Grüne Gentechnik: Akademie setzt auf die neue Generation
17.06.2013
In der 30. Folge der Kreidezeit erklärt biotechnologie.tv, wie Smart Breeding funktioniert. Quelle: biotechnologie.de Vor genau 30 Jahren wurde die erste transgene Pflanze hergestellt, und seit dieser Zeit hat sich die grüne Gentechnik äußerst dynamisch entwickelt: Weltweit werden auf mehr als 170 Millionen Hektar Ackerfläche gv-Pflanzen angebaut (mehr…). Seit 2005 beobachtet die interdisziplinäre Arbeitsgruppe “Gentechnologiebericht” der BBAW diese Entwicklungen. Nun hat die 11-köpfige Expertengruppe zum dritten Mal einen Themenband zur „Grünen Gentechnologie“ veröffentlicht, der die Entwicklungen in Wissenschaft, Technik und Gesellschaft der vergangenen vier Jahre unter die Lupe nimmt. Damit verbunden spricht die Arbeitsgruppe auch Handlungsempfehlungen aus.
Viele neue Technologien
Der Potsdamer Pflanzenmolekularbiologe Bernd Müller-Röber, Sprecher der Arbeitsgruppe, erläuterte bei der Vorstellung des Berichtsbandes in Berlin, wie rasant sich die Methoden in der Pflanzenzüchtung in den vergangenen Jahren entwickelt haben. „Ultraschnelle Sequenziertechniken haben einen Quantensprung für die Genomanalyse bewirkt“, so Müller-Röber. Aber auch andere Technologien hätten den Blick auf und in die Pflanze auf ein neues Niveau gehoben. Dazu zählten etwa bildgebende Verfahren, wie sie in Phänotypisierungs-Studien im großen Stil zum Einsatz kämen, immer ausgereiftere bioanalytische Methoden und neuartige molekulare Präzisionswerkzeuge. „Der Pflanzenzüchtung steht eine große Vielfalt an biotechnologischen Methoden zur Verfügung, das ist viel mehr als bloß Gentechnik“, so Müller-Röber. Durch Systembiologie und Bioinformatik gelinge es zudem immer besser, eine „prädiktive“ Pflanzenzüchtung zu erreichen. Eine neue Generation von Pflanzentechnologien biete neuartige Lösungsansätze, etwa Gewächse, die widerstandsfähig gegen Schädlinge sind, Wasser effizienter nutzen oder eine verbesserte Nährstoffzusammensetzung aufweisen. „Ob die neuen Wege und Ziele aber auch in Deutschland zu einer besseren Verbaucherakzeptanz führen, ist offen“, so Müller-Röber.
Plädoyer an die Politik
Die Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht plädiert dafür, dass die zukunftsorientierten Anwendungen der grünen Gentechnik in Deutschland öffentlich gefördert und weiterentwickelt werden sollten. Lange Zeit habe es an einer konsistenten Politik für die Förderung der Grünen Gentechnologie gefehlt. „Mit der 2010 gemeinsam von BMBF und BMELV aufgelegten Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie zeichnet sich jedoch eine deutliche Verbesserung ab“, schreibt die Arbeitsgruppe in ihren Handlungsempfehlungen. Gerade bei der Anwendungsforschung zur grünen Gentechnik drohe Deutschland bei internationalen Forschungsprogrammen abgekoppelt zu werden. Das wissenschaftliche und personelle Know-how müsse als Motor zukünftiger Innovationen langfristig in Deutschland gesichert werden.
Patente nur auf Erfindungen
Der Themenband beleuchtet auch die Frage der Risikowertung von gv-Pflanzen sowie ökonomische, patentrechtliche und ethische Aspekte der Grünen Gentechnik. Die Arbeitsgruppe kommt hier zu dem Schluss, dass sich das gängige Verfahren – die Überprüfung möglicher gesundheitlicher Risiken durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA — bewährt habe. An der wissenschaftlichen Qualität der Expertise der EFSA seien keine konkreten Fehler zu bemängeln. „Wissenschaftliche Transparenz und politische Entscheidung müssen transparent unterschieden werden“. Zur Frage der Patentierung von pflanzenbiotechnologischen Entwicklungen unterstreicht die Arbeitsgruppe, es müsse „sichergestellt bleiben, dass Patente allein auf Erfindungen erhoben werden dürfen, nicht aber auf die bloße Gensequenz“. Weitere Informationen zur Arbeitsgruppe “Gentechnologiebericht” erhalten Sie unter www.gentechnologiebericht.de Quelle: biotechnologie.de/pg