302 Spitzenforscher erhalten EU-Mittel in Höhe von 680 Mio. EUR
22.01.2013
Der Europäische Forschungsrat (ERC) stellt bei der jüngsten Aufforderung im Rahmen der Vergabe seiner renommierten „Advanced Grants” 680 Mio. EUR für 302 erfahrene Spitzenforscher in 24 Ländern in ganz Europa bereit. Die Mittel, die je Vorhaben bis zu 2,5 Mio. EUR betragen können, ermöglichen es diesen Wissenschaftlern, in Pionierbereichen ihre innovativsten Ideen mit ihren eigenen Teams weiter zu verfolgen. Die ausgewählten Projekte decken einen sehr breiten Themenbereich ab. In Frankreich werden ein Wissenschaftler und sein Team neue Modelle zur Erklärung bestimmter physikalischer Phänomene entwickeln, z. B. der Supraleitfähigkeit, die es Geckos ermöglicht, an Wänden hochzulaufen. Ein Team in Lettland wird unter Einbeziehung der Informatik, der Physik und der Mathematik die Vorteile und Grenzen von quantentechnischen Anwendungen bewerten. Weitere Mittel erhält ein Forscher in Italien, der untersuchen wird, wie Wirtschaftsakteure ihre Urteile über ihr Umfeld und über einander bilden und ändern; dabei sollen bestehende Modelle um emotionale und psychologische Faktoren erweitert werden. Die für Forschung, Innovation und Wissenschaft zuständige EU-Kommissarin Geoghegan-Quinn hierzu: „Der ERC wird auch weiterhin alles daransetzen, die allerbesten Forscher ausfindig zu machen. ERC-Mittel ermöglichen immer häufiger wissenschaftliche Durchbrüche und Entdeckungen sowie mehr Publikationen in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften. Da die Förderung von Pionierforschung auf höchster Ebene für die Wettbewerbsfähigkeit Europas von zentraler Bedeutung ist, haben wir auch eine Aufstockung des ERC-Budgets im Rahmen unseres Programms „Horizont 2020” vorgeschlagen.” Beim ERC gingen für diese „Advanced Grants”-Aufforderung etwa 2300 Bewerbungen ein, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr bedeutet (4,5 %). Auch das Budget der Aufforderung ist mit 680 Mio. EUR leicht gestiegen. Die Zahl der für eine Finanzierung ausgewählten Forscher stieg geringfügig von 294 auf 302, während die Quote erfolgreicher Bewerbungen mit 13 % konstant geblieben ist. „Advanced Grants” werden an etablierte Spitzenforscher jeder Nationalität und jeden Alters vergeben, die wissenschaftlich unabhängig sind und deren jüngste wissenschaftliche Erfolgsbilanz und deren Profil sie als führend in ihrem jeweiligen Gebiet bzw. ihren jeweiligen Gebieten ausweisen.
Hintergrund
Die ERC-Stipendien sollen Spitzenforschern aller Nationalitäten zugute kommen, die in Europa niedergelassen sind oder bereit sind, sich dort niederzulassen. Bei dieser „Advanced Grants”-Aufforderung verteilen sich die Nationalitäten der ausgewählten Kandidaten auf 32 Länder, wobei die meisten dieser Forscher aus dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien stammen. Die Durchführung ihrer Forschungsvorhaben wird in über 160 Einrichtungen in 24 verschiedenen europäischen Ländern erfolgen. Als größte Länder der EU stellen das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland die meisten erfolgreichen Bewerber. Gemessen an der Bevölkerungsgröße weisen jedoch innerhalb der EU die Niederlande, Dänemark, das Vereinigte Königreich und Zypern die erfolgreichsten Forscher auf, in den mit dem EU-Forschungsprogramm assoziierten Ländern sind es die Schweiz und Israel. Daran lässt sich die hohe Qualität der Forschung in diesen Ländern ablesen, die in der Regel das Ergebnis langfristiger Investitionen in die Forschung ist. Von den renommierten Forschern, die im Rahmen dieser Aufforderung Finanzhilfen erhalten, bewarben sich 11 von außerhalb des Europäischen Forschungsraums (EU-Mitgliedstaaten und beim Forschungsrahmenprogramm assoziierte Länder). Das bedeutet eine Steigerung gegenüber der letzten Aufforderung für „Advanced Grants”. Die meisten dieser Forscher sind Europäer, die in ihre Heimatländer zurückkehren, die Mehrheit von ihnen arbeitete zuvor in den USA, einer in Kanada und einer im Libanon. Unter den ausgewählten Forschern sind auch drei Amerikaner, die aus den USA nach Europa kommen, um die ERC-finanzierten Forschungsarbeiten an einer Gasteinrichtung in Europa durchzuführen. Weitere 21 der ausgewählten Forscher sind zwar keine Europäer, haben sich aber bereits in Europa niedergelassen. Knapp über 15 % der ausgewählten Forscher sind Frauen, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Anteil von 12 % im letzten Jahr bedeutet. Das Durchschnittsalter der ausgewählten Forscher liegt bei 51 Jahren. Bei dieser Aufforderung kamen 45 % der ausgewählten Vorschläge aus dem Bereich „Natur- und Ingenieurwissenschaften”, 37 % aus dem Bereich „Biowissenschaften” und 18 % aus dem Bereich „Sozial- und Geisteswissenschaften”. Die Auswahl der Empfänger erfolgte durch eine Peer-Review-Bewertung in 25 Gremien, denen namhafte Wissenschaftler aus der ganzen Welt angehörten. Der 2007 von der EU eingerichtete Europäische Forschungsrat ist die erste gesamteuropäische Organisation zur Finanzierung der Pionierforschung. Der ERC, die jüngste und neuartigste Einrichtung des Siebten EU-Forschungsrahmenprogramms (spezifisches Programm „Ideen”) verfügt für den Zeitraum 2007 − 2013 über ein Gesamtbudget von 7,5 Mrd. EUR. Die Europäische Kommission hat eine erhebliche Aufstockung des ERC-Budgets auf über 13 Mrd. EUR beim neuen Rahmenprogramm „Horizont 2020” (2014−2020) vorgeschlagen. Quelle: Europäische Kommission