2012 verspricht, ein starker iGEM-Jahrgang zu werden. Allein aus Deutschland waren elf Teams mit innovativen Projektideen zur Synthetischen Biologie angetreten. Mit Erfolg: Im Vergleich zu 2011 werden zwei deutsche Studentenmannschaften mehr zum großen Abschluss-Championat, dem Jamboree, nach Boston fliegen. Wie im Vorjahr haben es die – allerdings neu aufgestellten – Teams aus Bielefeld, Potsdam und der Technischen Universität München geschafft. Die anderen zwei Teilnehmer für die WM der Bioingenieure kommen aus Freiburg und von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München.
Die iGEM-Teams für Boston 2012:
Uni Bielefeld: Hormone aus dem Trinkwasser filtern
Uni Freiburg: Molekulare Präzisionswerkzeuge schneller herstellen
LMU München: Bazillensporen als nützliche Designerperlen
TU München: Brauhefe für leckeres und gesundes Bier
Uni Potsdam: Hamsterzellen als Antikörperfabrik
„Das war ein sehr anstrengendes Wochenende, mit glücklichem Ausgang“, erzählt Robert Braun vom Team Bielefeld. Bis zuletzt hatte seine Gruppe noch an Poster und der Abschlusspräsentation gefeilt. 47 Hochschulteams aus ganz Europa waren am 5. bis 7. Oktober nach Amsterdam mit ihren Projekten gereist. Der europäische Vorentscheid gilt als der härteste auf dem Weg nach Boston. „Im Gespräch haben sich viele Fachjury-Mitglieder begeistert von unserem Projekt gezeigt“, so Braun, „insbesondere was unsere Laborergebnisse und die mögliche industrielle Anwendung unserer Idee angeht.“
Kandidatenkür unter Anspannung
Bei der Kandidatenkür im Plenum hatten es die Organisatoren für die Bielefelder dann aber spannender als nötig gemacht: „Unser Team erschien sehr spät auf dem großen Bildschirm“, berichtet Braun, „da hatten wir schon angefangen, uns Sorgen zu machen, ob es überhaupt klappt.“ Früher erlöst wurden da die Bier brauenden Studenten der TU München. „Wir waren zum Glück gleich das achte Team“, sagt Martin Schappert. Insgesamt erhielten 18 europäische Projekte grünes Licht für die Finalteilnahme. Neben den fünf Teams aus Deutschland fahren noch je drei aus den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien sowie zwei aus Italien und je eines aus Slowenien und der Schweiz nach Boston. Dort werden sie mit etwa 40 weiteren Gruppen aus der ganzen Welt um die Krone der Synthetischen Biologie konkurrieren. Wie unterschiedlich die Ausgangslage der Teams ist, zeigt der Vergleich mit den Studenten aus Slowenien. „Das ist eine Art Nationalmannschaft. Die sind aus dem ganzen Land zusammengecastet“, erläutert Schappert. Im Vergleich zur TU München kann sich das slowenische Team länger und professioneller auf den iGEM-Wettbewerb vorbereiten und auch auf mehr erfahrene, promovierte Forscher zurückgreifen.
Slowenien mit Nationalmannschaft angereist
Die meisten deutschen Teams können von solchen Bedingungen nur träumen. Schappert ist daher richtig stolz auf die 49 genetischen iGEM-Bauteile (BioBricks), die sein Team von 18 Studenten in diesem Jahr bisher hergestellt hat: „Slowenien hat mit der ganzen Unterstützung im Hintergrund auch nur 89 produziert!“ Den Sonderpreis für den innovativsten BioBrick heimste das Team aus Freiburg ein. Die Breisgauer stellen molekulare Präzisionswerkzeuge her. Auch das Team Potsdam Bioware ist mit einem Sonderpreis aus Amsterdam zurückgekehrt. Für eine enzym-unabhängige Methode zum Klonieren von genetischen Bauteilen gab es eine Auszeichnung für den Best New Standard. Für Kristian Müller, der das Potsdamer Team wissenschaftlich betreut und der auch zu den Fachjuroren in Amsterdam zählte, gab es bei der europäischen Konkurrenz wieder jede Menge interessante Ideen. Die Auswahl der besten Projekte sei auch in diesem Jahr eng gewesen. Gibt es einen Vorteil für Teams mit Erfahrungen aus den Vorjahren? „Den gibt es, aber die Teams müssen sich trotzdem jedes Mal den Erfolg neu erarbeiten“ , sagt Müller.
Groninger Biosensor zeigt Gammelfleisch an
Auf Platz eins des Europa-Vorentscheids in Amsterdam hat es das Team aus Groningen geschafft. Im Projekt Food Warden (Lebensmittel-Wächter) haben die niederländischen Studenten ein bakterielles Nachweissystem für ungenießbares Fleisch entwickelt. Sie wollen damit der Verschwendung von Nahrungsmitteln Einhalt gebieten. Oftmals werden Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weggeworfen, obwohl sie noch ohne Probleme verzehrt werden hätten können. Zumindest bei Fleisch können die niederländischen Studenten mit ihrem Biosensor nun sagen, ob sich durch eine beginnende Fäulnis bereits bedenkliche Gase gebildet haben oder ob das Fleisch noch gefahrlos gegessen werden kann. Quelle: biotechnologie.de/pg+ml