Nach dem Verständnis des Bioökonomierates ist die Bioökonomie die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen (etwa Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen), um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen. Doch wie denken Bürgerinnen und Bürger über dieses Konzept der biobasierten und nachhaltigen Wirtschaftens?
Diskussionsgruppen zu vier Mega-Herausforderungen
Bei der Dialogveranstaltung im Naturkundemuseum wurde klar: Mit diesem Thema beschäftigten sich viele zum ersten Mal. Gemeinsam mit Experten des Bioökonomierates schlüpften die Bürger in die Rolle von Zukunftsplanern. In kleinen Diskussionsgruppen tauschten sie sich über vier Szenarien aus: Es ging um Ideen für eine lebenswerte Stadt, um nachhaltigen Konsum, die Welternährung der Zukunft und die ökologisch verträgliche Entwicklung der Industrie. Viele Dutzend bunter Ideen kamen dabei auf den Tisch: Nachhaltiges Wirtschaften könne nicht isoliert geschehen, sondern erfordere zahlreiche Wandlungsprozesse. Dazu könnte die Neuorganisation und der Umbau von urbanen und ländlichen Strukturen oder der Wandel ganzer Industrien gehören. Die Bevölkerung könne diesen Prozess durch verstärkte Nachfrage etwa nach grünen Produkten, ressourceneffizienter Infrastruktur sowie einem ökologischen Bewusstseinswandel beschleunigen.
Auftakt zu langfristig angelegtem Dialog
Christine Lang, Vorsitzende des Bioökonomierates, zog eine positive Bilanz des Nachmittages: „Die Dialogveranstaltung war ein erfolgreicher Auftakt für einen langfristig angelegten Dialog zwischen Rat und Bürgern.“ Das große Interesse der Teilnehmer an der biobasierten Wirtschaft zeige den Wunsch der Menschen, sich für dieses Zukunftsthema zu engagieren, so die Biotechnologie-Unternehmerin weiter. Wiederverwertbare Materialien, Bioenergie, neue Stoffkreisläufe aber ganz entscheidend auch ein Bewusstseinswandel hin zu nachhaltigerem Konsum und „grünen“ Produkten könnten hier helfen, so einige der Anregungen der Teilnehmer. „In den Gesprächen wurden zahlreiche Ideen für biologische Möglichkeiten geboren, die uns helfen können, Industrie und Gesellschaft wieder stärker in Einklang mit der Natur zu bringen“, resümiert Joachim von Braun, Vorsitzender des Rates. Dies wurde auch in der Abschlussdiskussion deutlich, durch die TV-Moderator Stefan Schulze-Hausmann (3sat, Nano) gemeinsam mit dem Generaldirektor des Naturkundemuseums, Johannes Vogel, führte. Einigkeit herrschte darin, dass es für den Menschen kein „Weiter so“ geben könne.
Diskussionen unter Dinoskeletten
Ob allerdings Verzicht, Wirtschaftswachstum mit grünen Produkten oder technische Lösungen in der Natur das richtige Mittel seien, darüber wurde nicht nur während der Veranstaltung, sondern auch während des folgenden Abschlussempfangs in der Saurierhalle des Museums kontrovers diskutiert. Bereits auf seiner Sitzung am 3. September in Berlin setzte sich der Bioökonomierat mit den Ergebnissen der Dialogveranstaltung auseinander. Die Experten begrüßten neben dem starken Engagement der Bürger vor allem das deutliche Votum der Teilnehmer, die begonnenen Gespräche fortzusetzen und in tiefergehenden Diskussionen mehr über die biobasierte Wirtschaft zu erfahren. Der Weg zu einer Bioökonomie sei nicht vorgezeichnet, sondern müsse von allen gesellschaftlichen Kräften gestaltet werden. Hierfür sei die Dialogveranstaltung, die in den kommenden Wochen detailliert ausgewertet werden wird, ein guter Auftakt gewesen. Quelle: biotechnologie.de