Bionikforschung an der Kieler Universität: “Der Käfer macht es uns vor”
08.08.2012
„Das war eine sehr schöne Zusammenarbeit mit Frau Hosoda“, berichtet Gorb. „Es ist allgemein bekannt, dass man an der Luft zwei Festkörper mithilfe von Wasser zum Haften bringen kann. Wie ein Blatt Papier, das auf dem Tisch kleben bleibt, wenn es nass wird.“ Die Oberflächenspannung der Flüssigkeit an der Grenzfläche zwischen Luft, Flüssigkeit und Festkörper, genannt Kapillarkraft, machen sich auch Insekten zunutze. Anstelle von Wasser kleben sie mithilfe von Öl an ihren Fußhärchen auf Oberflächen. „Das gleiche Prinzip unter Wasser bleibt eine spannende Perspektive, denn ohne Luft können die Kapillarkräfte nicht wirken. Der Käfer macht es uns vor. Er nimmt einfach Luftblasen mit unter Wasser“, so Gorb weiter. Mit der eingeschlossenen Luft zwischen ihren Fußhärchen schafft der Käfer genau die Grenzfläche zwischen Luft, Flüssigkeit und Festkörper, die auch für eine Haftung unter Wasser notwendig ist. Bedingung ist allerdings, dass die Oberfläche, auf der der Käfer laufen will, in einem bestimmten Maße wasserabweisend ist. Das sei allerdings in der Natur oft der Fall. Allein die Oberseite von Blättern sei häufig etwas hydrophob, erklärt der Kieler Wissenschaftler. Gorb: „Von dieser Idee inspiriert haben wir eine künstliche Silikon-Polymer-Struktur hergestellt, die die Eigenschaften der Unterwasserhaftung des Käfers imitiert.“ Die Herausforderung dabei war, dass das Material die Luft unter Wasser halten muss. Die Lösung liegt in einer Mikrostruktur, welche ähnlich wie die Käferhärchen Luftblasen halten kann. Damit ist ein Material geschaffen, dass ohne Klebstoff unter Wasser an Festkörpern haftet. Mögliche Anwendungsgebiete seien Unterwasseroptik, aber auch jede Art von Unterwassertechnik.
Originalpublikation:
Proceedings of the Royal Society B. doi:10.1098/rspb.2012.1297 Quelle: idw/Christian-Albrechts-Universität (Text: Claudia Eulitz)