, Reifen aus Löwenzahn, ein Föhn aus Biokunststoff oder Autoteile aus Naturfasern — die Palette an biobasierten Produkten ist schon heute groß. Die Ausstellung “Bioökonomie im Alltag” anlässlich der Halbzeitkonferenz Bioökonomie zeigt mehr als 40 konkrete Produktbeispiele, die auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen und biobasierten Verfahren hergestellt werden. Auch eine Modenschau mit rein biobasierten Kleidern, “Milk & Sugar”, gehört zum Programm. Zu diesen Produkten beigetragen haben zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu nachwachsenden Rohstoffen und biobasierten Verfahren, die die Bundesregierung im Rahmen der “Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030” seit Ende 2010 unterstützt. “Mit unserer Forschungsstrategie haben wir gezeigt, dass es möglich ist viele Produkte mit erneuerbaren Ressourcen herzustellen”, sagte Johanna Wanka. Einig waren sich die Experten auf der Konferenz, dass die eingeschlagene Richtung zu mehr Nachhaltigkeit in der Industrie weiter politisch unterstützt und gesellschaftlich eingebunden werden muss. Dies ist auch das Ziel der 2013 von der Bundesregierung beschlossenen “Nationalen Politikstrategie Bioökonomie”. Rund 500 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft waren der Einladung des BMBF nach Berlin gefolgt, um aktuelle Herausforderungen und künftige Perspektiven einer biobasierten Wirtschaft in Deutschland zu diskutieren. Mit dem “Wegweiser Bioökonomie” veröffentlichte das BMBF künftige Schwerpunktsetzungen der Innovationsförderung. So sollen Kompetenzen zur systemischen Betrachtung der Bioökonomie ausgebaut, ein partizipativer Dialog mit Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft etabliert, bessere Rahmenbedingungen für intelligente Innovationsbündnisse geschaffen und Anregungen dafür gegeben werden, wie sich die Fachkräfteausbildung dem wandelnden Bedarf in der Wirtschaft anpassen lässt. Innerhalb der “Innovationsinitiative industrielle Biotechnologie” des BMBF erhielt die Allianz “Wissensbasierte Prozessintelligenz” unter der Führung des Unternehmens Sartorius eine Förderzusage von insgesamt 9 Mio. Euro, die in den kommenden sechs Jahren den rund 20 Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zur Verfügung stehen.
Über…
…die Politikstrategie Bioökonomie führt verschiedene Bereiche und Akteure mit dem Ziel einer einheitlichen und stringenten Politik zusammen. Eine “Interministerielle Arbeitsgruppe Bioökonomie” begleitet den Umsetzungsprozess und entwickelt ihn weiter. Die Strategie setzt auf die vollständige und hochwertige Nutzung von Biomasse im Rahmen der Kreislaufwirtschaft, auf Forschung, Ausbildung und Lehre. Nicht zuletzt müssen Information und gesellschaftlicher Dialog zur Akzeptanz der Bioökonomie bei den Verbrauchern beitragen. Die Strategie zur Bioökonomie baut auf der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung auf. Sie ist außerdem eng verzahnt mit der “Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030”, dem Energiekonzept, der Rohstoffstrategie, dem Deutschen Ressourceneffizienzprogramm und anderen Ressourcen-Strategien der Bundesregierung. …Bioenergie wird aus Energiepflanzen, Holz oder Reststoffen wie Stroh, Bioabfällen, Gülle oder Reststoffen aus der Bioraffinerie gewonnen. Sie ist der einzige problemlos speicherbare erneuerbare Energieträger und kann bedarfsgerecht eingesetzt werden. Dies unterscheidet Biomasse von anderen erneuerbaren Energiequellen. Quelle: BMBF und BMEL