Biobasierte Werkstoffe und Chemikalien werden in Deutschland mehr und mehr nachgefragt. Ebenso Energie aus nachwachsenden Rohstoffen sowie biogenen Reststoffen. Und die Prognosen zeigen steil nach oben. Denn die nationalen Klimaschutzziele sind ambitioniert. Das Ziel der Bundesregierung ist, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, verglichen mit 1990. 2050 sollen sogar 80 Prozent eingespart werden. Das geht nur, wenn biobasierte Wertstoffströme und die Bioenergie massiv ausgebaut werden, und gleichzeitig der Einsatz fossiler Grundstoffe wie Erdöl und Kohle reduziert wird. Aber wie ist das zu erreichen? Im Grunde geht es um nichts weniger als die mittelfristige Umstellung unserer verbrauchsorientierten Industriegesellschaft auf eine Produktionsweise, die Ressourcen als Teil von Kreisläufen begreift. Bioraffinerien, die nachwachsende Rohstoffe verarbeiten, sind ein Schlüssel zum Aufbau einer nachhaltigen Industrie. Dazu sind Innovationen, Netzwerke und intensive Partnerschaften nötig. Das neue, bundesweite ZIM-Kooperationsnetzwerk BioRaf, koordiniert vom ttz Bremerhaven, setzt hier an und richtet sich speziell an kleine und mittelständische Unternehmen. Der Plan ist, Konzepte und Geschäftsfelder für Bioraffinerien sowie innovative Produkte und Verfahren gemeinsam mit den Unternehmen im Netzwerk zu erarbeiten. Außerdem sollen Synergieeffekte herausgestellt werden, um alle Potentiale im Bereich Bioraffinerie zu erschließen. Ferner möchte das Netzwerk regionale Wertschöpfungsketten und dezentrale Strukturen mit geringen Investitionskosten anregen, damit kleine und mittelständische Unternehmen stärker von den Entwicklungen profitieren.
Praxisgerechte Entwicklungsansätze aus dem Netzwerk
Aus den bereits identifizierten Potenzialen von Bioraffinerien wurden verschiedene erste Ansätze für Entwicklungen definiert. So soll eine Erweiterung der verwendbaren Biomasse in Bioraffinerien geprüft werden — der Fokus liegt hier auf bislang unzureichend genutzten biogenen Reststoffen und sogenannten Koppelprodukten. Zudem soll die Effizienz von Bioraffinerien erhöht und die Produktqualität gesteigert werden.
Optimierte Lebenszyklen
Das BioRaf-Netzwerk umfasst dabei die gesamte Wertschöpfungskette von Biomasse für, in und aus Bioraffinerien. Von der Bereitstellung über die Aufbereitung (Primärraffination) und Veredlung (Sekundärraffination) bis zur anschließenden Nutzung der Produkte werden die Lebenszyklen von Stoffen betrachtet. Eine möglichst umfangreiche stoffliche Nutzung sowie intelligente energetische Nutzung soll helfen, die Wirtschaftlichkeit der Bioraffinerie-Konzepte zu optimieren.
Starke Partner
Die Gründungsmitglieder sind die Unternehmen abc GmbH, aevotis GmbH, ANiMOX GmbH (IBB-Netzwerkmitglied), BAUTEC GmbH & Co. KG, FLEXBIO Technologie UG, FTFAG, Renergie Systeme GmbH &CO. KG sowie die Weber Entec GmbH & Co. KG. Unterstützt werden diese von folgenden Institutionen: bvse e.V., DBFZ, Fraunhofer CBP, Fraunhofer WKI, HAWK Göttingen (Fachgebiet NEUTec), LLFG sowie der TU Hamburg-Harburg (IUE) als assoziierte Netzwerkpartner. Netzwerkkoordinator ist das ttz Bremerhaven.
Weitere Unternehmen willkommen
Das Netzwerk ist offen für weitere Unternehmen aus der Biomassebranche. Insbesondere Maschinen- und Anlagenbauer, Biomasseaufbereiter und ‑veredeler sind aufgerufen, mit dem Netzwerk in Kontakt zu treten. Das erste Netzwerktreffen wurde bereits im Juli 2015 in Bremerhaven erfolgreich durchgeführt. Interessenten erhalten Informationen bei Oliver Hahn, Projektleiter am ttz Bremerhaven, unter Telefon: +4947180934 – 151, oder E‑Mail: ohahn(at)ttz-bremerhaven.de. Mit Hilfe einer Förderung im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erhalten die am Netzwerk teilnehmenden Unternehmen zunächst für ein Jahr Unterstützung von einer Netzwerkmanagementeinrichtung, hier vom ttz Bremerhaven. Dabei erhalten die Netzwerkpartner Hilfe bei der Ideenfindung, der Projektskizzierung, der Beantragung von Fördermitteln zur Forschung und Entwicklung sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Die Förderung des Netzwerks wurde im Mai 2015 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bewilligt. Quelle: ttz Bremerhaven