Schadinsekten mit Mikroben bekämpfen und Mikroben nützlicher Insekten erforschen
05.08.2014
„Wir freuen uns, dass das Julius Kühn-Institut (JKI) nach 22 Jahren diese Tagung wieder nach Deutschland holen konnte und sich in Mainz in den vier Tagen fast 500 Experten aus 47 Ländern austauschen werden“, so Prof. Dr. Johannes A. Jehle, Leiter des Instituts für Biologischen Pflanzenschutz des JKI am Standort Darmstadt und Hauptorganisator. Dabei geht es zum einen darum, wichtige Schädlinge unserer Kulturpflanzen auf biologischem Weg mittels spezifischer Bakterien, Pilze, Viren, aber auch mit Fadenwürmern (Nematoden) oder einzelligen Parasiten (Mikrosporidien) zu bekämpfen. Zum anderen wird an Krankheiten von nützlichen Wirbellosen geforscht, beispielsweise der als Nosema bezeichneten Mikrosporidie, die weltweit Honigbienen schädigt. Ein Spezialaspekt ist die Produktion pilzlicher oder anderer Erreger, die für uns Menschen nutzbringende Stoffe enthalten. Neben neuesten Forschungsergebnissen diskutieren Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt auch den für diese speziellen Erreger oft steinigen Weg, der beschritten werden muss, bis aus einem vielversprechenden Labortest ein erfolgreiches Produkt für die Praxisanwendung wird. Gerade kleinere Unternehmen tun sich deshalb schwer, und selbst positiv bewertete Mittel bleiben häufig auf dem Weg zur Marktreife stecken. Auf der anderen Seite fordert die Europäische Union die Reduzierung der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel und eine Zunahme „alternativer“ Bekämpfungsmöglichkeiten, zu denen auch die „mikrobiellen Biopestizide“ gehören. Die Vorteile dieser Mittel liegen auf der Hand: Das Wirtsspektrum ist begrenzt, Nützlinge und die Artenvielfalt werden geschützt und die Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sind gering. Trotz dieser ökologischen Vorteile ist die Wirtschaftlichkeit der neuen Produkte gerade wegen ihrer Spezifität oft gering. Zusammen mit den umfangreichen rechtlichen Hürden für eine Zulassung sind mikrobielle Produkte im europäischen Raum derzeit enorm kostenintensiv. Um ihnen die notwendige Chance zu geben, die auch von den Behörden aufgrund von EU-Programmen wie dem nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) erwartet wird, sollten die gesetzlichen Regelungen an die besonderen Erfordernisse dieser biologischen Mittel angepasst werden. Dabei muss die notwendige Sicherheit für Mensch und Umwelt gewährleistet bleiben. „Ein enorm wichtiges Thema für die künftige Entwicklung und Verfügbarkeit dieser besonderen Mittel auf dem Markt“, so Jehle. Insgesamt decken die Tagungsthemen ein breites Feld ab, das von der Erforschung der Grundlagen bis hin zu neuen Verfahren und Mitteln reicht. Es werden neu entdeckte Krankheitserreger bei Wirbellosen beschrieben oder die molekularen Mechanismen bei der Interaktion von Wirt und Pathogen aufgeklärt.
Hintergrund:
Die Tagung der Society for Invertebrate Pathology (SIP) findet jedes Jahr in einem anderen Land statt. In Deutschland war die Tagung das letzte Mal 1992 in Heidelberg. 2015 ist Vancouver/Kanada der Austragungsort. Die SIP wurde im Jahr 1967 gegründet und hat weltweit ca. 500 Experten mit unterschiedlichem wissenschaftlichem Hintergrund als Mitglieder. Die Wissenschaftler vereint ihre Forschung zu Krankheitserregern von wirbellosen Tieren (Invertebraten), vor allem schädlichen Insekten, Milben, Spinnen und Schnecken, aber auch Nutzarthropoden wie Bienen, Seidenspinner und Krustentiere (Shrimps oder Garnelen). Das Julius Kühn-Institut (JKI) ist das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Es gehört zum Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Derzeit hat das JKI deutschlandweit 16 Fachinstitute an 10 Standorten. Das Fachinstitut am Standort Darmstadt forscht seit fast 70 Jahren zu Fragen des biologischen Pflanzenschutzes. Hier wurden und werden wichtige Pathogene entdeckt und beschrieben, die inzwischen als biologische Pflanzenschutzmittel auf dem Markt erhältlich sind, z .B. das Apfelwicklergranulovirus oder das Bakterium Bacillus thuringiensis tenebrionis (B.t.t.), das gegen Kartoffelkäferlarven wirkt. Weitere Informationen zur Tagung und zur SIP finden Sie unter: www.sipweb.org Quelle: idw