Wilfried Weber wird wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Neue Materialien und Professor der Saar-Uni
In einem gemeinsamen Berufungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft und der Universität des Saarlandes wurde Professor Wilfried Weber für eine Doppelfunktion ausgewählt: Er wurde jetzt zum Wissenschaftlichen Geschäftsführer des INM — Leibniz-Institut für Neue Materialien ernannt. Zudem erhielt er die Professur für neue Materialien an der Universität des Saarlandes. Damit wird die enge Zusammenarbeit beider Institutionen fortgeführt, um gemeinsame Projekte in der Materialwissenschaft voranzutreiben.
Wilfried Weber ist Experte auf dem Gebiet der synthetischen Biologie, die sich im vergangenen Jahrzehnt rasant entwickelt hat. Im Mittelpunkt seines Interesses stehen lebende Materialien, genauer gesagt die Einbindung von lebenden Organismen und biologischen Prozessen in Materialien, um diesen neue Eigenschaften zu verleihen. „Der große Vorteil von biologischen Systemen ist ihre Fähigkeit zu spüren, was in ihrer Umwelt passiert und sich daran anzupassen. Wir übertragen die dafür verantwortlichen biologischen Sensoren und Schalter in Materialien. Auf diese Art konstruieren wir neue Materialien, deren Eigenschaften auf ihre Umgebung abgestimmt sind“, erklärt der Forscher. Sein Team setzt für die minutiöse Steuerung von Zellen und Materialien vor allem Licht ein und ist damit international führend auf dem Forschungsgebiet der molekularen Optogenetik. „Wir übertragen Mechanismen, wie Pflanzen auf Licht reagieren, in Zellen und können so die Eigenschaften von Materialien steuern. Damit sind wir zum Beispiel in der Lage, über Licht die Stabilität eines Materials zu programmieren“, sagt Wilfried Weber. Darüber hinaus ist seine Forschung auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. In einem seiner Projekte programmiert er Zellen so, dass aus Holzabfällen wie Sägespänen wieder neue Holzwerkstoffe entstehen – als biologisches Up-Cycling.
Stärkung des Forschungsstandorts Saarland
Dass der renommierte Biotechnologe, der an der Universität Freiburg im Leitungsteam eines Exzellenzclusters mitwirkt, nun in das Saarland wechselt, liegt für ihn in der Stärke des Saarbrücker Forschungsstandortes begründet. „Das Leibniz-Institut für Neue Materialien ist international führend auf dem Gebiet der Lebenden Materialien. Es gibt in Europa nur drei große Standorte mit diesem Forschungsschwerpunkt“, betont Wilfried Weber. Er sieht über seine Tätigkeit am INM zudem viele Anknüpfungspunkte für die enge Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Saarbrücker Campus. Professorin Aránzazu del Campo, die mit Weber zusammen die wissenschaftliche Doppelspitze des INM bildet, sieht die Forschung ihres neuen Kollegen als Bereicherung für das Institut: „Das INM forscht an Hybridmaterialien und nutzt dabei zunehmend Inspirationen aus biologischen Systemen. Wilfried Weber bringt neue Konzepte für die Synthese und Programmierung von Materialeigenschaften mit und erweitert so das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten von Materialien am INM.“
Für Universitätspräsident Manfred Schmitt ist die Berufung von Professor Wilfried Weber ein großer Gewinn für die biomedizinische Forschung und die Materialwissenschaft an den universitären Standorten in Homburg und Saarbrücken. Er blicke gespannt auf viele neue Forschungsprojekte auf dem zukunftsweisenden Feld der lebenden Materialien. Dies werde den NanoBioMed-Schwerpunkt der Universität um eine weitere Komponente ergänzen und die universitäre Forschung mit dem Leibniz-Institut für Neue Materialien noch enger verzahnen. Die kurzen Wege und die kollegiale Zusammenarbeit über Fächergrenzen und Institute hinweg erwiesen sich auch hier als eine der großen Stärken der beiden Universitätsstandorte.
Wirtschaftsminister Jürgen Barke, in dessen Zuständigkeit das INM liegt, zeigte sich höchst erfreut, dass es gelungen ist, Professor Weber zu gewinnen: „Das INM ist ein international sichtbares Zentrum für Materialforschung und ‑entwicklung, eine herausragende außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit internationalem Renommee. Das Institut ist deshalb Kernpartner der saarländischen Innovationsstrategie im Schlüsselbereich Life Science und Material Science. Mit Professor Weber gewinnen das Institut und der Forschungsstandort eine Persönlichkeit, die neben exzellenter Forschung auch neuen Schwung für den Transfer aus der Forschung in die Wirtschaft mitbringt.“ Auch der saarländische Wissenschaftsminister, Jakob von Weizsäcker, freut sich über die hochkarätige Berufung von Professor Wilfried Weber und seine neue Leitungsfunktion am INM. „Die Berufung von Professor Weber steht für die Verknüpfung auf höchstem Niveau der modernen Materialwissenschaft mit der Biotechnologie. Das ist ein faszinierendes Forschungsfeld mit großem wirtschaftlichen Potenzial. Damit wird der Schwerpunkt NanoBioMed im internationalen Wettbewerb um Talente, um Fördermittel und die spannendsten wirtschaftlichen Anwendungsideen weiter gestärkt.“
Wissenschaftlicher Werdegang von Professor Wilfried Weber
Der Ingenieur und Biotechnologe Wilfried Weber war seit 2009 Professor für Synthetische Biologie an der Universität Freiburg im Rahmen des Exzellenzclusters BIOSS — Centre for Biological Signalling Studies. Im vergangenen Jahr erhielt er den mit 2,5 Millionen Euro dotierten europäischen Forschungspreis ERC Advanced Grant, zuvor wurde er bereits mit zwei ERC Proof of Concept Grants und einem ERC Starting Grant ausgezeichnet. Wilfried Weber war bisher im Sprecherteam des Exzellenzclusters CIBSS — Centre for Integrative Biological Signalling Studies der Universität Freiburg. Dessen Forschungsziel ist es, ein umfassendes Verständnis von biologischen Signalvorgängen über Skalen hinweg zu gewinnen – von den Wechselwirkungen einzelner Moleküle und Zellen bis hin zu den Prozessen in Organen und ganzen Organismen. Weber studierte Biochemie und Biotechnologie an den Universitäten Tübingen und Strasbourg in Frankreich. Seine Promotion und Habilitation verfasste er an der ETH Zürich in der Schweiz, an der er auch Gruppenleiter am Institut für Chemie- und Bioingenieurwissenschaften war.