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Keimfreie Bruteier: Natürliche Alternative zum gängigen Formaldehyd
26.10.2017
Die Eier – ausschließlich Bruteier, nicht solche zum direkten Verzehr – werden einer Formaldehydbegasung unterzogen, was auch die Anrainer der Brütereien merken. „Formaldehyd verflüchtigt sich rasch und bei Begasungen in Großbrütereien lässt es sich nicht gänzlich kontrollieren – etwas von dem Gas entweicht immer.“, sagt Tomislav Cernava vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz. Neben der krebserregenden und umweltschädlichen Wirkung von Formaldehyd ist nicht zuletzt das ein Grund, weshalb die EU fieberhaft auf der Suche nach einer wirksamen Alternativmethode zur Behandlung von Bruteiern ist.
Mikroorganismen als Keimvernichter
Eine vielversprechende und umweltfreundliche Option auf Basis nützlicher Mikroorganismen haben Forschende der TU Graz, des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und des Biotech Start-up Roombiotic nun im vorindustriellen Labormaßstab erfolgreich getestet, die Ergebnisse finden sich aktuell im Fachjournal Scientific Reports. Antimikrobiell wirksamen Bakterien ist die Grazer Gruppe in einem Vorläuferprojekt ab 2009 auf die Spur gekommen: Damals wurden erstmals Mikroorganismen identifiziert, die den steirischen Ölkürbis vor Fäulnis schützen.„Wir haben die flüchtigen Substanzen dieser Bakterien weiter erforscht um herauszufinden, wie sie Pathogene so wirksam bekämpfen. Einige davon haben wir nun mittels Mikrobiomanalyse der Eierschalen evaluiert.“, sagt Gabriele Berg, Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz. Bakterien, die Substanzen der Klasse Pyrazin beinhalten, stachen dabei besonders hervor. In Reinform auf die Eierschale aufgebracht, beseitigte Pyrazin bis zu 99,6 Prozent der Keime – eine Dekontaminationsrate, die mit der Formaldehyd-Begasung vergleichbar ist. Grundsätzlich weist das natürliche Eierschalenmikrobiom eine unerwartete bakterielle Vielfalt auf. „Interessanterweise führen besonders niedrige Pyrazin-Konzentrationen zu einer positiven Mikrobiomverschiebung.“, streicht Gabriele Berg hervor.