„Europa hat sehr gute Voraussetzungen, in der biobasierten Wirtschaft erfolgreich zu sein“, so Annita Westenbroek, Koordinatorin der Strategic Innovation and Research Agenda (SIRA) des Biobased Industries Consortiums (BIC), also des privaten Teils der BBI, vergangenen Montag bei einer Veranstaltung in Berlin. Allerdings sei die Vernetzung zwischen den verschiedenen Bereichen der Bioökonomie verbesserungswürdig. Zwar gebe es zwischen traditionellen Sektoren wie der Forstwirtschaft und der Papierindustrie bereits starke Verbindungen, neue und vor allem wertschöpfungsträchtige Bereiche wie zum Beispiel die Verwendung von Biomasse in der Feinchemie müssten jedoch besser integriert werden. Dazu hat sich nun ein Netzwerk aus rund 140 Partnern gebildet, darunter Konzerne, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie akademische Einrichtungen, Cluster und Verbände, das öffentliche EU-Mittel in Höhe von rund einer Milliarde Euro mit einem privatwirtschaftlichen Beitrag von etwa 2,8 Milliarden Euro aufstocken will. „Mit einem Euro aus dem EU-Topf stimulieren wir Forschungsinvestitionen von drei weiteren Euro. Mit einem Hebel von eins zu drei ist BBI besonders erfolgreich“, so Westenbroek. Die ersten Förderthemen sollen bereits im kommenden Jahr ausgeschrieben werden.
Zweite PPP zu Life Sciences
Der Fachöffentlichkeit vorgestellt wurde BBI im Juli dieses Jahres. Sie ist nunmehr die fünfte Public-Private-Partnership, die von der EU-Kommission gefördert wird. Und neben der „Innovative Medicines Initiative“ ist sie die zweite mit Bezug zu den Lebenswissenschaften. Auch das deutsche Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF), in deren Berliner Dienstsitz das Programm am 4. November vorgestellt wurde, begrüßt die Initiative. „Das EU-Projekt bietet die Möglichkeit, die gesamte Wertschöpfungskette in der biobasierten Wirtschaft aus einer Hand zu fördern“, so Henk van Liempt, Leiter des Referats Bioökonomie im BMBF. Zudem gebe es zahlreiche Anknüpfungspunkte mit deutschen Forschungsprogrammen, wie der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“, die sich aus rechtlichen Gründen aber auf die vorwettbewerbliche Forschung beschränke. Auch Clemens Neumann, Leiter der Abteilung für biobasierte Wirtschaft sowie nachhaltige Land- und Forstwirtschaft im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), betonte die hohe Bedeutung der EU-Aktivitäten. Bereits in der Politikstrategie Bioökonomie sei der Vernetzung nationaler und internationaler Projekte besondere Priorität eingeräumt worden.
Deutsche Partner in BIC
Vor allem Wertschöpfungsketten abseits der traditionellen Wege sollen mit der neuen Initiative geknüpft werden. Darunter befinden sich neue Verwertungskonzepte für Holz, Getreide, organischen Abfall sowie die mehrfache Nutzung von Biomasse für Bioenergie und Feinchemikalien. Bereits jetzt sind einige deutsche Partner in BIC dabei. Seitens der Unternehmen sind Clariant, Nordzucker, Südzucker und Direvo beteiligt. Auf Seiten der Clusterorganisationen ist die Industrielle Biotechnologie Bayern Netzwerk GmbH (IBB Netzwerk GmbH) beteiligt, die insgesamt zehn KMUs vertritt (mehr…). Als ordentliches Mitglied mit Stimmrecht im BIC wird die IBB Netzwerk GmbH nach Rücksprache mit den vertretenen Organisationen die Ziele von BIC unterstützen. Laut IBB-Geschäftsführer Haralabos Zorbas will das Netzwerk zukünftig noch weitere Partner für BIC gewinnen. Auch dabei ist der Cluster Industrielle Biotechnologie 2021 (CLIB2021), der bereits seit dem Beginn der Planung in drei der vier Arbeitsgruppen aktiv war. CLIB2021 repräsentiert in BIC sieben KMUs. Weitere Clusterorganisationen sind die Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e.V. (GFP) – ein Zusammenschluss aus 60 Pflanzenzüchtern, zwei Drittel davon sind KMUs – und seit kurzem auch die BIO-PRO Baden-Württemberg GmbH. „Wir fördern Forschungsvorhaben, Leuchtturmprojekte und Demonstrationsanlagen“, so Westenbroek. Genau wie Deutschland müsse Europa in der Vermarktung biobasierter Produkte gegenüber der internationalen Konkurrenz aufholen. Prägnant drückte es BMELV-Abteilungsleiter Neumann aus: „Wir müssen dringend zusehen, dass unsere teuren Forschungsergebnisse später nicht nur anderen nutzen.“ Quelle: biotechnologie.de mit Ergänzungen der IBB Netzwerk GmbH