Eine gute Idee ist bei vielen Gründungen schon die halbe Miete. Um die Idee dann aber Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es Geld. Hier kommen häufig sogenannte Business Angels ins Spiel: Erfahrene Unternehmer, die den Entrepreneuren zur Seite stehen und mit Rat und Tat unterstützen, sowie auch eigenes Geld investieren. Dabei gehen sie ein hohes Risiko ein: Denn nicht jede Neugründung schafft es, sich am Markt zu bewähren. Geht die Firma pleite, ist auch das Investorengeld verloren.
Anreiz für eine Wagniskapitalkultur
Zumindest einen Teil des Risikos nimmt die Bundesregierung den Gründern nun ab. Durch das Mitte Mai gestarteten Programm „Investitionszuschuss Wagniskapital“ können Business Angels unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 20% der investierten Summe zurückerhalten. In den nächsten drei Jahren stehen beim Bundeswirtschaftsministerium für das Programm 150 Mio. Euro zur Verfügung. „Wir wollen einen Anreiz schaffen, weil wir bisher noch keine richtige Wagniskapitalkultur haben, so wie wir sie in anderen Regionen der Welt sehen“, erläuterte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler auf dem Family Day 2013 des High-Tech Gründerfonds (HTGF) in Bonn. Einmal im Jahr lädt der HTGF seine Geschäftspartner zu dieser Veranstaltung ein. Der Fonds ist einer der wichtigsten Frühphasenfinanzierer in Deutschland. In diesem Jahr nutzen rund 800 Teilnehmer, darunter 300 Jungunternehmer aus dem HTGF-Portfolio und 250 Investoren aus dem In- und Ausland, den Family Day um neue Kontakte zu knüpfen. In Pitches, Panels, Workshops und mehr als 700 Treffen unter vier Augen haben sie Ideen und Know-how ausgetauscht, sich kennengelernt und Geschäftsbeziehungen angebahnt.
HTGF bringt Investoren und Unternehmer zusammen
Gerade in der Pharma- und Biotechnologie hat sich in den vergangenen Jahren eine gewisse Arbeitsteilung entwickelt: Gänzlich neue Konzepte für Arzneien oder Diagnostika werden in kleinen, neu gegründeten Firmen ausgetüftelt. Die großen Konzerne übernehmen die Projekte – oder gleich die ganze Firma – wenn die Arbeiten weiter fortgeschritten sind und die prinzipielle Machbarkeit nachgewiesen wurde. Start-ups und Großkonzerne sind also aufeinander angewiesen. „Die einen brauchen Innovationen, um ihre Marktrolle aufrechtzuerhalten, die anderen brauchen Kapital, um wachsen zu können. Wir bringen beide zusammen“, bringt es Michael Brandkamp, Geschäftsführer des HTGF, auf den Punkt. Insgesamt 573,5 Mio. Euro kann der HTGF investieren. Diese Summe haben das Bundeswirtschaftsministerium, die KfW sowie 17 Wirtschaftsunternehmen bereitgestellt.
„Geld allein ist keine Strategie“
„Der HTGF is der erfolgreichste und aktivste Wagniskapitalgeber in ganz Europa“, stellt Minister Rösler in Bonn fest. Doch nicht nur aus der Politik kommt Lob. Es finden sich immer mehr Anleger, die gemeinsam mit dem HTGF investieren. Einer von ihnen ist der AWD-Gründer Carsten Maschmeyer. In den vergangenen Jahren hat sich der Unternehmer ein veritables Portfolio an Biotech-Beteiligungen aufgebaut. Eine bewusste strategische Entscheidung, wie Maschmeyer im Gespräch mit dem Life Science-Magazin |transkript erläutert: „Meine Stärke ist, dass ich Trends erkenne und mich dann frage: Was bedeutet das jetzt? So bin ich auch mit Florian Holsboer […] in Kontakt gekommen.“ Gemeinsam mit dem Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie gründete er 2011 die Biotech-Firma HolsboerMaschmeyer NeuroChemie GmbH. Denn vor allem Erkrankungen an Hirn, Haut und Knochen dürften bedingt durch den demografischen Wandel zunehmen, erwartet der Anlage-Profi. Seine Beteiligungen will er aktiv unterstützen. Häufig bräuchten gerade neugegründete Firmen Hilfe im Marketing und Vertrieb sowie Kontakte zu Firmenchefs und Entscheidungsträgern. „Wir denken mit und stellen zudem Know-How und Netzwerk zur Verfügung“, betont Maschmeyer: „Denn Geld allein schießt keine Tore, und Geld allein ist noch lange keine Strategie.“ Quelle: biotechnologie.de