Am 5. September 2019 kamen in der Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel zahlreiche Vertreter aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft zum Workshop „Advanced Biofuels Towards Renewable Energy Transition in Europe“ zusammen. Die von Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie eröffnete Veranstaltung bot eine ideale Plattform, um über die Vorteile fortschrittlicher Biokraftstoffe für die europäische Wirtschaft und den Klimaschutz zu diskutieren. Der Workshop wurde von der Industrielle Biotechnologie Bayern Netzwerk GmbH im Rahmen des EU-Forschungsprojekts SUNLIQUID organisiert.
Nach der Begrüßung durch Herrn Staatssekretär Roland Weigert und Herrn Prof. Haralabos Zorbas (IBB Netzwerk GmbH) hielt Herr Prof. Kevin Anderson eine mitreißende Keynote Rede zum Thema Klimawandel und appellierte dringend an die über 120 Zuhörer, jetzt zu handeln, um die Folgen des Klimawandels noch abschwächen zu können. Anschließend stellten hochrangige Vertreter aus Industrie und Wissenschaft ihre Technologien in kurzen Vorträgen vor. In diesen Pitches erfuhren die Gäste nicht nur Wissenswertes über die technischen Fortschritte im Gebiet der fortschrittlichen Biokraftstoffe, sondern wurden auch über die Nachhaltigkeit und die wirtschaftliche Tragfähigkeit der vorgestellten Technologien aufgeklärt. In der folgenden Podiumsdiskussion bestätigten Teilnehmer, wie Prof. Andreas Hornung, Leiter des Institutsteils Sulzbach-Rosenberg von Fraunhofer UMSICHT, Camilo Lopez, Bussines Development Manager der Electrochaea GmbH, Prof. Peter Lindblad, Uppsala Universität, Dr. Ales Bulc, CEO von Global Bioenergies oder Philippe Mengal, Executive Director bei Bio-Based Industries Joint Undertaking, dass die Industrie inzwischen marktreife Technologien bereithält, um klimafreundliche, fortschrittliche Biokraftstoffe im industriellen Maßstab zu produzieren. Die Nutzung dieser Biokraftstoffe sei essenziell, um den CO2-Ausstoß innerhalb des europäischen Transportsektors erheblich zu reduzieren. Bereits im Zuge der Ende 2018 verabschiedeten Erneuerbare-Energien-Richtlinie (REDII) der Europäischen Union einigten sich die EU-Mitgliedstaaten darauf, den Einsatz von fortschrittlichen Biokraftstoffen maßgeblich zu fördern. Ein weiterer Teilnehmer der ersten Podiumsdiskussion, Marko Janhunen, Director Public Affairs beim Unternehmen UPM, sieht dies als einen Schritt in die richtige Richtung: “Für die Industrie ist es von besonderer Bedeutung, dass REDII zügig und mit dem nötigen Ehrgeiz umgesetzt wird. UPM begrüßt es, dass viele Mitgliedstaaten beginnen, sich ernsthaft mit Klimaschutz auseinanderzusetzen, und Maßnahmen ergreifen, um CO2-Emmissionen im Transportsektor einzudämmen.“ Nach der Erfrischungspause, die für viele Gespräche zwischen Vortragenden und Teilnehmern genutzt wurde, referierte Herr Dr. Kyriakos Maniatis in einer sehr informativen Keynote Rede über gültige EU-Richtlinien sowie EU-geförderte Projekte zum Thema fortschrittliche Biokraftstoffe. In der direkt folgenden zweiten Podiumsdiskussion diskutierte Dr. Maniatis mit der Europaabgeordneten Ulrike Müller von der Renew Europe Group, Dr. Gloria Gaupmann, Head of Public Affairs, GTI bei Clariant und Vorsitzende der Leaders of Sustainable Biofuels, Ylwa Alwarsdotter, Excecutive Vice President Bussines Development bei SEKAB sowie Reinhard Otten, Consultant Strategy Sustainable Product Development der Audi AG über die Herausforderungen bei der Bekämpfung des Klimawandels für die EU Transportpolitik. Viele EU-Mitgliedsstaaten verfügen über ein großes, bisher ungenutztes Potential an Rest- und Abfallstoffen, die als Rohstoff zur Biokraftstoffherstellung dienen können. Fortschrittliche Biokraftstoffe sind durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe nachhaltig und nahezu klimaneutral. Darüber hinaus bieten sie auch den Vorteil, dass sie durch Beimischung zu erdölbasierten Kraftstoffen im Rahmen bereits vorhandener Infrastruktur in herkömmlichen Verbrennungsmotoren Verwendung finden können. Um die von der EU definierten ambitionierten Klimaziele zu erreichen, müssen alle vorhandenen Technologien ausgeschöpft werden. Die notwendigen Voraussetzungen, um die bereits existierenden innovativen Technologien im industriellen Maßstab flächendeckend zur Verfügung zu stellen, muss die Politik auf europäischer und nationaler Ebene schaffen. Gloria Gaupmann, Head of Public Affairs, Technology & Innovation beim Unternehmen Clariant, sieht die EU-Mitgliedsstaaten in der Pflicht, die Industrie bei ihren Bemühungen und Investitionen zu unterstützen: „Die Europäische Kommission muss die Mitgliedstaaten genau im Auge behalten, damit die vereinbarten REDII-Ziele auf nationaler Ebene möglichst schnell und konsequent umgesetzt werden. Außerdem muss die Kommission gemeinsam mit den EU-Gesetzgebern bereits den Weg bis 2050 ebnen, um fortschrittliche Biokraftstoffe schließlich von der Ausnahme zur Regel werden zu lassen.“ Mit diesen Appellen endete die Veranstaltung bei einem gemeinsamen Mittagessen und der erneuten Gelegenheit zum Austausch zwischen allen Teilnehmern.