Die Wissenschaft leidet daran, dass sie als elitär und unverständlich abgetan wird. Der berühmte Elfenbeinturm der Denker ist das bekannte Bild dafür. Dabei existieren Forscher und Gesellschaft nicht getrennt voneinander, sondern der Wissenschaftler ist immer auch Bürger. Gleichwohl gibt es auch bei seinen Mitbürgern Interesse an technologischen, naturwissenschaftlichen oder sozioökonomischen Fragen, die wiederum die „professionellen“ Wissenschaftler antreiben und inspirieren können. Somit kann ein Austausch zwischen beiden Bereichen – Wissenschaft und Bürger – fruchtbar und erfolgversprechend sein. Aber wie finden Sie zusammen?
Vielfältige Möglichkeiten für Bürgerwissenschaftler
Seit einigen Jahren hat sich der englische Begriff „Citizen Science“ (Bürgerwissenschaften) eingebürgert. Darunter versteht man eine Wissenschaft, die nicht nur von akademischen Profis betrieben wird, sondern vor allem auch von der Beteiligung aller Bürger lebt. Oftmals handelt es sich hierbei auch um eine Kooperationen von Wissenschaftlern mit Bürgern, bei denen letztere ihre professionellen Fachkollegen unterstützen oder aber selbstständig Projekte durchführen. So reicht die Bandbreite hierbei von einfachen Naturbeobachtungen und Klassifizierungen, bis zur Teilnahme an Weltraumflügen im Projekt „Citizens in Space“. Nicht zuletzt die technologischen Fortschritte durch das Internet und Smartphones ergeben für den Bürger ganz neue Möglichkeiten, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten und so am wissenschaftlichen Austausch und Fortschritt teilzuhaben.
Eine Online-Plattform soll helfen
Die Wissenschaftsorganisation Wissenschaft im Dialog hat in Zusammenarbeit mit dem Museum für Naturkunde Berlin eine Online-Plattform ins Leben gerufen, die solchen Bürgerwissenschaftlern eine Bühne bieten und die Vielfalt solcher Projekte präsentieren soll. „Bürger schaffen Wissen“, heißt sie und möchte möglichst viele Menschen für die Welt der Wissenschaft begeistern sowie Hobbyforscher und Wissenschaftler zusammenbringen. Finanziell gefördert wird die Seite vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Modernisierung der Forschungslandschaft
Fachliche Grenzen gibt es keine. So soll auf der Plattform naturwissenschaftlichen, geistes- und sozialwissenschaftlichen Bürgerwissenschaftlern genauso eine Heimat gegeben werden wie Projekten aus dem Bereich der Technik- und Ingenieurswissenschaften. Die Website steht somit allen „Citizen Scientists“ zur Verfügung und soll die wichtigste Anlaufstation für angehende sowie bereits praktizierende Bürgerwissenschaftler in Deutschland werden. Diese können dort ihre Projekte einstellen und präsentieren, Projekte über die Suchfunktion finden sowie andere Interessierte zum Mitmachen animieren. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museum für Naturkunde Berlin und Mitinitiator hält große Stücke auf das Projekt. Seiner Meinung nach besitzt es großes Potenzial, die Forschungslandschaft durch die Einbeziehung der Bürger zu modernisieren. Dass interessierte Bürger belastbare Daten liefern und somit ein großer Gewinn für Forschungsprojekte sein können, bestätigt auch eine aktuelle Studie. Die Beobachtungen eingewiesener Hobbytaucher zu Hai-Populationen waren demnach ebenso genau, wie die einer automatisierten Tracking-Software von Vollzeitforschern. Hier geht’s zur Internetseite “Bürger schaffen Wissen”:www.buergerschaffenwissen.de Quelle: Pflanzenforschung.de [gekürzt]