Veranstaltung
Innovationspreis „Biowerkstoff des Jahres 2014“ auf dem Kölner Biowerkstoff-Kongress an QMilch aus Deutschland
23.04.2014
Um eine starke und innovationsfreudige bio-basierte Ökonomie in Europa aufzubauen, werden neue Rahmenbedingungen benötigt — dies betrifft Politik, Investitionen und Produzenten gleichermaßen. Auch wenn die europäischen Unternehmen zu den größten und innovativsten der Welt zählen, namentlich in der Chemie- und Kunststoffindustrie, müssen doch diverse Barrieren und Hürden überwunden werden. Führende Experten präsentierten und diskutierten ihre Strategien und Visionen für Europas bio-basierte Zukunft. Dr. Reinhardt Büscher (Europäische Kommission, GD Unternehmen und Industrie), Henk van Liempt (Bundesministerium für Bildung und Forschung) und Dr. Dr. h.c. Christian Patermann unterstrichen die Notwendigkeit neuer politischer Rahmenbedingungen zugunsten bio-basierter Chemikalien und Werkstoffen um die bio-basierte Wirtschaft auszubauen — auch wenn eine rasche Einführung nur schwer möglich ist. Rafael Cayela von Styron Europe GmbH (CH) erläuterte globale Trends und die Zukunft der weltweiten, chemischen Industrie, insbesondere die Effekte der voranschreitenden Klimaschutzpolitik. Prof. Dr. Stefaan de Wildeman vom Aachen-Maastrich Institute for Biobased Materials (NL) sieht die Zukunft in neuartigen Building-blocks, die eine dezentrale Produktion von Biokunststoffen ermöglichen. Mario Bonaccorso von Assobiotec, der Italian Association for the Development of Biotechnology (I) sieht große Wachstumschancen für die italienische Wirtschaft. Michael Carus vom nova-Insitut (DE) stellte erstmals öffentlich das umfassende Reformpapier des nova-Instituts zur Renewable Energy Directive (RED) vor, das die Gleichbehandlung stofflicher und energetischer Nutzung von Biomasse zum Ziel hat: Die RED für bio-basierte Chemikalien und Materialien zu öffnen und sie weiterzuentwickeln zu einer REMD — “Renewable Energy and Material Directive”. Kommerzielle Bioraffinerien in Europa — Es gibt sie schon!
Ein Großteil der Debatten und Forschungsprojekte in Europa konzentriert sich auf Bioraffinerien. Diese großen integrierten Systeme sind dafür ausgelegt, eine ganze Bandbreite an Produkten aus Biomasse herzustellen, wie Chemikalien und Kunststoffe sowie Kraftstoffe, und werden als Zukunft der bio-basierten Ökonomie betrachtet. Was meist übersehen wird: Die ersten Bioraffinerie-Konzepte sind bereits umgesetzt und werden schon kommerziell betrieben. Arizona Chemicals stellte, als weltweit führendes Unternehmen im Bereich pine chemicals, seine schwedische Bioraffinerie vor und sowohl Borregaard aus Norwegen als auch Novamont aus Italien berichteten von ihren Erfahrungen mit ihren Bioraffinerien. Bio-basierte Building-blocks sind der Schlüssel zu neuen nachhaltigen Kunststoffen
In den letzten Jahren gab es auf dem Gebiet der bio-basierten Building-blocks und Plattformchemikalien für die chemische Industrie viele Fortschritte. Der Bereich Kunststoffe hat sich weiterentwickelt und viele Innovationen hervorgebracht, zum Beispiel Polyactide (PLA), Polyhydroxyalkanoate (PHA), Polyamide (PA) und Drop-in-Lösungen (PET, PE). Die bedeutendste Innovation stellen jedoch die Produktionsanlagen für verschiedene bio-basierte Building-blocks wie Bernsteinsäure, Isobutan, Butadiene, Butandiol und furanbasierte Chemikalien dar — stellen sie doch die Vorstufe von Kunststoffen dar. Die genannten bio-basierten Building-blocks standen am zweiten Tag des Biowerkstoff-Kongresses im Mittelpunkt, als Unternehmen wie Reverdia (NL/F), Global Bioenergies (F) — mit ihrer neuesten Investition in den Leuna Chemical Park (DE) — SEKAB (SE), Corbion (NL), Arkema (F), SOPREMA (F), Succinity (DE/NL), Novozymes (DK), Avantium (NL) und Myriant (USA), ihre neuesten Innovationen und Investitionen sowie ihre Erfahrungen mit der Produktion von bio-basierten Building-blocks und Polymeren vorstellten. Es ergab sich ein fokussierter Überblick über neue Möglichkeiten und Hürden im Bereich der ethanol-basierten Chemie, Milchsäurebakterien und PLA, über die Bernsteinsäure-Produktion und die Herausforderungen für die Produktion PBS und anderen Anwendungen, sowie über Polyamide, furan-basierte Polymere (PEF) und Polyurethane für Elastomere. Das nova-Institut stellte neue Marktchancen für biologisch abbaubare Polymere vor, die sich aus der Umweltproblematik konventioneller Kunststoff-Mikropartikel vor allem im Meer ergeben können. Start-ups präsentierten ihre Verfahren und neuesten Entwicklungen
Am dritten Tag stellten Start-ups der Industrie und potenziellen Investoren ihre Verfahren und neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der industriellen Biotechnologie und verwandter Technologien vor. Infolge der äußerst positiven Reaktionen wird es auch im nächsten Jahr einen Start-up-Tag geben: Beinahe alle Jungunternehmen fanden Kontakte und Firmen, die an ihren Technologien interessiert waren. Innovationspreis “Biowerkstoff des Jahres 2014“
Im siebten Jahr in Folge wurde der Innovationspreis “Bio-based Material of the Year” an junge, innovative Akteure der bio-basierten Industrie verliehen, die zeitgemäße Anwendungen und Märkte für ihre Biowerkstoffe gefunden haben. Der Wettbewerb konzentrierte sich diesmal exklusiv auf neue Entwicklungen dieser Bereiche aus Europa, die 2013 und 2014 auf den Markt gekommen sind (oder bald kommen werden). Qmilch gewann den ersten Platz mit seinem kompostierbaren und antibakteriellen casein-basierten Polymer Qmilk. Das Milchprotein Kasein wird von Qmilch aus Milch gewonnen, die nicht zum Verzehr geeignet ist — so kann der sog. Non-Food-Milch ein Mehrwert verleihen werden. Der zweite Platz ging an die Firma fischwerke, die den ersten bio-basierten Injektionsmörtel FIS Green 300 T vorstellten. Erstmals teilten sich mit Hemp Eco Systems und ZinCo zwei Unternehmen den dritten Platz. Hemp Eco Systems bietet eine hanf-basiertes Baumaterial mit guter Wärmedämmung und einfacher Anwendung. ZinCo produziert Biokunststoff-Lösungen für Dachbegrünungen. Quelle: nova-Institut (gekürzt)