Nachhaltig, biobasiert und wirtschaftlich?: Internationale Experten diskutierten über Bioökonomie
19.05.2015
Die zweitägige Konferenz verdeutlichte die Vielzahl von Aktivitäten, die EU-weit, aber insbesondere in Großbritannien, dem diesjährigen Partnerland der Konferenz, und Deutschland zur Entwicklung einer biobasierten Wirtschaft angestrebt werden. Zum einen besteht der Bedarf, die fossilen Rohstoffe Erdöl und Erdgas zu ersetzen, zum anderen wird der Ruf nach einer nachhaltigen Wirtschaft lauter. Eine zentrale Rolle spielen hier zukünftig die Land- und Forstwirtschaft als Rohstoffproduzenten. „Auch in diesem Jahr haben wir bei der Bioökonomie-Konferenz die nachhaltige Pflanzenproduktion in den Fokus gestellt. Pflanzen stehen am Beginn vieler Wertschöpfungsketten. Wissenschaftliche Innovationen in dem Bereich der erneuerbaren pflanzlichen Ressourcen versprechen daher, gewinnbringend für die Bioökonomie zu sein.“ stellte Prof. Dr. Klaus Pillen, Co-Sprecher des WissenschaftsCampus Halle, fest. Neben der Ernährungssicherung und deren sozio-ökonomischen Aspekten wurde auch über die energetische und stoffliche Nutzung von Biomasse diskutiert. Prof. Dr. Nicolaus Dahmen vom Karlsruher Institut für Technologie erläuterte dies am Beispiel Synthesegas, das im industriellen Maßstab biobasiert produziert werden könnte. Dazu Prof. Dr. Thomas Hirth (IBB-Netzwerkmitglied) vom BioEconomy Cluster: „Non-Food-Biomasse ist für viele Industriezweige der Rohstoff der Zukunft. Neben der Unabhängigkeit von endlichen fossilen Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas und der nachhaltigen Reduzierung des CO2-Ausstoßes ermöglichen biogene Rohstoffe wie Holz, Stroh, Ölpflanzen oder Mikroalgen auch neue Produkte und Produkteigenschaften. Dass der Rohstoffwandel bereits begonnen hat, zeigen erste integrierte Pilotanlagen am traditionellen Chemiestandort Leuna.“ Die 4. International Bioeconomy Conference unterstreicht die Rolle Sachsen-Anhalts als Modellregion der Bioökonomie für Deutschland und Europa. Mit dem WissenschaftsCampus Halle – Pflanzenbasierte Bioökonomie, der die Konferenz 2012 ins Leben gerufen hat, und dem BioEconomy Cluster, Spitzencluster des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, haben gleich zwei führende Organisationen ihren Sitz in Halle (Saale). Sachsen-Anhalts Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens sieht sein Bundesland im Bereich der wissensbasierten Bioökonomie auf einem guten Weg. Das Land habe mit einer modernen Agrarwirtschaft, einer breiten Forschungsbasis mit Schwerpunkten wie den Pflanzenwissenschaften beste Voraussetzungen, sich den Zielen der Nationalen Forschungsstrategie „BioÖkonomie 2030“ zum Aufbau einer stärker biobasierten Wirtschaft zu stellen. Aeikens: „Sachsen-Anhalt hat sich zu einem Zentrum der Biomassenutzung in Anbau und Verwertung entwickelt. Das Land Sachsen-Anhalt hat im Jahr 2014 zudem die „Chemie und Bioökonomie“ zu einem seiner fünf Leitmärkte erklärt. Die Bioökonomie bietet neue Märkte und Wachstumschancen, die wir nutzen wollen.“ Die Weltbevölkerung wird bis 2030 voraussichtlich auf acht Milliarden Menschen anwachsen – bei gleichbleibender Größe der zur Verfügung stehenden Flächen für den Nahrungsanbau. Der Klimawandel wird für die Zunahme von Wetterextremen sowie für Knappheit bei natürlichen Ressourcen, wie Wasser und Nahrung sorgen. Das Bewusstsein für solche Fakten wächst, doch nach Handlungsoptionen wird immer noch gesucht. Die Bioökonomie wird hierfür als eines der Schlüsselkonzepte des 21. Jahrhunderts gehandelt. [gekürzt] Quelle: idw