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Holen wir uns den Phosphor zurück!
15.04.2019
So hängt etwa die Phosphormenge im Ackerboden davon ab, welche Entscheidungen in der Landwirtschaft getroffen werden. Diese Entscheidungen werden durch ökonomische Gegebenheiten bestimmt, etwa über den Preis von Phosphordüngern. Und diese Gegebenheiten wiederum werden von politischen Entscheidungen verändert, die ihrerseits davon abhängen, welchen Wert wir als Gesellschaft einer gesünderen Umwelt zuschreiben. “Wir haben es hier mit einem komplizierten Netz von Feedbackmechanismen zu tun, die man nur gemeinsam betrachten kann”, erklärt Johanna Grames. “Daher hat sich bei uns an der TU Wien der Forschungsbereich der Soziohydrologie entwickelt, der Ansätze aus der Hydrologie und dem Ressourcenmanagement in ökonomische Modelle einbettet.” So werden etwa Angebot und Nachfrage von Phosphordünger modelliert und gleichzeitig Materialflussanalysen verwendet, die Auskunft darüber geben, wie viel Phosphor unter welchen Bedingungen in den Boden, ins Abwasser oder in Fließgewässer gelangt. Am Ende kann man dann mathematisch untersuchen, welche Handlungsstrategien die günstigsten Auswirkungen haben. Phosphor zurückgewinnen, Importe verteuern Dabei zeigt sich, dass die Reduktion der Phosphorkonzentration in Böden und Gewässern am besten möglich ist, wenn Phosphor aus dem Boden und dem Abwasser wiederverwertet wird und gleichzeitig der Preis von Phosphordüngern steigt. Die Politik kann einen Wandel zur verstärkten Nutzung von Phosphor aus dem Abwasser unterstützen, indem sie Rückgewinnungstechnologien für Phosphor fördert oder zusätzliche Abgaben für Phosphorimporte einführt. Bereits die Aussicht auf bevorstehende Veränderung (sei es in ökonomischen Parametern oder im Bereich der Wasserqualität) kann wirtschaftliche Entscheidungen deutlich beeinflussen und menschliches Verhalten ändern. Eine wichtige Rolle spielen aber auch gesellschaftliche Werte: “Es gibt immer einen Kompromiss zwischen Investition in Konsum, Produktionskapital und Umwelt”, sagt Johanna Grames. “Welche Investitionen in eine verbesserte Phosphor-Aufbereitung optimal sind, hängt nicht zuletzt davon ab, welchen Wert wir als Gesellschaft einer höheren Umweltqualität beimessen.” Die Berechnungen der TU Wien zeigen, dass ein nachhaltigerer Umgang mit Phosphor nicht nur der Umwelt helfen würde: Die Landwirtschaft könnte durch die Rückgewinnung den Phosphordünger effizienter einsetzen als heute. Insgesamt könnte die Landwirtschaft durch nachhaltigen Phosphoreinsatz sogar profitabler werden, Preisschwankungen am globalen Phosphormarkt wären dann keine Gefahr mehr. Quelle: TU Wien, News Article, 09. April 2019