In Europa sind rund 30 Millionen Holzmasten bei Telekomunternehmen und Elektrizitätsversorgern im Einsatz. Jedes Jahr müssen Hunderttausende dieser Masten ersetzt werden, weil kupfertolerante, holzzerstörende Pilze auftreten. Dies verursacht Kosten in Millionenhöhe. Das Problem dürfte sich in Zukunft noch weiter verschärfen, da das Kupfer-Fixiermittel Chrom (in bestimmter chemischer Form krebserregend) und das Holzschutzmittel Bor gesetzlich eingeschränkt werden. In Deutschland gelten bereits heute strengere Vorschriften: Da hier weitgehend auf Bor verzichtet wird, gibt es in gewissen Gebieten bereits nach sechs bis acht Jahren Frühausfälle, und die Holzmasten müssen aus Sicherheitsgründen ersetzt werden. Francis Schwarze, Empa-Forscher und Gründer von MycoSolutions, hat zusammen mit der Swisscom AG im Rahmen eines KTI-Projektes einen Pilz (Trichoderma harzianum) selektiert, der die Boden- und Pflanzenregeneration nach Eingriffen an Holzmasten verbessert. Kupfertolerante Pilze verlieren so ihre Fähigkeit, im Erdreich Oxalsäure zu produzieren und dadurch die kupferimprägnierten Holzmasten zu befallen. Deren Standdauer kann so deutlich verlängert werden. Trichoderma harzianum wird – wie auch die Backhefe – den Klasse-1-Organismen zugeordnet; sie sind für Mensch und Umwelt ungefährlich. Anfang April haben die Empa-Forscher nun auch eine Publikation in der renommierten Fachzeitschrift «PLOSONE» veröffentlicht, das den «Proof-of-Concept», also den Nachweis, dass der Ansatz funktioniert, für diese neue Methode des integrierten Holzschutzes liefert. Der Empa-Doktorand und Biotechnologe Javier Ribera konnte zusammen mit Forschenden der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau und der Universitat Politècnica de València in in vitro-Versuchen zeigen, dass ausgewählte Trichoderma-Pilze in der Lage sind, die Schäden durch kupfertolerante, holzzerstörende Pilze stark zu reduzieren. Mit der neuen umweltfreundlichen, integrierten Holzschutzmethode kann zudem die Menge von nicht-abbaubarem, für Bodenlebewesen schädlichem Kupfer, das ins Erdreich ausgewaschen wird, verringert werden. Mit einer längeren Lebensdauer der Holzmasten führt das neue Pilzprodukt auch zu weniger Störungen und langfristig zu erheblich tieferen Wartungskosten. Ergebnisse aus internationalen Feldtests lieferten bereits erfreuliche Resultate. MycoSolutions-CEO Reto Vincenz und sein Team wollen im Rahmen von weiteren Feldtests mit Elektrizitätswerken und anderen Interessierten zusammenarbeiten. Geplant sind dabei auch Versuche mit einer zusätzlichen Beimpfung der Holzmasten. Quelle: Empa (www.empa.ch/web/s604/mycosolutions1)