TÜVSÜD entwickelt Standard für erneuerbare Rohstoffe
28.11.2013
„Bislang liefern die organischen Kohlenstoffverbindungen aus fossilen Lagerstätten die fundamental wichtigen Ausgangstoffe für die chemische Industrie“, sagt Konrad Tausche, Business Unit Manager Environmental Technology der TÜVSÜD Industry Service Division. „Die wirtschaftliche Verfügbarkeit und auch der Klimawandel führen dazu, dass Unternehmen verstärkt alternative, erneuerbare Rohstoffquellen erschließen.“ In einem integrierten Produktionssystem können Ausgangsstoffe wie Alkane, Alkohole und Cycloalkane auch aus erneuerbaren Rohstoffen wie Bioethanol, Bio-Naphtha oder Biomethan gewonnen und in etablierte Produktionsprozesse eingespeist werden. Wegen der globalen Flächenknappheit ist es dabei von zentraler Bedeutung, dass die erneuerbaren Rohstoffe nachhaltig produziert und so ressourceneffizient wie möglich eingesetzt werden.
Praxistauglich: Ein Bilanzierungssystem für erneuerbare Rohstoffe
Bislang ist es jedoch aufwendig oder oft nicht sinnvoll, in Produkten enthaltene Anteile nachwachsender Rohstoffe messtechnisch zu erfassen, wenn fossile und erneuerbare Rohstoffe zusammen weiterverarbeitet werden. Der Anteil erneuerbarer Rohstoffe in Erzeugnissen aus einer integrierten Produktion ist meist gering, so dass diese Produkte nicht als ‚biobasiert‘ im herkömmlichen Sinn gelten. Eine Lösung hierfür bietet der von TÜVSÜD zusammen mit BASFSE, Ludwigshafen, entwickelte Massenbilanz-Ansatz für die Chemische Industrie. Dabei wird der Einsatz der erneuerbaren Rohstoffe entlang der gesamten Prozesskette im Anlagenverbund und der weiteren Wertschöpfungskette bilanziert. „Aussagen zum biogenen Anteil beziehen sich somit nicht auf das fertige Produkt, sondern auf die Substitution fossiler Rohstoffe zu Beginn der Produktion“, betont Konrad Tausche. Voraussetzung für die Zertifizierung von einzelnen Produkten ist deshalb die Rückverfolgbarkeit der Stoffströme durch eine lückenlose Dokumentation vom Rohstoff bis zum Endprodukt. Ein erstes Massenbilanzsystem für erneuerbare Rohstoffe hat TÜVSÜD beim Pilotkunden BASF geprüft und erste Produkte des Chemieunternehmens zertifiziert. Mit einem unternehmensweiten Controlling erfasst BASF den Rohstoffeinsatz pro Produkt auf Basis der Produktrezepturen und durch die Bilanzierung aller beteiligten Produktionsprozesse. Diese erfolgt auf Basis der Einheit Methan-Äquivalent, benannt nach dem Umrechnungsfaktor, der auf den Stoff Methan genormt ist. Zu den ersten zertifizierten Produkten zählen beispielsweise Superabsorber für Hygieneartikel, Kunststoffe für Elektronikprodukte sowie weitere Zwischenprodukte. Künftig werden alle nach dem neuen Standard zertifizierten Produkte in einer öffentlich zugänglichen Datenbank geführt, um maximale Transparenz für Kunden zu schaffen. Quelle: TÜVSÜD