Weltweite Produktionskapazitäten für Biokunststoffe steigen trotz niedrigen Ölpreises
23.11.2015
European Bioplastics stellte Anfang November seine aktuelle Marktdatenauswertung im Rahmen der 10. European Bioplastics Konferenz in Berlin vor. Demnach setzt sich der positive Wachstumstrend der weltweiten Biokunststoffindustrie fort. “Der Markt wird mittelfristig um mehr als 350 Prozent wachsen”, teilte François de Bie, Vorstandsvorsitzender von European Bioplastics mit. Die Daten, erhoben in Zusammenarbeit mit dem IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (Hochschule Hannover, IBB-Netzwerkmitglied) und dem nova-Institut (IBB-Netzwerkmitglied), zeigen, dass die weltweiten Produktionskapazitäten für Biokunststoffe in den kommenden Jahren weiter steigen werden von 1,7 Millionen Tonnen im Jahr 2014 auf etwa 7,8 Millionen Tonnen bis 2019. Biobasierte, nicht biologisch abbaubare Kunststoffe, wie biobasiertes PE und biobasiertes PET sind die größten Wachstumstreiber. Über 60 Prozent der weltweiten Produktionskapazität waren im Jahr 2014 biobasierte, haltbare Kunststoffe. Dieser Anteil wird bis 2019 auf über 80 Prozent ansteigen. Die Produktionskapazität für biologisch abbaubare Kunststoffe, wie PLA, PHA und Stärkeblends verzeichnet ebenfalls ein großes Wachstum von rund 0,7 Millionen Tonnen in 2014 zu weit über 1,2 Millionen Tonnen in 2019. Die Produktionskapazität von PHA wird sich bis 2019 verdoppeln aufgrund eines starken Ausbaus von Kapazitäten in Asien und den USA. „Kompostierbare Kunststoffe entwickeln sich von einem Nischen- hin zu einem Mainstreamprodukt, denn sie bieten einen echten Mehrwert für ganz spezielle Anwendungsbereiche“, erläutert de Bie. Verpackungen bleiben das mit Abstand führende Anwendungsgebiet für Biokunststoffe mit knapp 70 Prozent (1,2 Millionen Tonnen) Anteil am gesamten Biokunststoffmarkt. Aufgrund der hervorragenden Eignung von Biokunststoffen für den Verpackungsmarkt, wird dieser Anteil bis 2019 auf über 80 Prozent (6,5 Millionen Tonnen) ansteigen. “Die Daten verdeutlichen einen wichtigen Trend, Verpackungen noch ressourcenschonender zu gestalten. Dies spiegelt auch die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach Produkten mit einem geringen Umwelteinfluss wider”, erläutert de Bie. Die Daten bestätigen außerdem einen deutlichen Anstieg von Biokunststoffen in den Anwendungsbereichen Textilien, Automobil sowie bei Gebrauchsgütern. Die Landnutzungsfläche für den Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Produktion von Biokunststoffen belief sich im Jahr 2014 auf rund 0,68 Millionen Hektar. Dies entspricht gerade einmal 0,01 Prozent der weltweiten Landwirtschaftsfläche von 5 Milliarden Hektar, wovon 97 Prozent als Weidefläche sowie für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln, Materialnutzung, und als Anbaufläche für die Rohstoffe für Bioenergie und Biotreibstoff genutzt werden. Dies verdeutlicht, dass zwischen dem Anbau nachwachsender Rohstoffen für Nahrungs- und Futtermitteln und für die Herstellung von Biokunststoffen keine Konkurrenz besteht. Asien wird seine Rolle als zentrale Produktionsstelle weiter ausbauen. 2019 werden mehr als 80 Prozent der Biokunststoffe in Asien produziert werden. Europa wird mit weniger als fünf Prozent der Biokunststoffproduktion weit hinter diesem Trend zurückbleiben. Während Länder wie die USA, Asien und Lateinamerika stärker auf marktnahe Unterstützungsmaßnahmen setzen, um neue Produktionsstätten anzuziehen und ein schnelleres Marktwachstum zu unterstützen, ist der europäische Markt begrenzt durch fehlende Wirtschafts- und Gesetzesmaßnahmen, die den Ausbau der Produktionskapazitäten in Europa begünstigen. „Vor diesem Hintergrund ist ein europäischer Gesetzesrahmen, der einen gleichberechtigten Zugang zu biobasierten Rohstoffen sowie verbesserte Bedingungen für die Markterschließung biobasierter Produkte schafft und den positiven Beitrag kompostierbarer Kunststoffe im Kontext effizienter Entsorgung und Verwertung anerkennt, von höchster Wichtigkeit. Wir ersuchen daher die EU-Gesetzgeber, das immense Potenzial von Biokunststoffen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft im bevorstehenden Kreislaufwirtschaftspaket zu berücksichtigen und bestmöglich für Europa zu nutzen“, sagt de Bie abschließend.
European Bioplastics
European Bioplastics ist die Interessenvertretung der europäischen Biokunststoffindustrie. Zu ihren Mitgliedern zählen Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette. Die Mitglieder produzieren, verarbeiten und vertreiben Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, biologisch abbaubar sind, oder beide Eigenschaften in sich vereinen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.european-bioplastics.org.
Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB)
Beim IfBB stehen die Entwicklung, Verarbeitung, industrielle Nutzung, Abfallbehandlungsmöglichkeiten, sowie die ökologische und technische Bewertung von Biokunststoffen und Bioverbundwerkstoffen im Vordergrund. Die praxisnahe Lehre des IfBB in enger Zusammenarbeit mit der Industrie ist ein klarer Vorteil für die ingenieurwissenschaftliche Ausbildung. Das IfBB bietet eine große Bandbreite von Biokunststoffdaten, einschließlich Prozessrouten, Rohstoffanforderungen, Landnutzung, und weitere Marktdaten. Alle Informationen und Daten sind kostenfrei verfügbar unter www.downloads.ifbb-hannover.de.
nova-Institut
1994 gegründet, agiert das nova-Institut als Partner von Industrie, Administration und Politik auf Europaebene. Die von European Bioplastics präsentierten Daten beziehen sich ausschließlich auf neue biobasierte und/oder biologisch abbaubare Kunststoffe und sind ein Auszug aus einer umfassenden Marktstudie mit breiterem Materialrahmen deren dritte Ausgabe im November 2015 veröffentlicht wird. Weitere Informationen sind verfügbar unter www.bio-based.eu/markets. Quelle: European Bioplastics e.V.