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Donau so bunt: Mehr Plastikmüll als Jungfische in Europas zweitgrößtem Fließgewässer
07.03.2014
Fische verwechseln Plastikmüll mit Nahrung
So können z. B. Fische die driftenden Plastikteilchen mit Nahrungspartikeln (Kleinkrebse, Insektenlarven, Fischeier) verwechseln. Die potentiellen Folgen reichen von einem “vorgetäuschten” Sättigungsgefühl über mechanische Verstopfung und Verletzung des Darmtraktes bis zum Exodus. Vieles weist darauf hin, dass die Aufnahme von Plastikpartikeln zu einer Bioakkumulation der löslichen Zusatzstoffe (Phthalate, Bisphenol A etc.) in der Nahrungskette führen kann. Dies würde in letzter Konsequenz auch den Menschen betreffen. In nahezu allen entnommenen Driftproben des Donauwassers fanden die Forscher neben Fischlarven eine beträchtliche Anzahl kleiner, makroskopisch sichtbarer Plastikpartikel. Bei einem Großteil (79%) davon handelte es sich um industrielles Rohmaterial in unterschiedlichsten Variationen (Pellets, Spherules, Flakes), der Rest bestand aus anderen, nicht näher zuordenbaren Teilen und geht wahrscheinlich auf kommunalen Abfall zurück.4,2 Tonnen Plastikmüll pro Tag
Die Mengenabschätzung zeigte, dass die Donau zwischen Wien und Bratislava in den Uferbereichen im Durchschnitt 317 Plastikpartikel (4,8 g) und 275 Fischlarven (3,2 g) pro 1000 m³ Wasser transportiert. “Eine konservative Hochrechnung dieser Mengen ergibt einen geschätzten Eintrag von ca. 4,2 Tonnen Plastikmüll pro Tag von der Donau in das Schwarze Meer”, erklärt Hubert Keckeis vom Department für Limnologie und Ozeanographie der Universität Wien.Gefährdete Fischfauna
Die Donau in Österreich ist durch eine hohe Anzahl von Fischarten gekennzeichnet, von denen zwei Drittel von Experten als gefährdet eingestuft werden. Die Fischgemeinschaften leiden nicht nur unter der Wasserverschmutzung, sondern auch unter anderen, mannigfaltigen Nutzungsansprüchen (Wassernutzung, Energiegewinnung, Transport, Fischerei) und den daraus resultierenden Änderungen im Ökosystem. Flächenverluste, Stauhaltungen, Sicherungs- und Stabilisierungsmaßnahmen (Uferbefestigung, Querbauwerke) und die herabgesetzte Konnektivität der Donau mit Seitenarmen und Nebenflüssen wirken sich äußerst negativ auf die Fischbestände aus. Besonders schwerwiegend betroffen sind Reproduktionsmöglichkeiten (Anzahl, Qualität und Erreichbarkeit von Laichplätzen, Laichwanderungen) und die Aufwuchshabitate der Jungfische.Publikation in “Environmental Pollution”:
Aaron Lechner, Hubert Keckeis, Franz Lumesberger-Loisl, Bernhard Zens, Reinhard Krusch, Martin Glas, Michael Tritthart, Elisabeth Schludermann: “The Danube so colourful: a potpourri of plastic litter outnumbers fish larvae in Europe’s second largest river”. In: Environmental Pollutionhttp://authors.elsevier.com/sd/article/S0269749114000475
DOI: 10.1016/j.envpol.2014.02.006 Quelle: idw