Zu dem Symposium mit rund 60 Teilnehmern hatte das Friedrich-Loeffler-Institut und das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten (USDA) ins Berliner Kongresszentrum ICC geladen. Heiner Niemann vom Institut für Nutztiergenetik des Friedrich-Loeffler-Instituts in Mariensee skizzierte in seinem Vortag, wie verbreitet der Einsatz von biotechnischen Methoden in der Tierzucht bereits heute schon ist. Darunter lasse sich auch die künstliche Besamung fassen – 90 Prozent aller geschlechtsreifen Kühe und rund 50 Prozent aller Sauen würden heute künstlich besamt. Die in vitro-Fertilisation und der hierbei nötige Embyonentransfer werde bei einem Prozent der besten weiblichen Tiere durchgeführt.
Genomischer Zuchtwert wird wichtiger
Niemann verdeutlichte, wie die Genomforschung die Tierzucht zunehmend verändert. Seit 2009 sind die kompletten Erbgutsequenzen für Rind und Pferd und seit 2012 auch für das Schwein öffentlich. „Tierzüchter stellen immer mehr auf den genomischen Zuchtwert um“, sagte Niemann. Im Genom fahnden Nutztiergenetiker nach molekularen Markern und den Vererbungsmustern von relevanten Merkmalen. Hätten Züchter früher einzig auf Leistungsmerkmale geschaut, so rückten Aspekte wie die Tiergesundheit und die Vermeidung von Umweltbelastungen ins Visier der Genetiker. Niemann erläuterte, wie auch gentechnische Verfahren künftig die Forschung, aber auch die Nutztierhaltung, verändern können. „Zinkfinger-Nukleasen als Werkzeuge ermöglichen uns, sehr präzise Änderungen am Genom vorzunehmen“. Sein Team hat auf diese Weise bei Schweinen die Produktion eines Proteins auf der Oberfläche von Zellen ausgeschaltet. Damit sei ein weiterer Schritt gelungen, um Ersatzgewebe vom Schwein dereinst geeigneter für Organtransplantationen zu machen.
Fortschritte beim Klonen – aber mangelnde Aktzeptanz
Zum Thema Klonen von Nutztieren waren eine ganze Reihe von Experten nach Berlin gekommen. Mark Walton von der US-Firma Recombinetics formulierte klare Botschaften: „Klonen von Nutztieren ist sicher und es wird immer effizienter“. Neben den USA gebe es in Argentinien, Brasilien, Kanada, Australien und Korea Unternehmen, die sich auf die kommerzielle Anwendung der Klontechnik spezialisiert haben. Walton betonte, Klonen sei kein Werkzeug für die Tierzüchtung. „Es geht vielmehr darum, wertvolle genetische Ressourcen zu erhalten, etwa wenn ein Prachtbulle verfrüht stirbt oder erkrankt.“ Der französische Experte Jean Paul Renard erläuterte, zu welchen Ergebnissen die europäische Lebensmittelbehörde EFSA in ihrem neuesten Bericht vom Juli 2012 zum Thema Klontiere und Klonfleisch gekommen ist (zum Report). Demnach kann Klonen nach dem derzeitigen Stand gesunden Nachwuchs hervorbringen, trotzdem zeige ein Teil der Ungeborenen Entwicklungsstörungen oder es kommen häufig Fehlgeburten. Keine Bedenken hat die EFSA indes für den Verzehr von Fleisch von Nachkommen von geklonten Rindern und Schweinen. Hier gebe es keinerlei Unterschiede zu herkömmlichen Fleisch.