EU-Förderung für Traceless Materials
Nur ein Drittel der Kunststoffabfälle in Deutschland wird recycelt. Der Großteil wird verbrannt oder landet oft in der Natur mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Kompostierbare Kunststoffe sind eine Alternative, um den Eintrag von Mikroplastik einzudämmen. Das Hamburger Start-up Traceless Materials hat seinem Namen entsprechend einen biobasierten Kunststoff entwickelt, der in der Umwelt keine Spuren hinterlässt, sondern kompostierbar ist und somit im Biomüll entsorgt werden kann. Für die Weiterentwicklung ihrer Technologie erhält das Jungunternehmen nun einen Zuschuss vom Europäischen Innovationsrat (EIC) in Höhe von 2,42 Mio. Euro.
Innovation eröffnet Marktchancen für Verpackungsindustrie
Damit ist Traceless Materials eines von 65 Unternehmen, das aus insgesamt 4.000 Bewerbern für eine Förderung ausgewählt wurde. „Die vorgeschlagene Innovation stellt einen echten Durchbruch im Bereich der Kunststoffmaterialien dar, da sie einen zirkulären und nachhaltigen Ansatz auf der Grundlage von landwirtschaftlichen Abfällen, innovativen Umwandlungsschritten und endgültigen Materialeigenschaften kombiniert, die über den Stand der Technik hinausgehen und eine vollständig biologisch abbaubare Lösung für viele Sektoren bieten werden“, so die Begründung der Jury. Nach Ansicht des Bewertungsausschusses kann „die Kombination von biologischer Abbaubarkeit mit spezifischen thermomechanischen, Barriere- und Kompatibilitätseigenschaften wichtige Marktchancen eröffnen, insbesondere für die Verpackungsindustrie.”
Biokunststoff aus Agrarrestoffen
Traceless Materials ist ein Spin-off der TU Hamburg und wurde erst im September 2020 von Anne Lamp und Johanna Baare gegründet. Für die Herstellung des neuartigen Materials werden Reststoffe der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion wie Stärke oder Brauereirückstände genutzt. Es kann für Folien und andere Lebensmittelverpackungen genutzt werden. Nach Angaben des Unternehmens ist das Material – abhängig von der Stärke – innerhalb von zwei bis neun Wochen biologisch abbaubar.
Markteinführung beschleunigen
„Wir sind stolz und glücklich, denn dies ist eine großartige Anerkennung all unserer Leistungen im vergangenen Jahr!”, freut sich Geschäftsführerin und Gründerin Anne Lamp. „Die Förderung ermöglicht es uns, unsere Entwicklung noch weiter zu beschleunigen und traceless schnell auf den Markt zu bringen – damit wir unseren Beitrag zur Lösung der globalen Plastikverschmutzung leisten können.“ Geplant ist mit der Förderung eine Demonstrationsanlage zu errichten.
Der Europäische Innovationsrat (EIC) ist ein neues Förderinstrument, das im Rahmen des Programms „Horizon 2020” im März 2021 offiziell gestartet ist. Mit einem Budget von mehr als 10 Mrd. Euro sollen die Entwicklung und Verbreitung bahnbrechender Technologien und Innovationen während des gesamten Lebenszyklus’ – von der Frühphasenforschung über den Konzeptnachweis und den Technologietransfer bis hin zur Finanzierung und Vergrößerung von Start-ups und KMU in der EU unterstützt werden. Der EIC-Accelerator fördert gezielt kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Neben der finanziellen Unterstützung werden Start-ups wie Traceless Materials vom EIC auch durch Coaching, Mentoring sowie Kontakte zu anderen Investoren und Unternehmen unterstützt.