Holzbasierte Bioökonomie: Chancen für eine klimaneutralere Zukunft
Holz wird seit jeher genutzt, für den Wohnungsbau, Möbel, die Papierherstellung und die Wärmeerzeugung. Laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. umfassen die Waldflächen in Deutschland rund 11,4 Mio. ha. In Zukunft könnte Holz im Sinne einer holzbasierten Bioökonomie immer wichtiger als Kohlenstoffquelle für die Chemieindustrie werden.
In deutschen Wäldern sind allein schon in abgestorbenen Bäumen oder Baumteilen –dem sogenannten Totholz – 34 Mio. t Kohlenstoff gespeichert. In der lebenden Biomasse des Waldes befinden sich sogar 1.230 Mio. t Kohlenstoff; das entspricht über 4.600 Mio. t Kohlendioxid, die gebunden wurden. Das Holzaufkommen in Deutschland ist so hoch, dass es einen Teil des Kohlenstoffbedarfs der Chemieindustrie decken könnte. Dabei könnte der Rohstoff Holz auch einen Teil der bislang genutzten fossilen Rohstoffe stofflich und energetisch substituieren. Eine Verknappung des Erdöls ist laut Experten vorerst zwar nicht zu erwarten, jedoch würde die Verwendung von Holz weitere Wertschöpfung fördern. Technologische Ansätze für eine holzbasierte Bioökonomie in Deutschland sind durch den Bau erster Anlagen bereits vorhanden. Weiteres Potential liegt in Forschungsergebnissen zur Gewinnung von Plattformchemikalien. Viele Ergebnisse warten allerdings noch auf eine industrielle Umsetzung.
Mit den in der Chemieindustrie vorhandenen Kompetenzen ist es zweifelslos möglich, viele der heute auf Erdöl basierenden Substanzen aus erneuerbaren Rohstoffen herzustellen.
Dafür können zur Optimierung sowohl biotechnologische als auch chemische Verfahren kombiniert werden. Dabei muss die Implementierung von Forschungsergebnissen und die Skalierung von Prozessen hin zur Massenproduktion beschleunigt werden. Umfassende Investitionen sind nötig. Doch nationale und internationale Klimaschutzziele erfordern Handeln. Wenn dann die aus Holz entstandenen Materialien am Ende ihres Lebenszyklus auch energetisch genutzt werden, führt dies im Gegensatz zum Erdöl zu klimaneutralen Prozessen, da der im Holz enthaltene Kohlenstoff aus atmosphärischem Kohlendioxid stammt. Zusammen mit aktiver Forstwirtschaft und Aufforstung kann faktisch das Kohlendioxid im Kreislauf gehalten und ein sehr großer Beitrag zum Klimaschutz erzielt und die Abhängigkeit von erdölexportierenden Ländern reduziert werden. Das sind Chancen für die Chemie- und Biotech-Industrie. Das waldreichste Bundesland in Deutschland handelt nun. Mit 2,6 Mio. ha Wald will Bayern den Aufbau einer holzbasierten Bioökonomie weiter vorantreiben.
Dr. Wilfried Peters, IBB Netzwerk GmbH
BIOspektrum | 06.24 | 30. Jahrgang