Workshop: Polymermonomere aus nachwachsenden Rohstoffen

Am 31.10/1.11.2011 fand in Frankfurt ein von der Dechema und der FNR organisierter Workshop zu ​„Polymermonomeren aus nachwachsenden Rohstoffen“ statt. Das Programm deckte Themen zu allen wichtigen Polymerklassen ab, zeigte deren Herstellungsmöglichkeiten aus biobasierten Monomeren, sowie Aspekte der Verarbeitung der Bio-Polymeren und deren Anwendungseigenschaften. Exemplarisch sollen einige bemerkenswerte Daten zu den Entwicklungskapazitäten von Bio-Polymeren aus dem Vortrag von Prof. Dr. H.-J. Endres, Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe, Hochschule Hannover, vorgestellt werden. Obwohl der Anteil an Bio-Polymeren im Kunststoffweltmarkt mit ca. 1 % noch gering ist, werden für die nächsten Jahre enorme Zuwachsraten erwartet (siehe Abbildung rechts). Angesichts der ​„Tank-Teller-Diskussion“ bei den Bio-Kraftstoffen stellt sich jedoch die Frage, inwieweit der Produktionsanstieg von Bio-Polymeren Auswirkungen auf den Nahrungs- und Futtermittelbereich haben könnte. Würden weltweit alle heutigen Kunststoffe durch Bio-Polymere ersetzt, dann wären dafür nach Berechnungen von Prof. Endres nur 4 — 5 % der vorhandenen Ackerflächen notwendig¹. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass parallel dazu der Flächenbedarf für biobasierte Energieträger wie z. B. Mais für Biogasanlagen oder Raps für Biodiesel entsprechend reduziert werden könnte, da die Biopolymeren nach ihrer Gebrauchs- und Recyclingphase unter Erzeugung von Energie entsorgt werden können. Diese energetische Entsorgung wäre CO₂-neutral (da das freigesetzte CO₂ vor der Verbrennung durch die Pflanzen gebunden wurde), und gleichzeitig könnten korrespondierende Flächen mit biobasierten Energieträgern wieder der Nahrungsmittelproduktion zugeführt werden. Somit wäre der Flächenbedarf selbst für dieses mittelfristig unwahrscheinliche Szenario durchaus vertretbar. Vor allem ist dies auch vor dem Hintergrund zu werten, dass Schätzungen zufolge der weltweite Nahrungsmittelverlust je nach Art des Lebensmittels zwischen 20 und 75 Prozent liegt, mit einem Gesamtvolumen von jährlich mehr als 1,2 Milliarden Tonnen, die im Müll landen (Pressemitteilung Nr. 093 des BMELV vom 10.05.11). Link zum Institut von Prof. Endres: www​.ifbb​-hannover​.de
Kostenlos nutzbare Biopolymer-Datenbank: www​.materialdatacenter​.com
¹Quelle: H.-J. Endres, M. Bengs, C. Schulz, A. Siebert-Raths. Biopolymere — Marktchancen, Flächenbedarf und künftige Entwicklungen. Kunststoffe 9/2011, S. 105 – 110 © BioM WB GmbH/​wp